Früher überall zu sehen, heute gefährdete Art: Nur noch jedes zehnte Taxi ist ein Mercedes. 71 Prozent weniger Zulassungen gab es dieses Jahr. Was ist da los?

Wer das Wort „Taxi“ hört, denkt sofort an einen Mercedes in Cremeweiß. Kenner wissen, dass das Modell die E-Klasse ist und die Farbe „Hellelfenbein“ heißt. Diese Optik prägte das Bild deutscher Großstädte über Jahrzehnte. Früher war jedes zweite Taxi ein Mercedes.

Damit ist nun Schluss, zeigen aktuelle Zahlen der Marktforschungsfirma Dataforce. Von Januar bis August 2024 wurden nur 127 Fahrzeuge der E-Klasse in Deutschland als Taxi neu zugelassen, wie das „Handelsblatt“ zuerst berichtete.

Anfang dieses Jahres waren demnach noch 1730 Mercedes-Taxis auf deutschen Straßen unterwegs, Ende August waren es nur noch 497 Fahrzeuge – ein Einbruch von 71 Prozent. Der Marktanteil des Autoherstellers bei der Personenbeförderung sinkt damit auf 13 Prozent. 2019 waren es 52 Prozent, im vergangenen Jahr 38 Prozent.

Grund für Rückgang liegt bei Mercedes

Tatsächlich ist diese Entwicklung von Mercedes gewollt. 2022 rief Vorstandsvorsitzender Ola Källenius eine neue Luxusstrategie aus: Anstatt auf Masse zu gehen, also viele Fahrzeuge zu verkaufen, bei denen die Gewinnspanne eher klein ist, wolle man sich stattdessen auf hochpreisige Autos konzentrieren.

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Im Zuge dieses neuen Unternehmenskurses strich Mercedes vergangenes Jahr etliche Rabatte und Vergünstigungen für die einstigen Partner im Taxi-Gewerbe. Gegenüber dem „Handelsblatt“ bestätigte das Unternehmen den Zusammenhang: „Aktuell bietet Mercedes-Benz keine Taximodelle mehr ab Werk an.“ Das Geschäft lohne sich nicht mehr.

Für die deutsche Taxibranche dürfte der Rückzug von Mercedes nicht allzu schmerzlich sein. Auch wenn Taxis künftig nicht mehr so aussehen, wie viele sie kennen: Der Umsatz der Branche steigt seit Jahren. 2019 lag er bei 4,86 Milliarden Euro, seit 2010 steigerte er sich jedes Jahr.