Aus „Gründen des Artenmanagements“ hat der Züricher Zoo drei Tiere aus seiner Erdmännchen-Gruppe getötet und an Hyänen verfüttert. Sein Vorgehen verteidigt der Zoo als sinnvoll.

Drastische Maßnahme im Zoo von Zürich: Am Montag tötete der der Tierpark drei Erdmännchen und verfütterte sie an die Hyänen. Die Leitung gab auf der Homepage an, dass die Kapazitätsgrenze bei den Erdmännchen erreicht gewesen sei. Es handelte sich demnach um überwiegend ältere Tiere.

Erdmännchen leben laut dem Tiergarten in großen Familienverbänden. „Jeder Gruppe steht ein dominantes Paar vor, welches sich in der Regel als einziges fortpflanzt. Dies jedoch bis zu vier Mal im Jahr.“ Jeder Wurf umfasse ein bis fünf Jungtiere.

Der Zoo lasse diese Fortpflanzung zu, da sie ein „Grundbedürfnis aller Tiere“ und für eine artgerechte Haltung unerlässlich sei.PAID STERN 2020_03 Massas Blick Fotografie 7.25

Erdmännchen in Zürich „schmerzfrei getötet“

Durch die fortlaufende Fortpflanzung wachse die Erdmännchengruppe aber stetig. Wird die Gruppe aber zu groß, kommt es zu Konflikten zwischen den Erdmännchen und immer wieder zu Bissverletzungen. „Durch die Entnahme der Tiere werden Revierkämpfe und soziale Spannungen vermieden und eine stabile Gruppendynamik aufrechterhalten.“

In der Natur wandern verstoßene Tiere ab oder fallen Krankheiten und Fressfeinden zum Opfer. Diese natürlichen Einflüsse fehlen in Zoos, weshalb man in Zürich aktiv Tiere aus der Gruppe entnimmt. Ohne solche Maßnahmen würde die Erdmännchengruppe zu groß werden und Platzprobleme verursachen.

Der Tierpark prüfe vor dem Töten der Tiere andere Möglichkeiten. Da es in anderen Zoos keinen Platz gegeben habe und eine Auswilderung nicht notwendig gewesen sei, seien die Tiere „schmerzfrei getötet und anschließend den Tüpfelhyänen“ um Fraß vorgeworfen worden.

Zoo: Einschläfern kam nicht infrage

Laut der Zeitung „20 Minuten“ wurden die drei Erdmännchen mit einem Bolzenschuss betäubt, anschließend bluteten sie durch einen Kehlschnitt aus. „Die Schweizer Tierschutzverordnung schreibt vor, dass die Tötung eines Tieres grundsätzlich schmerz- und angstfrei erfolgen muss. Für eine schmerzfreie Tötung muss das Tier zuvor betäubt werden“, erklärte Zoodirektor Severin Dressen der Zeitung.Gorilla-Baby 11.51

Einschläfern kam nicht infrage, da die Tiere keine Medikamentenrückstände im Blut aufweisen durften, um verfüttert zu werden. Lebend verfüttern war ebenfalls keine Option, da dies gegen die Schweizer Tierschutzverordnung verstoßen würde.

Der Zoo betonte, dass die Verfütterung in mehrfacher Hinsicht sinnvoll sei. Das verfütterte Fleisch sei von bester Qualität, da die Tiere zuvor ein artgerechtes Leben führten und schmerzfrei getötet wurden. Kurze Transportwege machten das Futter zudem nachhaltig. „Und wir können das Futter den Hyänen so geben, wie es der Natur am nächsten kommt: als ganzes Tier mit Haut und Haar.“

Das Töten und Verfüttern von Wildtieren in Zoos ist nicht selten. 2014 tötete der Kopenhagener Zoo den Giraffenjungen Marius wegen Inzuchtgefahr und Platzmangel. Ein Teil der Giraffe wurde an die Löwen verfüttert, was eine Welle der Empörung auslöste. Kurz darauf schläferten sie vier Löwen ein, um Platz für einen neuen Löwen zur Paarung zu schaffen.

Quellen: Zoo Zürich (1), Zoo Zürich (2), „Blick“, „20 Minuten“, „Tagesanzeiger“