Die Krise beim Autobauer Volkswagen überschattet den Branchenkongress Automotive Forum in Zwickau. VW müsse rasch Klarheit zur Zukunft der einzelnen Standorte schaffen, mahnt IHK-Präsident Jankowsky.
Die Fahrzeugfertigung von Volkswagen in Zwickau muss aus Sicht von VW-Sachsen-Chef Danny Auerswald deutlich produktiver werden. Dazu müssten einerseits die Arbeitskosten sinken. Andererseits müsse der Grad der Automatisierung forciert werden, sagte Auerswald beim Automotive Forum in Zwickau. Die Weichen müssten jetzt gestellt werden, mahnte er, damit sich der Standort für künftige Modellgenerationen empfehle. Potenzial sehe er auch mit Blick auf die Einführung Künstlicher Intelligenz in der Produktion.
Der Volkswagen-Konzern plant angesichts hoher Produktionskosten in Deutschland einen harten Sparkurs. Dazu will der Autobauer die Tariflöhne um zehn Prozent senken. Laut Betriebsrat plant die Unternehmensführung zudem, mindestens drei Werke zu schließen und an den übrigen Standorten die Kapazität zu verringern. Dagegen gibt es großen Widerstand der Belegschaften auch in Sachsen. Hier hat Volkswagen rund 12.000 Beschäftigte an drei Standorten: Zwickau, Chemnitz und Dresden.
IHK-Präsident: Nicht nach Postleitzahlen entscheiden
Der Präsident der IHK Chemnitz Max Jankowsky forderte Volkswagen auf, rasch Klarheit zur Zukunft der einzelnen Standorte zu schaffen. Das aktuelle Informationsvakuum schade sehr. Einerseits gehe bei den Beschäftigten große Angst um, andererseits würden Planungen von Zulieferern erschwert, erklärte Jankowsky. Es dürfe nicht sein, dass VW-Beschäftigte am Jahresende mit ihrer Familie Weihnachten feierten, ohne zu wissen, wie es für sie weitergehe. Deswegen brauche es eine klare Ansage der Unternehmensführung in Wolfsburg. „Dabei muss nach Kennzahlen entschieden werden, nicht nach Postleitzahlen.“ Die beiden großen Standorte von Volkswagen in Sachsen – die Autofabrik in Zwickau und das Motorenwerk in Chemnitz – sieht Jankowsky innerhalb des Unternehmens an sich sehr gut aufgestellt.
An der Autoproduktion hängen viele Zulieferbetriebe. Auch bei ihnen sei mit einem weiteren Personalabbau in Sachsen zu rechnen, erklärte Dirk Vogel vom Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen. Den Angaben zufolge gibt es in Sachsen mehr als 800 Unternehmen, die Wertschöpfung im Bereich der Automobilindustrie erbringen. Allein in der Region Südwestsachsen werden dazu rund 560 Unternehmen mit mehr als 62.000 Mitarbeitern gerechnet – die Fahrzeughersteller selbst nicht inbegriffen. Dazu gehören Unternehmen, die Fahrzeugteile herstellen, Speditionen, Entwickler, Maschinen- und Werkzeugbauer.
Autoproduktion weit unter früheren Stückzahlen
Neben dem technologischen Umbruch zur Elektromobilität machen den Autoherstellern neue Wettbewerber vor allem aus China zu schaffen. So ist die Autoproduktion in Deutschland weit entfernt von früheren Stückzahlen. Wurden 2016 laut Verband der Automobilindustrie hierzulande noch 5,75 Millionen Fahrzeuge gebaut, waren es im Vorjahr gerade einmal 4,11 Millionen. Ebenso viele sollen es einer Prognose zufolge in diesem Jahr sein.
Bei E-Autos rechnet der VDA für 2025 mit einem weiteren Anstieg der Produktion in Deutschland. Für dieses Jahr werden gut 1 Million rein batterieelektrische Fahrzeuge erwartet – bei rund 4,11 Millionen Fahrzeugen insgesamt. 2025 sollen es dann 1,4 Millionen reine Stromer sein. Trotz des weiteren Hochlaufs werden in Zukunft aber weiterhin viele Verbrenner auf deutschen Straßen unterwegs sein. Aktuell liege der Anteil bei 95 Prozent, erklärte der Referent Klimaschutz, Wasserstoff, Kraftstoffe beim VDA, Eric Woydte. Um die Klimaziele zu erreichen, müsse auch der Hochlauf alternativer Kraftstoffe forciert werden. Es gehe nicht nur um E-Fuels, sondern auch um Biokraftstoffe und grünen Wasserstoff.
Automotive Forum Zwickau