Schlemmen im Schwarzwald: Der Reiseführer „Lonely Planet“ präsentiert in einem neuen Buch 40 spannende Foodie-Trips durch Europa. Einer davon ist in Baden-Württemberg.

Wenn der Schwarzwald zur Sprache kommt, denken viele sofort an die berühmte Kirschtorte und natürlich an den gleichnamigen Schinken. Ganz zu schweigen von der atemberaubenden Natur. Aber was hat diese malerische Region noch zu bieten? Der „Lonely Planet“ listet den Schwarzwald als einen von 40 Foodie-Trips durch Europa auf – der von den Expertinnen und Experten vor allem für seine „natürlichen Gourmetaromen“ hervorgehoben wird. Die Restaurants setzen auf saisonale Zutaten aus der Region. Es wird großer Wert auf die Ganztiernutzung, selbstangebaute Produkte, Bio und regionale Lebensmittel gelegt. Ernährungsansätze, die hier schon immer selbstverständlich waren.

Die Region ist vom Handwerk geprägt: kleine Brennereien, die Kirschschnaps herstellen, Hügel voller Pinot­-Reben, große Bauernhäuser, in denen Räucher­schinken und duftender Honig verkauft werden, Pilz­sammlerinnen und Sammler mit ihren Körben in den Wäldern und Bauernmärkte, auf denen es vor schmackhaften Pro­dukten nur so wimmelt.

Die Speisekarten der Restaurants orientieren sich an den Jahreszeiten: Im Frühjahr gibt es weißen Spargel und Bärlauch, im Spätsommer und Frühherbst Pfiffer­linge und Steinpilze, im Winter locken Kürbis und Wild. Deftige schwäbische Gerichte wie Maultaschen, Käse­spätzle und Zwiebelkuchen sorgen dafür, dass man die Landgasthöfe mit vollem Bauch verlässt. Und natürlich wird man auch den Geschmack einer echten Schwarz­wälder Kirschtorte nie vergessen.

Auch Gourmets kommen auf ihre Kosten: Der Schwarzwald ist eine Region mit der höchsten Konzentration an Spitzen­restaurants in Deutschland. Allein der Ort Baiersbronn glänzt mit so vielen Michelin-Sternen, dass er zur Gourmet­-Hauptstadt Deutschlands gekürt wurde.

Hier kommen 8 Food-Tipps von der „Lonely Planet“-Redaktion

1. Kaffeesack

Tief in den Wäldern des nördlichen Schwarzwalds, im Westen von Baden-Württemberg, liegt der mondäne Kurort Baden-Baden. Hier liebt man schon immer die feinen Dinge des Lebens – so auch Kaffee. Wo man die perfekte Tasse findet? Im Kaffeesack natürlich. Hier rösten die Baristas frischen Kaffee aus der ganzen Welt, vor allem fair gehandelte Bohnen aus Kenia, Brasilien, Indien und Guatemala. Das urige Café im Retro-Stil ist ein entspannter Ort, um eine liebevoll und kreativ zubereitete Tasse Kaffee zu genießen. Die Bohnen werden hier geradezu zelebriert, und wer etwas wissen möchte – sei es über die subtilen Nuancen der Aromen oder den Röstprozess –, der braucht nur zu fragen. 

Hirschstraße 6, Baden-Baden; www.kaffeesack.de; So & Mo geschl.

