Zum 86. Mal jährt sich am Samstag die Pogromnacht von 1938. Einer der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte soll nicht in Vergessenheit geraten. Auch in NRW wird an die Opfer erinnert.

Mit vielen verschiedenen Veranstaltungen wird in zahlreichen NRW-Städten auch in diesem Jahre der Opfer der Pogromnacht vom 9. November 1938 gedacht. Kommunen und jüdische Gemeinden aber auch private Initiativen und Vereine erinnern an die Ereignisse vor 86 Jahren, als Juden getötet, verletzt und verschleppt, Synagogen niedergebrannt und jüdische Geschäfte verwüstet wurden.

In Tönisvorst am Niederrhein laden die Stadt und die weiterführenden Schulen zum Gedenken am Samstag zu einem Lichterzug durch die Innenstadt ein. In Langenfeld richtet der Verein Kulturgut zur Pogromnacht nicht nur eine zentrale Gedenkveranstaltung aus, sondern ruft auch zur gemeinsamen Reinigung der im Stadtgebiet verlegten Stolpersteine auf. An jedem Standort soll dabei kurz über das Leben der Menschen berichtet werden, für die der jeweilige Stolperstein verlegt worden sei, heißt es.

Gedenkveranstaltungen landesweit 

Weitere Gedenkveranstaltungen gibt es überdies am Samstag etwa in Köln, Gütersloh, Bottrop, Hagen, Solingen, Wesel, Ahlen, Mülheim an der Ruhr, Kleve, Lippstadt, Gelsenkirchen und Krefeld. Bei mehreren der landesweit stattfindenden Gedenkveranstaltungen gibt es etwa Lesungen und musikalische Begleitung. Zahlreiche Kirchengemeinden, darunter in Düsseldorf, Köln und Rheinbach veranstalten überdies Gedenkgottesdienste am Samstag und Sonntag. 

In der Landeshauptstadt Düsseldorf findet die zentrale Gedenkstunde wegen des Schabbat – dem jüdischen Ruhetag – bereits am Freitagvormittag statt. Darin nimmt neben dem Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) auch Landtagspräsident André Kuper (CDU) teil. Ebenfalls unter Berücksichtigung des jüdischen Ruhetags werden in Mülheim an der Ruhr am Sonntag auf dem Synagogenplatz an der Gedenktafel Kränze niedergelegt. Auch in Essen und Ratingen finden die Gedenkfeiern am Sonntag statt.

Neue Antisemitismusbeauftragte spricht Grußwort 

Die neue NRW-Antisemitismusbeauftragte, Sylvia Löhrmann (Grüne), die das Amt erst Anfang November als Nachfolgerin von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) übernommen hat, wird an der Kranzniederlegung mit Gebet sowie der offiziellen Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt in Düsseldorf teilnehmen. Am Samstagabend wird Löhrmann bei der zentralen Gedenkfeier der Stadt Hagen, die in diesem Jahr hauptsächlich von Schülern gestaltet wird, ein kurzes Grußwort sprechen. 

Laut eines landesweiten Forschungsprojekts der Mahn- und Gedenkstätte der Landeshauptstadt Düsseldorf aus dem Jahr 2018 kamen im Zuge der Novemberpogrome von 1938 mindestens 127 Menschen auf dem Gebiet des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen ums Leben. Während der Pogromnacht am 9. November 1938 und in den Tagen danach wurden in ganz Deutschland Juden verfolgt, misshandelt und getötet. Die Nationalsozialisten setzten zahlreiche Synagogen in Brand und zerstörten jüdische Wohnungen, Geschäfte und Büros.