Während einige Kommunen über die Einstellung der kostspieligen gedruckten Amtsblätter nachdenken, gehe andere Städte den genau entgegengesetzten Weg.

In den Thüringer Kommunen gibt es deutliche Unterschiede, was die Zukunft des gedruckten Amtsblattes angeht. „Die gedruckte Version ist ein Auslaufmodell in unserer Kommune“, erklärt etwa Cindy Heinkel für die Stadt Sonneberg. Ab Januar 2025 solle die Auslieferung des gedruckten Amtsblattes eingestellt werden, danach seien Print-Versionen nur noch in geringer Zahl im Rathaus erhältlich. 

Bereits seit vielen Jahren habe die Südthüringer Stadt die Online-Bekanntmachungen gestärkt. Zudem sei eine eigene App in Planung, die aktuelle Entwicklungen und Bekanntmachungen bündeln solle. Auch in Mühlhausen gebe es nur noch Exemplare zum Abholen, das gedruckte Amtsblatt für alle Haushalte wurde dort bereits eingestellt, so eine Sprecherin. In Weimar und Gera gebe es bisher keine Schritte in diese Richtung, in Eisenach werde eine Einstellung jedoch geprüft, hieß es.

Erfurt und Jena setzen auf Print als Mittel für Reichweite

Eine ganz andere Wahrnehmung herrscht hingegen in Erfurt und Jena: Dort wird das gedruckte Amtsblatt als wichtiges Medium gesehen, um vor allem ältere Bevölkerungsgruppen zu erreichen und mit Informationen zu versorgen. Daher werde bewusst auf einen Mix aus analogen und digitalen Angeboten gesetzt, erklärt Anja Schultz von der Erfurter Stadtverwaltung. 

„Um zu gewährleisten, dass relevante Informationen der Stadtverwaltung Erfurt weiterhin möglichst niedrigschwellig alle Bürgerinnen und Bürger erreichen, unterstützen wir grundsätzlich die Idee eines gedruckten Amtsblattes.“ Problematisch sei nicht die Nachfrage, sondern vielmehr der Personalmangel bei der Verteilung der rund 113.000 Schriftstücke an die Haushalte. Pro Jahr lässt sich die Stadt die 23 bis 24 Ausgaben fast 400.000 Euro kosten.

In Jena soll das gedruckte Amtsblatt Sprecherin Stefanie Braune zufolge sogar ganz neu eingeführt werden. Aktuell bereite die Stadtverwaltung einen entsprechenden Beschluss für den Stadtrat vor. Bislang gebe es neben den digitalen Angeboten lediglich die Möglichkeit, gedruckte Versionen des Amtsblattes an zwei Orten abzuholen. Wenn die Einführung wie geplant umgesetzt wird, sollen künftig alle Haushalte ein gedrucktes Amtsblatt erhalten. Angesichts zunehmender Falschnachrichten über Social Media und rückläufigen Auflagezahlen in der Lokalpresse sei neben den digitalen Kommunikationskanälen auch ein zentrales, kostenfreies Printprodukt unverzichtbar, um Reichweiten und Zielgruppen zu erhöhen, so die Begründung.

Auch Weimar bleibt dem Printformat treu

In Weimar ist die Auflage des gedruckten Amtsblattes einem Sprecher zufolge innerhalb der vergangenen zehn Jahre gestiegen, auf derzeit knapp 40.000 Exemplare. Die Kosten für die rund zehn jährlichen Ausgaben lägen bei circa 170.000 Euro pro Jahr. Rückmeldungen der Bürger zufolge werde die gedruckte Variante den Online-Versionen vorgezogen, deshalb gebe es im Stadtrat bislang keine Schritte in Richtung Abschaffung.

Einig sind sich alle befragten Kommunen, dass digitale Angebote immer stärker nachgefragt werden. In Mühlhausen hatten sich einer Sprecherin zufolge nach Einstellung des Amtsblattes für alle Haushalte im März 2024 die Online-Zugriffe verdoppelt. In Erfurt werde auf jede Ausgabe des Amtsblattes im Schnitt 1.000 bis 2.500 Mal zugegriffen. Zudem werde jede einzelne Ausschreibung bis zu 800-mal geklickt. In Jena wurde das digitale Amtsblatt seit Jahresbeginn über 2000-mal aufgerufen.

Steigende digitale Nachfrage in den Städten

Ebenfalls Einigkeit herrscht in Bezug auf eine mögliche Konkurrenz zu Presserzeugnissen: Grundsätzlich werde darauf geachtet, dass sich die Amtsblätter sowohl im Erscheinungsrhythmus als auch in Aufmachung und Inhalt deutlich von Zeitungen unterschieden, hieß es übereinstimmend. Laut Gesetz dürfen Amtsblätter Zeitungen keine Konkurrenz machen. In der Vergangenheit hatten Verlage immer wieder gegen Städte wegen einer zu „Pressemäßigen“ Berichterstattung geklagt.