2. Rebstock Waldulm

Eine halbstündige Autofahrt weiter südlich liegt das Dorf Kappelrodeck, das von Weinbergen und Obstgärten umgeben ist. Hier betreibt Karl Hodapp das Restaurant Rebstock Waldulm – ein schönes, 250 Jahre altes Fachwerk-Bauernhaus mit knarrenden Balken, sanfter Beleuchtung und einem rustikalen Flair, das Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlt. Hodapp hat sein kulinarisches Können in mehreren Sterne-Restaurants erworben, und er ist stolz darauf, nur nachhaltig angebaute, saisonale Produkte zu verwenden. Edle Pinots aus den eigenen Weinbergen bilden die perfekte Begleitung zu seinen badischen, leicht elsässisch angehauchten Gerichten. Auf den Tisch kommen Köstlichkeiten wie Schneckencremesuppe mit Wildkräutern oder Wachtelbrust in Blutwurstkruste mit Pflaumenkompott. Ein Schluck von Hodapps hausgemachtem Kirschwasser rundet das unvergessliche Mahl ab. 

Kutzendorf 1, Kappelrodeck /Waldulm; www.rebstock-waldulm.de; Mo & Di geschl. STERN PAID 40_24 Extra Genuss Vilnius 17.40

3. Restaurant Bareiss

Baiersbronn! Schon die Erwähnung dieses Dorfes versetzt Gourmets in Verzückung. Die Sterneküche der Nationalpark-Gemeinde hat dem Ort mit seinen knapp 15.000 Einwohnern zu kulinarischem Weltruhm verholfen. So gibt es hier gleich zwei Drei-Sterne-Restaurants: die berühmte Schwarzwaldstube und das Restaurant Bareiss. Letzteres steht unter der Leitung von Claus-Peter Lumpp, einem gebürtigen Schwaben, der mit seiner unnachahmlichen Mischung aus Ideenreichtum, Akribie und künstlerischem Gespür die kulinarischen Fäden in der Hand hält. Hier gibt es internationale Spitzenküche auf konstant höchstem Niveau – konzentriert auf das Wesentliche: den Geschmack und die Natürlichkeit der Aromen. Dem Chef zur Seite stehen Pâtissier Stefan Leitner, Maître Thomas Brandt im Service und Teoman Mezda als Sommelier. Lass dir die passenden Weine empfehlen und bereite dich auf das beste Essen deines Lebens vor.

Hermine-Bareiss-Weg 1, Baiers-bronn-Mitteltal; www.bareiss.com; Mo, Di & Mi geschl

4. Wildkräutertouren

Schon ein Blick auf den dunklen Vorhang aus Lärchen- und Fichtenwäldern hoch über Baiersbronn genügt, um zu wissen, dass diese Region eine reiche Ernte an Wildkräutern und Pilzen birgt. Im Schwarzwald sind viele Wildsammler:innen unterwegs – vor allem vom späten Frühjahr bis zum Herbst, wenn am Waldrand und auf moosigen Lichtungen Wildkräuter, Beeren und Pilze (darunter aprikosenfarbige Pfifferlinge und glänzende, nussbraune Steinpilze) wachsen. Sie zu finden, ist jedoch Glückssache – und man muss wissen, wonach man sucht. Anfänger sollten eine der drei- bis vierstündigen geführten Wanderungen in Baiersbronn buchen; für Inhaber der Baiersbronner Gästekarte sind einige Touren sogar kostenlos. Die Termine stehen auf der Website des Fremdenverkehrsamtes. 

Baiersbronn; www.baiersbronn.de; Touren April–Okt.

Schinkenhersteller aus dem Schwarzwald

5. Pfauschinken 

Wenn dir das rauchige Aroma von Schwarzwälder Schinken in die Nase weht, weißt du, dass du beim Pfau angekommen bist, einem „Schinkenhersteller aus Leidenschaft und seit Generationen im Schwarzwald daheim“. Die Führungen, die dienstags und samstags stattfinden, geben einen faszinierenden Einblick in den Prozess des Räucherns und Reifens von Schinken. Der Schwarzwälder Schinken von Pfau ist ein echter Leckerbissen. Er stammt aus lokaler Viehhaltung, wird mit Salz und verschiedenen Gewürzen wie Koriander, Knoblauch und Wacholderbeeren eingerieben und dann vier bis zwölf Wochen lang trocken geräuchert. Anschließend wird er über Tannenholz kalt geräuchert und muss einige Wochen lang reifen, um sein intensives, holziges Aroma zu bekommen. Die Schwarzwälder Edelräucherei betreibt auch einen Laden, in dem man sich mit Picknickproviant eindecken kann. Neben dem berühmten Schinken gibt hier es u.a. auch Bärlauch, Wildbret und Kirschwassersalami. 

