Schnelle Hilfe bei Übergriffigkeiten, Eingrenzung von Lärm und ein offenes Ohr für Feiernde: In den großen Städten werden in Parks, Klubs oder auf Veranstaltungen die mobilen Helfer immer wichtiger.

In den zwei größten Städten in Thüringen kommen verstärkt sogenannte Awareness-Teams zum Einsatz. Sie sollen bei allerlei Problemen, die bei öffentlichen Veranstaltungen auftreten können, unkompliziert Hilfe und Beratung leisten. „Awareness“ kommt aus dem Englischen und lässt sich etwa mit Achtsamkeit oder Aufmerksamkeit übersetzen. 

„Die bisherigen Erfahrungen mit den Awareness-Teams sind durchweg positiv“, sagte Anja Schultz von der Erfurter Stadtverwaltung. Dort sind seit Ende August die „Nachteulen“ unterwegs, die bei verschiedensten Problemen vermitteln, beraten und schlichten können – von Ruhestörungen bis hin zu Belästigungen oder anderen Problemen. Die Helfer haben dabei keine gesonderten Rechte, sondern sind eine niedrigschwellige Hilfe und ein Bindeglied zu den Ordnungskräften. 

Jugendliche wolle feiern, Anwohner ihre Ruhe

Aus städtischer Sicht war der Ausgangspunkt für das Projekt der nächtliche Lärm durch Feiernde in den Erfurter Parks, berichtete Schultz. Wegen der gestiegenen Beschwerdelage seit der Corona-Pandemie sei die Stadtverwaltung gefordert gewesen, Lösungen zu entwickeln, um die Bedürfnisse der verschiedener Gruppen in Einklang zu bringen. Grundsätzliches Ziel sei es, das respektvolle Miteinander in den Parkanlagen zu fördern. Nach einer erfolglosen ersten Ausschreibungsrunde wurde am 30. August das erste Team eingesetzt. 

Am Ende sollen Teams an drei Tagen der Woche Bereiche um den Nordpark, auf dem Petersberg und in der Innenstadt sowie in der Gegend um den Südpark abdecken. Auch bei Veranstaltungen wie dem Oktober- oder dem Krämerbrückenfest sollen die Helfer unterwegs sein. Die Einsatzzeiten der Nachteulen liegen in der Zeit zwischen 20.00 und 3.00 Uhr. Bereits in mehreren Situationen hätten die Teams wertvolle Unterstützung geleistet und bewiesen, wie wichtig ihre Präsenz sei, erzählte Schultz. Auch die Rückmeldung aus der Bevölkerung sei positiv. Die Stadt finanziert das Projekt in den kommenden zwei Jahren mit jeweils rund 200.000 Euro, ein externer Anbieter organisiert die Teams.

Wie „Muttis und Vatis“ bei Veranstaltungen

Bereits seit 2021 läuft in Jena ein Projekt, das von der Sozialarbeiterin Inga Riedel und einem Kollegen initiiert wurde und das einen besonderen Schwerpunkt auf Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren setzt. Es gehe darum, die Bedürfnisse von Anwohnern mit denen von Heranwachsenden nach einem sicheren Raum zum Feiern zusammenzubringen, erklärte Riedel. „Wir stellen sozusagen die Muttis und Vatis bei einer Veranstaltung.“ Neben respektvollem Umgang, einem Gefühl für die eigenen Grenzen und denen anderer – gerade mit Blick auf Alkohol oder Drogen – müssten viele soziale Kompetenzen auch beim Feiern erlernt werden. 

Um dafür einen Raum zu schaffen, würden jedes Jahr in Zusammenarbeit mit Klubbetreibern, dem Jugendamt und dem Jugendbildungszentrum Polaris acht Veranstaltungen im Club Kassablanca und dem Volksbad durchgeführt, die ganz speziell auf ein junges Publikum zugeschnitten seien und bei denen die Awareness-Teams im Einsatz seien. Projekte nach dem Erfurter Vorbild, die sich an prinzipiell alle Bevölkerungsgruppen richten, gibt es von städtischer Seite in Jena derzeit noch nicht. „Im Prinzip bräuchte es dafür ein kleines Budget“, sagte Riedel. Damit könnten etwa Schulungen für die Teams, Verbrauchsmaterialien und eine kleine Aufwandsentschädigung für deren Arbeit finanziert werden. 

Event-Locations setzen auf eigene Teams

Neben diesen Initiativen setzen auch immer mehr Klubs und Diskotheken in den großen Städten Awareness-Teams ein. An der Bauhaus-Universität in Weimar können Awareness-Teams gebucht werden, die aus speziell geschulten Studierenden bestehen. In Eisenach, Suhl, Gotha und Gera sind von städtischer Seite den Sprechern zufolge derzeit keine entsprechenden Projekte geplant. Dort sorgen weiterhin ausschließlich Sicherheitskräfte für Ordnung bei Veranstaltungen.