Bereits jeder fünfte Jugendliche ist einer Umfrage zufolge Opfer von Cybermobbing geworden. Rund 21 Prozent der befragten Zwölf- bis 19-Jährigen machten in sozialen Netzwerken negative Erfahrungen mit Mobbing, wie aus einer am Freitag in Hannover veröffentlichten Forsa-Erhebung für die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hervorging. Weitere 35 Prozent machen sich Sorgen, dass sie in sozialen Netzwerken beleidigt, bedroht oder belästigt werden könnten.

Dabei sind soziale Medien für junge Menschen meist ein täglicher Begleiter, wie die Umfrage weiter ergab. 93 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen nutzen täglich soziale Netzwerke, 85 Prozent sogar mehrmals am Tag. Dabei spielen vor allem Spaß und Zeitvertreib eine Rolle – für jeweils 82 beziehungsweise 80 Prozent der Befragten.

Für 67 Prozent dienen digitale Medien, um sich etwa mit Freunden auszutauschen oder sich zu verabreden. Immerhin 21 Prozent der Jugendlichen sind zudem digital aktiv, um sich von Problemen abzulenken. Und 19 Prozent haben das Gefühl, andernfalls etwas zu verpassen.

Dabei haben 56 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen laut der Umfrage meist ein gutes Gefühl, wenn andere ihre Beiträge mit einem Like bewerten oder teilen. Fallen Kommentare hingegen kritisch aus, ärgert oder verletzt das rund 27 Prozent der Jugendlichen. Und bleiben Reaktionen auf eigene Beiträge aus, macht das etwa 25 Prozent der Jugendlichen traurig.

Die von der KKH in Auftrag gegebene Befragung untersuchte zudem die digitalen Vorlieben junger Menschen. Demnach zählen für 77 Prozent der Mädchen und Jungen soziale Netzwerke wie Instagram, Tiktok oder Whatsapp zu den beliebtesten Medien. Auf Rang zwei der Lieblingsmedien folgte das Musikstreaming via Spotify, Apple Musik oder Soundcloud mit 70 Prozent. Dahinter kam das Videostreaming via Netflix, Prime Video oder auch Disney+ mit 61 Prozent. Computerspiele sind bei 52 Prozent der befragten Jugendlichen besonders beliebt.

Zugleich warnte die KKH vor gesundheitlichen Folgen des digitalen Konsums. So habe die Krankenkasse anhand eigener Daten analysiert, dass Erkrankungen, die für Kinder bislang untypisch waren, in den vergangenen zehn Jahren häufiger geworden sind. Gründe könnten etwa Bewegungsmangel oder geringe persönliche Kommunikation sein, hieß es.

Demnach häuften sich laut den KKH-Versichertendaten die Sprach- und Sprechstörungen zwischen 2013 und 2023 deutlich. Der Anteil der Sechs- bis 18-Jährigen mit Sprach- und Sprechstörungen sei um rund 77 Prozent gestiegen, hieß es. Auffallend sei der Anstieg bei den 15- bis 18-Jährigen von rund 104 Prozent.

Motorische Entwicklungsstörungen stiegen in demselben Zehnjahreszeitraum bei den Sechs- bis 18-Jährigen um 37 Prozent an. Bei den 15- bis 18-Jährigen war ein Anstieg von sogar rund 77 Prozent zu verzeichnen.

Die Zahlen zeigten, „wie wichtig ein reflektierter, maßvoller Umgang mit digitalen Medien für eine gesunde Entwicklung von Kindern ist“, erklärte KKH-Psychologin Franziska Klemm. Ein zu häufiges Abtauchen in digitale Welten schade der Gesundheit, betonte Klemm.

Zur Förderung der Gesundheit sprach sich die KKH deshalb für mehr Medienkompetenz aus. Es sei entscheidend, „dass Heranwachsende lernen, soziale Plattformen risikokompetent zu nutzen“, erklärte Klemm weiter. Hier seien vor allem die Eltern gefragt. Sie sollten ihren Kindern „klare Regeln für die Nutzung sozialer Medien“ aufzeigen und mit ihnen „aktiv“ über ihre Onlineerfahrungen sprechen.

Das Institut Forsa befragte für die KKH bundesweit online rund tausend Menschen zwischen zwölf und 19 Jahren. Die Umfrage ist repräsentativ.