Die Ampelkoalition ist Geschichte, CDU-Chef Merz fordert rasche Neuwahlen. Sticheleien gegen die politische Konkurrenz kann er sich nicht verkneifen.
Friedrich Merz muss sich immer vornehmen, nicht überheblich zu wirken. Seine Impulsivität ist eines seiner größten Risiken im anstehenden Wahlkampf. Das weiß der CDU-Chef – und man kann häufig beobachten, wie er sich in Situationen extra zusammenreißt. Oder es zumindest versucht.
Seine Schadenfreude über das Ende der Ampel-Koalition kann Merz sich natürlich nicht verkneifen. Und so war am Freitagmorgen in Berlin zu beobachten, dass der vermeintlich spröde Sauerländer einen beträchtlichen Hang zur Ironie hat.
Auf die Frage eines Journalisten, ob es realistisch sei, dass Christian Lindner in der nächsten Regierung wieder Finanzminister werde, so wie er es angekündigt hat, antwortete Merz lachend: „Das ist dann realistisch, wenn die FDP so stark ist, dass sie wieder Regierungsfraktion wird. Aber das liegt allein in der Hand der FDP und nicht in unserer.“
FDP-Wähler? „Soweit sie noch vorhanden sind“
Der Journalist hakte nach. Merz würde damit sagen, das sei nicht ausgeschlossen. Moment! Also frotzelte der CDU-Chef: „Das muss die FDP selbst mit ihren Wählerinnen und Wählern – soweit sie noch vorhanden sind – entscheiden, und das ist nicht unsere Entscheidung.“
Soweit sie noch vorhanden sind. Das saß. Man darf ja nicht vergessen, dass Union und FDP mal so etwas wie Wunschkoalitionäre waren. So wie in der Union auch mal viele von einer schwarz-grünen Regierung auf Bundesebene träumten. Für die CDU ist das derzeit noch eher eine Option als für die CSU.
Also lag es nahe, dass eine Journalistin eine weitere Nachfrage zur Kanzlerkandidatur von Robert Habeck stellte. Auch hier konnte Merz sich den Spott nicht verkneifen: „Naja, die Selbsterklärung zum Kanzlerkandidaten bei neun Prozent Wählerzustimmung hat ja durchaus einen humorvollen Teil. Das müssen die Grünen dann mit sich und ihren Wählerinnen und Wählern ausmachen.“
Nun muss man sagen, dass die Grünen in den meisten Umfragen eher bei elf oder zwölf als bei neun Prozent liegen. Aber lästige Details waren aus Sicht von Merz für seine Botschaft nicht so wichtig: Habeck will Kanzler werden, obwohl die Union in Umfragen dreimal so viele Prozente hat wie die Grünen? Wer da nicht schmunzelt, dem ist nicht zu helfen.
Und was sagen Habeck und Lindner zum Merz-Spott? Das ist noch nicht überliefert. Vielleicht denken sie sich: Es wird im Wahlkampf noch genug Möglichkeiten geben, sich über den CDU-Chef lustig zu machen. Denn auch das hat Merz bewiesen: selbst aufgestellte Fettnäpfchen sind ihm nicht völlig fremd.