Wer tritt in den USA zur Wahl an? Wie wählen die Amerikaner? Wann gibt es die ersten Ergebnisse? Lesen Sie alles Wichtige zur wichtigsten Wahl des Jahres.

Wieso ist die Präsidentenwahl wichtig?

Wer gewinnt die „wichtigste Wahl in der Geschichte der Vereinigten Staaten“ (Donald Trump), die „existenziellste und wichtigste Wahl unseres Lebens“ (Kamala Harris)?

An Superlativen herrscht in den USA auch dieses Jahr kein Mangel. Kein Wunder, denn selten war es so eng wie diesmal. In den Umfragen zur Präsidentschaftswahl führt die Demokratin und Vizepräsidentin Kamala Harris zwar leicht, aber längst nicht genug, um den Ausgang zu prognostizieren. 

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Und dieses Jahr geht es um viel: Kein Amt (im Westen) ist derartig mächtig, keine Entscheidung kann so weitreichende Folgen haben, wie die des Menschen im Weißen Haus. Bereits zum dritten Mal tritt Donald Trump an, und der Republikaner hat schon deutlich gemacht, was er für den Fall eines Wahlsieges plant: „Diktator für einen Tag“ werde er sein, sagte Trump jüngst. Nicht nur in den USA fürchten viele, dass es dabei nicht bleiben wird.

Wer sind die beiden Kandidaten?

Erst zum zweiten Mal in der Geschichte der USA kandidiert mit Kamala Harris eine Frau für das höchste Amt des Landes. Die Demokratin stammt aus Kalifornien und ist amtierende US-Vizepräsidentin. Zwei Wochen vor der Wahl wird sie 60 Jahre alt. Harris war, bevor sie 2017 zur Senatorin gewählt wurde, Generalsstaatsanwältin ihres Heimatstaats. 

Das Leben der Kamala Harris in Bildern 6.22

Als Nummer zwei der USA blieb sie lange blass, vor allem in ihrem zugewiesenen Hauptprojekt der illegalen Einwanderung. Etwas überraschend war deshalb ihre schnelle Nominierung für die Nachfolge Joe Bidens als Präsidentschaftskandidatin. Im Fall ihres Sieges wäre Harris nicht nur die erste US-Präsidentin, sondern auch das erste Staatsoberhaupt mit schwarzen und asiatischen Vorfahren. 

Donald Trump tritt bereits zum dritten Mal bei den US-Präsidentschaftswahlen an. 2016 wurde er gewählt – obwohl er weniger Stimmen erhalten hatte, als seine damalige Kontrahentin. Der Republikaner, 78 Jahre alt, hat von seinem Vater ein riesiges Immobilienvermögen geerbt und ist selbst ins Baugeschäft eingestiegen. Zahlreiche Wolkenkratzer tragen seinen Namen. Als Geschäftsmann nur mäßig erfolgreich, wurde er Anfang der 2000er mit einer eigenen TV-Show zum Super-Promi.

Als Politiker hat sich der New Yorker vom Liberalen zum Rechtspopulisten entwickelt. Trump ist berüchtigt für seinen Hang zu Beleidigungen und Lügen.

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So wählen die Amerikaner

Eigentlich klingt es simpel: Der Präsident der Vereinigten Staaten wird per Abstimmung vom Volk gewählt. Wer die meisten Stimmen bekommt, gewinnt. Doch so einfach ist es leider nicht. Wer ins Weiße Haus will, muss zwar die meisten Menschen hinter sich versammeln, vor allem aber muss er die meisten Menschen in den richtigen Bundesstaaten für sich gewinnen. Das US-Wahlsystem ist alt und hat seine Tücken.

Genau genommen wählen die Menschen in Bundesstaaten nämlich nicht den Präsidenten, sondern sogenannte Wahlleute. Die wiederum küren im Auftrag der Wähler das nächste US-Staatsoberhaupt. Nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip bekommt der Kandidat oder die Kandidatin mit den meisten Stimmen sämtliche Wahlleute des Bundesstaats. 

So funktioniert die US-Wahl 10:55

Die Anzahl der zu entsendenden Wahlleute ergibt sich aus der Größe der Bevölkerung. Das große Kalifornien schickt 55 Wahlfrauen- und männer in die Hauptstadt, Alaska, mit rund 700.000 Einwohnern, die Mindestanzahl von drei. 

Nach dem Urnengang bilden alle Wahlleute das „Electoral College“ mit derzeit 538 Mitgliedern. Die wiederum wählen den Präsidenten oder Präsidentin entsprechend des Wählerauftrags. 270 Stimmen sind dazu nötig. Dieser offizielle Part geschieht rund sieben Wochen nach der Abstimmung.

