In Norwegen ertrinken 190 Rentiere, nachdem sie auf einem See ins Eis eingebrochen waren. Ein großer Verlust für den Herdenbesitzer – und es hätte noch schlimmer kommen können.

Tragödie im Norden Norwegens: 190 Rentiere sind in einem See nahe der finnischen Grenze ertrunken. Die Tiere brachen durch dünnes Eis am See Stuorajávri in der Gemeinde Kautokeino. Der Vorfall ereignete sich bereits in der vergangenen Woche, wie verschiedene norwegische Medien berichten.

Zunächst war von 20 bis 30 Tieren die Rede, die durch das Eis gebrochen waren. Feuerwehr und Rentierzüchter retteten ein Dutzend Rentiere aus dem eisigen Wasser, berichtete der Rundfunksender NRK. Einige Tage später stellte sich das volle Ausmaß des Unglücks heraus, und die Zahl der ertrunkenen Tiere wurde auf 190 korrigiert.STERN PAID 05_23 Norwegen Dorf der Monsterkrabben 08.29

Züchter: Mildes Wetter hat weitere Rentiere vor Tod bewahrt

Die Rentiere gehören Isak Mathis Triumf, dessen Herde 7000 bis 8000 Tiere umfasst, berichtete die Zeitung „VG“. „Das ist unser Lebensunterhalt und wir lieben die Tiere. Es ist tragisch“, sagte er der Zeitung. Er habe in den vergangenen Tagen kaum geschlafen. „Es ist ein großes Ausmaß, so etwas passiert selten. Es ist ein großer Verlust für uns“, sagte er der Zeitung „Dagbladet“.

Die meisten der ertrunkenen Tiere seien weibliche Tiere gewesen. „Sie hätten im nächsten Jahr Kälber bekommen sollen, die im darauffolgenden Jahr Kälber bekommen hätten und so weiter.“

Triumf glaubt, dass die Katastrophe noch schlimmer hätte ausgehen können. Das milde Wetter der letzten Tage habe die Rentiere vielleicht vor dem Tod bewahrt. „Es war ein Glück, dass es geregnet hat, denn dann laufen die Rentiere nicht auf dem Eis. Es ist so glitschig, dass die Rentiere nicht darauf laufen.“

Die Situation sei nun unter Kontrolle, so Triumf weiter. Wie hoch der finanzielle Schaden ist, stehe noch nicht fest.FS Rentierhirten Lappland 09.10

Klimawandel verschlimmert Situation in Norwegen

Kritik kommt vom Bürgermeister der Gemeinde Kautokeino, Anders S. Buljo. „Wir haben nicht die nötige Ausrüstung, um mit solchen Situationen umzugehen“, sagte er NRK. Der Vorfall sei eine Tragödie. „Ich bin mir sicher, dass wir viel mehr Tiere hätten retten können, wenn wir die nötige Ausrüstung gehabt hätten.“ In der Gemeinde fehle etwa ein Boot, mit dem man schnell zu Unfallstellen gelangen könne. Dennoch lobte er die örtliche Feuerwehr für ihren Einsatz.

Im Herbst ziehen Rentierherden von den Sommerweiden auf die Winterweiden. In dieser Zeit ist das Eis jedoch dünn, was für die Tiere und ihre Hirten gefährlich ist. Die Eisfläche des 24 Quadratkilometer großen Sees Stuorajávri gelte als lebensbedrohlich, so „VG“. 

Der norwegische Rentierzüchterverband (NRL) erklärte, dass das Ertrinken von Rentieren mit dem Klimawandel zunehme. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir darauf vorbereitet sind“, sagte Verbandspräsident Inge Even Danielsen.

Die Norwegische Technisch-Wissenschaftliche Universität in Trondheim sagte im Dezember, dass der Klimawandel den Rentierzüchtern im Norden Norwegens zu schaffen mache. Wanderrouten seien unterbrochen, wodurch Nachwuchsprobleme drohten. Es sei außerdem nicht kalt genug, damit Seen und Flüsse fest genug zufrieren können.

Quellen: „Altaposten“, „VG“, NRK, „Dagbladet“, Deutschlandfunk