Demokratie braucht wieder mehr Anziehungskraft für die Menschen, meint Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Platzeck. Er spricht gar von Erotik.

Die Demokratie muss aus Sicht des früheren Ministerpräsidenten von Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD), für die Menschen in Deutschland wieder besser erlebbar werden. „Dass Allererste, was die Menschen überall erwarten, ist, dass die öffentlichen Dienstleistungen und Verwaltungen funktionieren“, sagte er der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“. „Zweiter Punkt ist, wir müssen wirklich ernst machen und aufhören damit, unsere Demokratie immer weiter zu verrechtlichen. Demokratie muss eine Anziehungskraft haben auf Menschen, muss also erotisch bleiben.“ 

Aus einem alles regeln wollenden Staat müsse in Teilen wieder ein etwas mehr zulassender Staat werden, sagte Platzeck, der von 2002 bis 2013 Regierungschef in Brandenburg war. „Es muss Bewegung reinkommen, damit wieder was passiert und damit die Leute Demokratie auch wieder mehr erleben und besser nachvollziehen können.“ Bei vielen Menschen stelle sich aber das Gefühl ein, dass die Abläufe nicht mehr durchschaubar seien. 

Zudem kritisierte Platzeck, dass auch die Sprache der Politiker in Berlin viele Menschen nicht mehr erreiche. „In urbanen Räumen wird strukturell in Teilen anders gedacht und anders gesprochen als im flachen Land. Das hat sich verschärft und damit meine ich nicht nur das Gendern, man lebt halt anders in großen Städten und das prägt auch die Sprachbilder und Satzkonfigurationen“, so Platzeck. „Da sagen inzwischen viele Menschen, könnt ihr alles sagen und machen, aber mich erreicht das einfach nicht.“