Die Wahlleute und die Swing States 

US-Präsident wird, wer über die Bundesstaaten mindestens 270 Wahlleute gewinnt. Theoretisch würden dazu schon ein Dutzend Bundesstaaten reichen – die bevölkerungsreichsten der insgesamt 50. Praktisch aber braucht es mehr, weil allein die beiden größten erfahrungsgemäß jeweils an eine der beiden Parteien fallen: Kalifornien wählt seit 1988 demokratisch, da ist nichts für die Republikaner zu holen. In Texas wiederum wählt die Mehrheit konservativ, dort gehen die Demokraten leer aus. Ähnlich fest verteilt sind die Mehrheiten in 40 weiteren Bundesstaaten, weswegen die Wahl eigentlich nur in den wenigen sogenannten Swing States entschieden wird, die mal so, mal so abstimmen.

In diesem Jahr zählen dazu Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Georgia, Arizona, Nevada und North Carolina. 77 Wahlleutestimmen sind dort zu holen, hier findet deshalb auch der Hauptwahlkampf statt. Auch nicht auszuschließen, dass in einen dieser Bundesstaaten mit Klagen gegen das Wahlergebnis vorgegangen wird.

Wenn der Gewinner zum Verlierer wird

Wegen dieses Systems kann es vorkommen, dass der Kandidat oder die Kandidatin die Wahl verliert, obwohl er oder sie die meisten Direktstimmen (Popular Vote) bekommen hat. Das war im Jahr 2016 so. Damals wählten mehr Menschen Hillary Clinton als Donald Trump – doch der Republikaner hatte am Ende die erforderlichen 270 Wahlleute zusammenbekommen, weil er die „richtigen“ Bundesstaaten gewonnen hat.
 

Wann steht das Wahlergebnis fest?

Am Wahlabend, den 5. November verkünden üblicherweise die großen Nachrichtensender aufgrund ihrer Hochrechnungen den Gewinner. Das ist meist gegen Mitternacht US-Ostküstenzeit der Fall, nachdem die letzten Wahllokale im abgelegenen Hawaii geschlossen haben. In Deutschland ist es dann morgens zwischen 5 und 6 Uhr. 

Setzt sich dieses Mal der Trend der letzten Jahre fort, könnte sich die Verkündung deutlich in die Länge ziehen. Denn immer mehr Menschen entscheiden sich für die Briefwahl, was die Auszählung verlängert und die Nachwahlbefragungen erschwert. Sollten die Auszählungen in wichtigen Swing States knapp ausfallen, ist das Ergebnis „too close to call“ – sprich: zu eng, um es zu bekanntzugeben. 

Wie zuverlässig sind die Hochrechnungen?

Offiziell wird das Ergebnis am 6. Januar vom US-Kongress bestätigt. Dieses Jahr ist die Chance aber relativ hoch, dass die Präsidentschaftswahl erst vor Gericht entschieden werden wird. Wie schon 2020 dürfte es erneut sehr eng in Wisconsin und Nevada werden. Auch das Rennen in North Carolina wird knapper als ursprünglich gedacht. Mutmaßlich werden die jeweiligen Verlierer dort alles in Bewegung setzen, um den Staat doch noch zu gewinnen – oder im schlimmsten Fall, die Wahl annullieren zu lassen. 

Worüber wird am 5. November noch abgestimmt?

Wie üblich findet zeitgleich mit der Präsidentenwahl auch die Abstimmung den US-Kongress statt. Zur Wahl stehen alle 435 Mandate im Repräsentantenhaus sowie rund ein Drittel der 100 Sitze im Senat. Sollte die Partei des siegreichen Präsidentschaftskandidaten dort die Mehrheit erringen, wird es für den Chef oder die Chefin im Weißen Haus einfacher zu regieren. Zudem wird in elf Bundesstaaten der Gouverneur neu gewählt.

Wo lässt sich der Wahlabend verfolgen?

Wer die ganz große Show haben will, schaut die großen US-Newssender: Fox News, CNN, CBS und so fort. Sie übertragen den Wahlabend nonstop auch im Internet.

Die meisten deutschen Sender steigen ab Mitternacht unserer Zeit in die Übertragung ein. RTL, zu dem der stern gehört, beginnt um 0 Uhr mit einem verlängerten Nachtjournal. Um 1 Uhr startet, gemeinsam mit ntv, die US-Wahl-Sondersendung. Online halten wir Sie natürlich die ganze Wahlnacht über auf dem Laufenden.