Mit großen Erfolgen bei Latinos und Schwarzen sichert sich Donald Trump den Weg zurück ins Weiße Haus. Besonders bei den Männern beider Gruppen steigert er seine Werte – eine Wahlanalyse.
Als Donald Trump Mittwochnacht in Florida vor seine Anhänger tritt, spricht er von der „großartigsten politischen Bewegung aller Zeiten“. Da weiß er bereits, dass er der 47. Präsident der Vereinigten Staaten werden wird. Trump liebte die Superlative, immer schon. Die politische Bewegung, die er in dieser Wahl zusammenführen hat können, ist vielleicht nicht die großartigste, aber zumindest sehr ungewöhnlich und spektakulär allemal.
Vor der Wahl waren sich viele Experten einig: Donald Trump würde unter den Männern überproportional gut abschneiden, insbesondere den jüngeren. Kamala Harris hingegen würde übermäßig viele Frauen für sich begeistern können, auch konservative. Wer bei den jeweiligen Geschlechtern in größerer Zahl mobilisiert, gewinnt die Präsidentschaft. Das war die These – doch die hat sich nur teilweise bewahrheitet.
Gut für Donald Trump: Der Gender-Gap ist weniger groß als erwartet
Laut Analysen der amerikanischen Fernsehsender und Nachrichtenagenturen holte Trump etwa 55 Prozent der männlichen Stimmen, Harris 44 Prozent. Zugleich gaben etwa 53 Prozent der Frauen ihre Stimme für Harris ab, 45 Prozent für Trump. Zuvor war erwartet worden, dass bis zu 20 Prozentpunkte zwischen den Geschlechtern liegen könnten. Dass also beispielsweise 60 Prozent der Frauen für Harris stimmen und nur 40 Prozent für Trump – und umgekehrt. Doch einen „Gender-Gap“ gibt es in dieser krassen Form nicht. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist vorhanden, aber weniger dramatisch als angenommen.
Wie also hat Donald Trump diesen beeindruckenden Sieg davontragen können? Der Blick auf die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gibt Antworten.
Männliche Latinos wählten erstmals mehrheitlich Trump
Beispiel Latinos: Kamala Harris holte in der Bevölkerungsgruppe zwar immer noch eine Mehrheit, die lag aber nur bei etwa 56 Prozent, 41 Prozent votierten für Trump. Vor acht Jahren stimmten nur 28 Prozent der Hispanics für Trump, 66 Prozent für Hillary Clinton. Im Jahr 2020 verringerte sich der Abstand bereits auf 38 Prozent für Trump zu 59 Prozent für Joe Biden.
Unter Latino-Männern kam Biden vor vier Jahren auf 57 Prozent, Trump auf 40. Dieses Verhältnis hat sich gedreht. Diesmal hatte Trump unter Latino-Männern eine Mehrheit von etwa 53 Prozent.
Auch unter den Afroamerikanern konnte Trump hinzugewinnen. Mit 83 Prozent votierte immer noch eine deutliche Mehrheit für die Kandidatin der Demokraten, nur 15 Prozent für Trump. Aber vor vier Jahren holte der gerade Mal acht Prozent unter den Schwarzen, Biden kam auf 92 Prozent. Unter den schwarzen Männern kam Trump auf gut ein Viertel der Stimmen. Schwarze Frauen wählten Trump hingegen nur zu neun Prozent.
Der konservative Meinungsforscher Patrick Ruffini untersucht die amerikanische Wählerschaft seit über 15 Jahren. Vor einem Jahr hat er ein viel beachtetes Buch veröffentlicht. In „Party of the People: Inside the Multiracial Populist Coalition Remaking the GOP“ erklärt Ruffini, wie es Trump und den Republikanern gelingt, nicht nur weiße Wählerinnen und Wähler zu gewinnen, sondern auch Hispanics und Schwarze. „Das ist ein grundsätzlicher Wandel“, sagte Ruffini vor einigen Monaten in einem Interview mit dem stern. Diese Entwicklung habe schon vor der Trump-Ära eingesetzt, Trump wusste sie aber für sich zu nutzen.
Größere Anteile in diesen Minderheiten-Gruppen leben eher in ärmeren Verhältnissen oder sind sozial benachteiligt. „Die Vorstellung, dass die sich quasi automatisch den Demokraten zuwenden, hat sich als grundsätzlich falsch erwiesen“, sagte Ruffini. Wer arm ist, will nicht unbedingt arm bleiben. Und immer mehr Menschen haben das Gefühl, Trump könne ihnen dabei helfen, den sozialen Aufstieg zu schaffen. Dafür blicken sie auch über rassistische Kommentare hinweg.