Alte Poststrasse 17, Herzogsweiler; www.pfau-schinken.de; So geschl. 

6. Alpirsbacher Klosterbräu 

Das ehemalige Benediktinerkloster Alpirsbach wurde einer Legende zufolge nach einem trinkfreudigen Geistlichen benannt, dem ein Glas Bier aus der Hand rutschte, das in den Fluss fiel, woraufhin er ausrief: „Alles Bier ist in den Bach!“ Das Alpirsbacher Klosterbräu, gebraut aus reinem heimischem Quellwasser, ist heute eines der besten Biere des Schwarzwalds. Täglich werden Führungen veranstaltet, die einen Einblick in den Fertigungsprozess geben und mit einer Bierverkostung enden. Wer die Führung verpasst, sollte unbedingt den Laden aufsuchen, um das gleichnamige, vollmundige Hopfenbier der Brauerei zu probieren, das bereits mit einer Goldmedaille beim World Beer Award ausgezeichnet wurde. 

Marktplatz 1, Alpirsbach; https://alpirsbacher.de; Sa & So geschl. Mehr Essens-Trips gibt’s in Lonley Planets „Foodie Trips Europa. 40 genussvolle Wochenenden“. 264 Seiten. 24,95 Euro.

7. Höhengasthaus Kolmenhof

Der letzte steile Wegabschnitt zur mittelalterlichen Martinskapelle führt über einige ziemlich haarige Serpentinen – aber die Mühe lohnt sich. Die steilen Waldhänge, die an wolkenlosen Tagen einen Ausblick bis zu den Alpen bieten, ziehen im Sommer Wanderer und im Winter Skibegeisterte an. Das in dritter Generation von der Familie Dold geführte Höhengasthaus Kolmenhof fügt sich wunderbar in das schöne Bild ein. Direkt vor der Tür fließt ein Bach, der in die Breg mündet – die Hauptquelle der Donau. Von dort kommt die frische Forelle, die im Ganzen mit Mandelbutter und Salzkartoffeln oder pochiert in Weißwein serviert wird. Auf der Speisekarte steht gute alte Schwarzwälder Hausmannskost, die mit regionalen Schmankerln wie Rinderbrühe mit Flädle und Schweinebraten mit Butterspätzle aufwarten kann. 

Neuweg 11, Martinskapelle; www.kolmenhof.de; Mi & Do geschl.

8. Café Goldene Krone 

Fragt man Einheimische, werden sie sagen, dass ihre Oma die beste Schwarzwälder Kirschtorte backt. Denn eine gute Schwarzwälder Kirschtorte sollte nicht nur schön aussehen, sondern auch nach einem liebevollen, warmherzigen Zuhause schmecken. Das hübsche Dorf St. Märgen, das von einer Wallfahrtskirche aus der Barockzeit gekrönt ist, liegt eine halbstündige Autofahrt südlich der Martinskapelle auf einem Hochplateau im Süden des Schwarzwalds. Hier befindet sich das Café Goldene Krone, das von einer Frauengenossenschaft betrieben wird. Die Torte? Ein Traum! Ein Meisterwerk mit Schichten aus saftigem Schokoladenbiskuit, Sauerkirschen und himmlisch lockerer Schlagsahne mit einem dezenten Hauch von Kirschwasser. Ein Bissen – und du wirst wissen, warum das Café Goldene Krone so beliebt ist. 

Wagensteigstrasse 10, St Märgen; www.cafe-goldene-krone.de; Mo & Di geschl.