Guben verliert seit langem immer mehr Einwohner. Um dem entgegenzuwirken, präsentiert sich die Stadt offen für interessierte Zuzügler und verfolgt dabei ein interessantes Modell.

Das Probewohnen in Guben ist aus Sicht der Kommune ein großer Erfolg gewesen. „Die Resonanz auf das Probewohnen war überwältigend“, sagte Kerstin Geilich, Geschäftsführerin des Marketing und Tourismus Guben. Seit der Aktion erreichten sie immer mehr Anfragen von Menschen, die sich bewusst für ein Leben in der Kleinstadt entschieden.

Die Kleinstadt an der Grenze zu Polen möchte sich mit dem Probewohnen als Wohnstandort bekanntmachen. Seit Jahren ist die Einwohnerzahl rückläufig. Nach Angaben der Verwaltung lebten 2022 rund 16.600 Menschen in der Kommune. Im Jahr 2000 waren es demnach mehr als 25.000. Im Sommer nahmen nun über 30 Menschen an dem Projekt teil.

Viele Bewerbungen für das Projekt

Von Juli bis September lief das Probewohnen. 16 Probewohnparteien bekamen den Zuschlag. Nach Angaben der Stadt waren etwa 100 Bewerbungen eingegangen. Die meisten seien von Pärchen und Familien gekommen, erklärte eine Sprecherin der Stadt. Insbesondere die „Großstadtflucht“ sei bei vielen ein Motiv. „Speziell mit Kindern wächst bei vielen der Wunsch nach einem Leben im Grünen, mit einem familiären Umfeld und kurzen Wegen in die Kita und die Schule“, führte die Sprecherin aus. 

Insgesamt standen dafür fünf Zwei- oder Dreiraumwohnungen zur Verfügung. Allein oder sogar mit Familie konnte man für einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen die voll ausgestattete Wohnung in der Stadt nutzen. Lediglich die Nebenkosten waren zu tragen.

Bezahlbarer Wohnraum überzeugt

Vor allem habe der bezahlbare Wohnraum überzeugt, erklärte die Sprecherin. Eine Teilnehmerin berichtete demnach etwa, dass sie es kaum fassen konnte, aus einer Vielzahl freier Wohnungen wählen zu können – von modernisierten Plattenbauten bis hin zu charmanten Altbauwohnungen. Hinzu kämen kurze Wege, eine familiäre Atmosphäre und das ländliche Flair.

Zwei Frauen wollen bleiben

Besonders erfreulich sei, dass zwei der Probewohnerinnen bereits nach Guben gezogen seien, erklärte eine Sprecherin der Stadt. Eine von ihnen habe in Guben eine Arbeitsstelle gefunden, während die andere ihren Job dauerhaft im Homeoffice ausübe und bereits ihren Mietvertrag in Guben unterschrieben habe. Das Projekt habe so schon die ersten Menschen von der Kommune überzeugt.

Guben folgt mit dem Modell anderen Städten wie Eberswalde, Frankfurt (Oder) und Görlitz. Auch in diesen Städten wurde bereits zum Probewohnen aufgerufen.