In den 1980ern avancierte Sascha Hehn zum schönsten Serienstar Deutschlands. Auch mit 70 Jahren ist er noch lässig wie in alten Zeiten.

Das ganz große Kino war noch nie Sascha Hehns (70) Sache. Von Anfang an setzte der am 11. Oktober 1954 als Alexander Josef Alberto Hehn in München geborene Schauspieler in seiner Karriere auf Projekte, die kommerziellen Erfolg versprachen – und in denen er mit seinem guten Aussehen punkten konnte.

Folgerichtig verbrachte er die gesamten 1970er-Jahre als viel gebuchter Darsteller in Erotikfilmchen mit schlüpfrigen Titeln wie „Mädchen beim Frauenarzt“ (1971), „Junge Mädchen mögen’s heiß, Hausfrauen noch heißer“ (1973) oder „Nackt und heiß auf Mykonos“ (1979). In den 1980ern verließ er das Schmuddelfilm-Genre, um sich seriöseren und weniger leichtbekleideten Rollen zuzuwenden.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hatte der schöne Sascha das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Durch sein Mitwirken in Quotenwundern wie „Das Traumschiff“ und „Die Schwarzwaldklinik“ stieg der stets braungebrannte Sonnyboy innerhalb kürzester Zeit zu einem der größten deutschen Serienstars und einer lebenden Legende auf.

Wie Hehn vor einigen Jahren der „Süddeutschen Zeitung“ verriet, hätte er seinerzeit auch eine Laufbahn als ernsthafter Theaterschauspieler einschlagen können, habe sich aber bewusst für den lukrativen Mainstream entschieden. Dort sagte er: „Der Intendant Ernst Haeusserman wollte mich damals an das Theater in der Josefstadt nach Wien holen, aber ich habe gesagt: ‚Nein, Herr Professor, das ist nicht mein Weg. Ich will in den Kommerz, Geld verdienen'“.

Ikonische Sprünge ins weiße Cabriolet

Sein Geld verdiente Sascha Hehn in den wilden 1980ern dann auch auf äußerst lässige Art und Weise. Ab 1981 verkörperte er den umtriebigen Chefsteward Victor Burger auf dem „Traumschiff“, ab 1985 verwandelte er sich in „Die Schwarzwaldklinik“ in den notorischen Schürzenjäger und Junior-Chirurgen Dr. Udo Brinkmann. Vor allem mit letzterer Rolle avancierte Sascha Hehn zum Inbegriff klassischer Achtzigerjahre-Coolness. Bis heute sind seine ikonischen Popper-Outfits, mit denen er in der Arztserie nach Feierabend salopp in sein weißes VW-Golf-Cabriolet sprang, ohne dabei jemals die Tür zu öffnen, absoluter Kult. Sascha Hehn machte es den Frauen leicht, ihn zu lieben – vom Schulmädchen bis zur Schwiegermutter.

Nach dem Serienende der „Schwarzwaldklinik“ blieb der TV-Herzensbrecher noch eine Weile dem Genre des verfilmten Arztromans treu und kümmerte sich zwischen 1994 und 1997 als „Frauenarzt Dr. Markus Merthin“ um das körperliche und mentale Wohl seiner Patientinnen und Zuschauerinnen.

Gesichertes Einkommen durch „Traumschiff“-Wiederholungen

Pünktlich zur Jahrtausendwende hatte es der Schauspieler mit seiner Spezialisierung auf formvollendete seichte Unterhaltung zu derartigem Ruhm und Wohlstand gebracht, dass er die Schlagzahl seiner schauspielerischen Projekte deutlich herunterfahren konnte. In einem Interview mit „Quotenmeter“ verriet der zeitlose Publikumsliebling vor einigen Jahren, dass er von den regelmäßigen Wiederholungen seiner Erfolgsserien immer noch gut leben kann.

Dort sagte er: „Ich bin ja inzwischen recht selten im deutschen Fernsehen, mache ja auch nicht so viel. Und wenn, dann lebe ich immer noch von den Wiederholungen, die irgendwann kommen, ob sie jetzt im Heimatkanal oder Romantik TV oder wo auch immer laufen.“ Verträge, wie er sie in den goldenen Achtzigern unterschreiben durfte, gäbe es in heutigen Zeiten natürlich nicht mehr. „Das sind ja diese ‚genialen‘ Verträge der Sender“, so Hehn, „die heute junge Schauspieler im Grunde nur einmal bezahlen und deren Sachen dann 100 Jahre oder noch länger senden dürfen, ohne dass sie/wir etwas davon haben.“ Mit einem „kleinen Wehmutstropfen“ beim Rückblick auf vergangene Zeiten müsse auch dies einmal deutlich gesagt sein.

Ein wenig Nostalgie dürfte wohl auch im Spiel gewesen sein, als Sascha Hehn 2014 wieder zum „Traumschiff“ zurückkehrte, diesmal als Kapitän Victor Burger. Doch bereits vier Jahre später gab er den hochrangigen Posten auf der Kommandobrücke enttäuscht an seinen Nachfolger Florian Silbereisen (43) ab und begründete dies damit, dass die Produktionsbedingungen der Serie selbst seine bescheidenen Qualitätslimits unterschritten hätten. Die Serie habe ihren Charme verloren und für freudlose Fließbandarbeit sei er nun wirklich nicht zu haben.

Letztes Großprojekt „Lerchenberg“

Wesentlich größeren Spaß bereitete ihm hingegen sein letztes großes Serienprojekt „Lerchenberg“, einer ZDF-Satire über das ZDF, in dem sich Sascha Hehn selbst als abgehalfterten Schauspieler verkörpert, dem mit einer neuen TV-Show ein Comeback beschert werden soll. Was natürlich gründlich in die Hose geht. Dass die schräge Serie zwischen 2015 und 2017 nur ab 23 Uhr im Spätprogramm zu sehen war und nach zwei kurzen Staffeln wieder eingestellt wurde, sorgte bei dem Schauspieler dann allerdings doch für Enttäuschung. „Man hatte so ein wenig den Eindruck, als hätten sie es versteckt“, gab er „Quotenmeter“ zu Protokoll. Dabei hätte er in seiner Rolle des Sascha Hehn endlich einmal zeigen können, was wirklich in ihm steckt.

Seit rund zehn Jahren hat sich der Serienheld nun weitgehend in seinen wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen und verbringt seine Tage abseits der Kameras an der Seite seiner Frau Gloria (51) oder auf dem Golfplatz. Auf seinem Instagram-Account bezeichnete er sich daher zeitweise als „Schauspieler und bayerischer Privatier“.

Im Jahr 2020 stürzte er sich ausnahmsweise noch einmal bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg als fieser Superschurke Grinley ins Getümmel. Die Autogrammkarten, die er am Rande der Veranstaltung in kompletter Western-Montur signierte, zeigten ihn jedoch nicht von heute, sondern so, wie ihn seine Fans für immer in Erinnerung behalten wollen: als jungen braungebrannten Sonnyboy in klassischem Achtzigerjahre-Outfit, jederzeit bereit, mit einem lässigen Sprung in sein weißes Cabrio zu hüpfen, um mit einer heißen Braut an seiner Seite allen davonzubrausen.