Es klingt wie aus einem Unrechtsstaat: In einem Augsburger Gefängnis sollen Insassen massiv misshandelt und gedemütigt worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

In einem der größten Gefängnisse des Landes sollen Inhaftierte von Beamten schwer misshandelt worden sein. Entsprechende Ermittlungen bestätigte die Staatsanwaltschaft Augsburg der „Augsburger Allgemeinen“ vom Samstag. Dem Zeitungsbericht zufolge besteht der Verdacht, dass Gefangene geschlagen und rechtswidrig teils nackt sowie ohne Decke und Matratze in speziellen Sicherheitszellen eingesperrt wurden.

Folter in Augsburger Gefängnis?

Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt richte sich unter anderem gegen die stellvertretende Leiterin der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen. Sie soll die Misshandlungen angeordnet haben. Sollten die Vorwürfe zutreffen, könnten sich auch andere Beamte strafbar gemacht haben. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung von einem Gericht gilt die Unschuldsvermutung. 

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Im Zuge der Ermittlungen habe es am Donnerstag einen Polizeieinsatz in der JVA gegeben, hieß es. Dabei seien mehrere Räume der Haftanstalt durchsucht worden.

Öffentlich bekannt wurden die schweren Vorwürfe durch eine Rechtsanwältin. Zwei Mandanten sollen sie per Brief über die mutmaßlichen Vorkommnisse informiert haben. „Einer der beiden erhielt ihren Aussagen nach nur ein Glas Wasser am Tag, das Licht sei rund um die Uhr ausgeschaltet gewesen, es habe keine frische Luft gegeben“, zitierte die „Augsburger Allgemeine“ die Juristin. Offenbar wiegt der Verdacht so stark, dass die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren eröffnet hat.

Auf Medienanfragen hatte bislang am Wochenende weder die JVA noch das bayerische Justizministerium reagiert.

Der Neubau der JVA Augsburg-Gablingen wurde im Oktober 2015 eröffnet und bietet Platz für mehr als 600 Gefangene.

Quellen: „Augsburger Allgemeine“, JVA Augsburg-Gablingen, Nachrichtenagenturen DPA und AFP