Die Zusammenarbeit von Banken, Polizei und Innenministerium im Kampf gegen Geldautomatensprengungen zeigt nach eineinhalb Jahren Erfolge. Gebannt ist die Gefahr aber weiterhin nicht.

Umbauten, Risikoanalysen und Polizeikontrollen: Das vor eineinhalb Jahren besiegelte gemeinsame Vorgehen von Polizei, Banken und Innenministerium gegen Geldautomatensprenger in Rheinland-Pfalz hat zu einem Rückgang der Straftaten geführt. Die Beteiligten sprachen von einem Erfolg und wollen den gemeinsamen Weg weitergehen. 

20 dieser Taten seien im laufenden Jahr registriert worden, rund 51 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, sagte Innenminister Michael Ebling am Mittag in Mainz. „Unser Wirken zeigt Erfolg“, betonte der SPD-Politiker. 

Täter machen bei Geldautomatensprengungen seltener Beute 

Obwohl die Täter inzwischen nur noch den besonders gefährlichen Festsprengstoff nutzten, hätten sie lediglich bei der Hälfte der Sprengungen (54 Prozent) Beute gemacht, berichtete der Vizepräsident des Landeskriminalamts, Frank Gautsche. Im vergangenen Jahr erbeuteten sie demnach noch in 64 Prozent der Fälle Geld, 2022 in 56 Prozent. 

Den Gesamtschaden in den ersten zehn Monaten 2024 bezifferte Gautsche auf knapp über zwei Millionen Euro, nach acht Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2023 und mehr als sieben Millionen Euro im selben Zeitraum 2022. „Das ist zwar eine sehr deutliche Reduzierung, aber immer noch ein sehr hohes Niveau.“ In den Niederlanden nehme die Zahl der Verdächtigen in der Geldautomatensprenger-Szene noch zu, derzeit werde von etwa 1.200 ausgegangen.

Ebling: „Der Druck auf die Täter wächst“

„Der Druck auf die Täter wächst“, betonte Ebling. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe es 945 Polizeieinsätze in diesem Kriminalitätsfeld gegeben, oft in der Nachtzeit, wenn die Täter bevorzugt zuschlagen. Die Polizei habe ihre Präsenz erhöht, operiere auch verdeckt, berichtete der Inspektor der Polizei Friedel Durben. „Die Täter sollen wissen, dass wir sie im Auge haben“, sagte Ebling. 

In den vergangenen vier Jahren seien 81 Tatverdächtige ermittelt worden, besonders häufig Männer aus den Niederlanden mit einem Altersdurchschnitt von 27 Jahren. 61 davon seien festgenommen worden, sagte Durben. 

Polizei und Staatsanwaltschaft haben Ermittlungen konzentriert 

Die zunächst auf ein Jahr angelegte landesweite Ermittlungsgruppe der Polizei werde fortgesetzt, kündigte Gautsche an. Sie tausche auch national und international Daten mit der Polizei aus. Die Generalstaatsanwaltschaft habe zudem die landesweiten Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft in Mainz übertragen. 

Bei einer internationalen Aktion gegen mutmaßliche Geldautomatensprenger in mehreren Ländern unter Federführung des LKA Rheinland-Pfalz waren vergangene Woche drei Menschen festgenommen und mehrere Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht worden. 

Banken investierten mehr als 20 Millionen Euro 

Die Sparkassen, Genossenschaftsbanken und die Sparda-Banken hätten gemeinsam deutlich mehr als 20 Millionen Euro in die Sicherheit der rund 1.850 Geldautomaten investiert, sagte der Präsident des Sparkassenverbands, Thomas Hirsch. Grundlage dafür waren gemeinsam mit der Polizei erstellte Risikoanalysen für die einzelnen Standorte, inklusive Anschlagswahrscheinlichkeit. 

Einige Automaten seien zwischenzeitlich aus Sicherheitsgründen ganz geschlossen worden, etwa, wenn darüber Menschen wohnten. Dann würden meist neue Standorte gesucht, sagte Hirsch. Dies betreffe etwa eine Handvoll Automaten. In einigen kleineren Orten kooperierten die Sparkassen beispielsweise mit Genossenschaftsbanken und hätten nur noch einen Geldautomaten für beide Kundengruppen. Gebühren müsse dann keiner von beiden bezahlen. 

Bargeld bleibt in Deutschland das beliebteste Zahlungsmittel 

Andere Standorte wurden den Angaben nach umgebaut, nachts geschlossen oder mit zusätzlicher Sicherheitstechnik ausgerüstet. Auch Geldautomaten in Betonsäulen gebe es künftig häufiger, sagte Hirsch. 

Die Banken wollten auch künftig eine flächendeckende Versorgung mit Geldautomaten, betonte Hirsch. Unabhängig davon, dass sie nichts damit verdienten. Anders als in anderen Ländern sei in Deutschland Bargeld weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel, im Einzelhandel in mehr als der Hälfte der Verkäufe. 

Verklebesysteme sind in Deutschland noch nicht erlaubt 

„Die Täter gehen oft ohne Rücksicht auf Verluste sehr brutal vor“, sagte Ebling. „Deshalb haben wir sie ins Visier genommen.“ Sie rasten oft mit hoher Geschwindigkeit davon, machten auch vor Polizeikontrollen nicht halt und hätten mitunter mehrere gefährliche Festsprengstoffpakete im Auto, ergänzte Gautsche. 

Bei der Innenministerkonferenz im Herbst soll auch über Geldautomatensprengungen gesprochen werden, kündigte Ebling an. Dabei werde es auch um eine gemeinsame Position zu Verklebesystemen des Geldes in Automaten bei Sprengungen gehen, diese seien in Deutschland anders als in anderen Ländern noch nicht erlaubt – und dies müsse an den Bund andressiert werden.