Wechsel im Nato-Hauptquartier: Der Niederländer Mark Rutte übernimmt den Job des Generalsekretärs vom Norweger Jens Stoltenberg. Diese Aufgaben kommen auf ihn zu. 

Ein Neuer zieht in Brüssel ein.

Zehn Jahre lang stand Jens Stoltenberg an der Spitze der Nato, des mächtigsten Verteidigungsbündnisses der Welt. Am Dienstag übernimmt ein Niederländer den Job des 65-jährigen Norwegers: Mark Rutte. Auf den ehemaligen niederländischen Regierungschef warten viele Aufgaben und Herausforderungen.

Rutte muss die Ukraine-Hilfen mitorganisieren, die Kriegsdrohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin kontern und das Bündnis zusammenhalten, sollte der ehemalige US-Präsident Donald Trump Anfang November die Wahlen in den USA erneut gewinnen.Nato Nachfolge Jens Stoltenberg 16.20

Zudem ist die Finanzierung der Nato ein Thema, da die Mitgliedsstaaten aufgefordert sind, ihre Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen – eine Forderung, die nicht alle erfüllen. Neben all diesen Schauplätzen muss der Generalsekretär als höchster internationaler Beamter der Nato die Beratungen und Entscheidungen des Bündnisses leiten. Und er muss dafür sorgen, dass die Beschlüsse auch umgesetzt werden.

Der Generalsekretär vertritt die Nato in der Öffentlichkeit

Der Generalsekretär führt den Vorsitz im Nordatlantikrat – dem wichtigsten politischen Entscheidungsgremium des Bündnisses – sowie in weiteren Gremien. Dazu gehören die Nukleare Planungsgruppe, der Nato-Ukraine-Rat, der Nato-Russland-Rat und der Euro-Atlantische Partnerschaftsrat. Er leitet den internationalen Stab der Nato, der die nationalen Vertretungen im Hauptquartier berät, leitet und administrativ unterstützt, und er vertritt die Nato in der Öffentlichkeit.

Viel zu tun. Aber der Generalsekretär ist natürlich nicht allein. Ihm stehen ein persönliches Büro und ein stellvertretender Generalsekretär zur Seite. Darüber hinaus unterstützt der gesamte internationale Stab im Hauptquartier in Brüssel den Generalsekretär direkt oder indirekt.Nato Karte

Wer Generalsekretär der Nato werden will, muss einige Voraussetzungen erfüllen. In der Regel muss es sich um einen hochrangigen Politiker oder eine hochrangige Politikerin aus einem der 32 Mitgliedstaaten handeln. Die Mitgliedstaaten schlagen Kandidaten vor, die dann in informellen diplomatischen Gesprächen ausgewählt werden. Erst wenn alle Mitglieder einen Konsens gefunden haben, wird der Kandidat oder die Kandidatin bestätigt. Die Amtszeit beträgt vier Jahre. Am Ende dieser Zeit kann dem Generalsekretär jedoch angeboten werden, im Amt zu bleiben.

Mark Rutte wird sich in Brüssel umgewöhnen müssen

In Brüssel wird sich Rutte stark einschränken müssen. Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren wie in Den Haag ist aus Sicherheitsgründen bei der Nato nicht möglich. Auch Einkäufe wird der 57 Jahre alte Niederländer nicht mehr ohne Personenschützer erledigen können.

Privat ist Rutte nach eigenen Angaben glücklicher Single. Der Sohn protestantischer Eltern mit sechs älteren Geschwistern bezeichnet sich selbst als „Mann der Gewohnheit und der Tradition“. Als junger Mann träumte er zunächst von einer Karriere als Pianist. Doch dann studierte er an der Universität Leiden und arbeitete als Manager bei Unilever.Fotostrecke Chronik Nato 08.10

Und was wird Jens Stoltenberg nach seinem Abschied von der Nato machen? Zur Ruhe setzen will er sich offenbar nicht. Medienberichten zufolge soll Stoltenberg im kommenden Jahr Christoph Heusgen als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) ablösen. Entsprechende Informationen wurden der Nachrichtenagentur DPA von mehreren Seiten bestätigt.

Die Münchner Sicherheitskonferenz hat sich seit ihrer Gründung 1963 zu einem der wichtigsten internationalen Foren für Sicherheitspolitik entwickelt. Ein passender Job also für den Norweger.

Quelle: Nato