Während in Schwerin der Tag der Deutschen Einheit gefeiert wurde, fallen Unbekannte über Gräber auf dem Schweriner Ehrenfriedhof her. Die Suche nach den Tätern läuft.

Der Ehrenfriedhof in Schwerin, auf dem neben im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Roten Armee auch KZ-Häftlinge und Verfolgte des Naziregimes ihre letzte Ruhestätte fanden, ist erneut geschändet worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden Grabsteine aus dem Boden gerissen und von ihren Betonsockeln gestoßen. 

Insgesamt seien auf dem Friedhof der Opfer des Faschismus 28 Grabstellen von dem Vandalismus in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach Angaben der Friedhofsverwaltung stellt der Grad der Verwüstung ähnliche Fälle aus früheren Jahren in den Schatten. Die Polizei schätzt den entstandenen materiellen Schaden auf mehrere Tausend Euro.

Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe 

Die jüngsten Taten ereigneten sich nach Angaben der Polizei zwischen dem 2. und 4. Oktober, jenen Tagen, an denen in Schwerin Zehntausende fröhlich und friedlich den Tag der Deutschen Einheit feierten. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben zunächst wegen Störung der Totenruhe und Sachbeschädigung. Im Zuge der Ermittlungen werde geprüft, ob der Tat auch eine politische Motivation zugrunde liegen könnte, sagte eine Polizeisprecherin. 

Badenschier: „Akt der politischen Provokation“

Oberbürgermeister Rico Badenschier verurteilte die mutwillige Zerstörung der Grabstätten als „Akt der politischen Provokation“. Der Ehrenfriedhof erinnere an Menschen, die gegen den Faschismus gekämpft oder ihm zum Opfer gefallen seien. „Wir können nicht zulassen, dass ihr Andenken zerstört und beschmutzt wird“, sagte der SPD-Politiker. Die Landeshauptstadt habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Schaden werde mit 15.000 bis 20.000 Euro veranschlagt. Badenschier kündigte an, dass die Grabzeichen repariert und wieder aufgestellt würden.

Auf dem Ehrenfriedhof sind mehr als 1.500 Menschen bestattet, etwa die Hälfte davon sind Kriegstote, die zum Teil in Sammelgräbern beigesetzt wurden. Das Areal steht unter Denkmalschutz und wird vom städtischen Eigenbetrieb SDS gepflegt.