An Schulen im ländlichen Raum fehlen Lehrer. Pädagogen aus den Städten im großen Stil dorthin zu versetzen oder abzuordnen ist aus Sicht des Bildungsministeriums allerdings keine Lösung.

Trotz des ungleich verteilten Lehrermangels an Thüringer Schulen will das Bildungsministerium nicht mit umfangreichen, zusätzlichen Abordnungen oder Versetzungen dagegen halten. „Hauptinstrument gegen den Lehrermangel ist die unbefristete Einstellung von Lehrkräften“, sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Versetzungen und Abordnungen von Pädagogen könnten nur flankierende Maßnahmen sein, um Schulen mit sehr vielen unbesetzten Stellen im Einzelfall zu unterstützen. Für den Freistaat als Arbeitgeber müsse es darum gehen, möglichst attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten.

Privilegien und Verpflichtungen verbeamteter Lehrer

Ein erheblicher Teil der etwa 17.000 Lehrer im Freistaat ist verbeamtet. Damit genießen sie einige Privilegien – etwa bei den Sozialausgaben und bei der Arbeitsplatzsicherheit. Sie können aber grundsätzlich innerhalb Thüringens an einen anderen Arbeitsort versetzt oder dorthin abgeordnet werden. 

Bei einer Versetzung ändert sich der Arbeitsort dauerhaft. Bei einer Abordnung ist vorgesehen, dass ein Beamter nach einiger Zeit wieder an seinen bisherigen Dienstort zurückkehrt.

Dem Sprecher zufolge gibt es auch einige rechtliche Hürden, wenn es darum geht, Lehrer im großen Stil innerhalb des Freistaats von einer Schule an eine andere zu schicken. Versetzungen oder Abordnungen stünden „nicht allein im Belieben des Dienstherrn“. Das Thüringer Beamtengesetz regele, dass Versetzungen oder Abordnungen unter bestimmten Bedingungen nur mit Zustimmung des Betroffenen erfolgen dürfen. „Der Dienstherr hat zudem eine Fürsorgepflicht für den Beamten beziehungsweise die Beamtin und muss die persönliche Zumutbarkeit einer Personalmaßnahme im Blick haben.“

Lehrermangel auch in Städten

Zudem sei zu bedenken, dass es auch in Städten wie Erfurt oder Jena kein generelles Überangebot an Lehrern gebe. „Es gelingt zwar besser, hier offene Stellen zu besetzen“, sagte der Sprecher. „Aber durch den starken Generationswechsel werden auch in den größeren Städten aktuell Lehrerinnen und Lehrer weiter gesucht und gebraucht.“

Der Lehrermangel ist in den ländlichen Regionen Thüringens teilweise deutlich größer als in den Städten und Gemeinden entlang der Autobahn 4. Das ist ein Grund dafür, dass Lehrer, die im ländlichen Raum unterrichten, unter bestimmten Voraussetzungen Sonderzulagen erhalten können. Die Zahlung dieser Zuschläge ist auch bei Lehrervertretern umstritten.

In den vergangenen Schuljahren waren jeweils einige hundert Lehrer innerhalb Thüringens an eine andere Schule versetzt oder abgeordnet worden. Im Schuljahr 2022/23 seien es beispielsweise fast 500 Lehrer gewesen, im Schuljahr zuvor etwa 400, sagte der Sprecher. Ob die jeweiligen Versetzungen oder Abordnungen auf Veranlassung des zuständigen Schulamtes und damit des Freistaats oder beispielsweise auf Betreiben eines Lehrers aufgrund eines privaten Grundes erfolgt seien, werde statistisch nicht erfasst, hieß es.

Dazu, in wie vielen Fällen sich Lehrer gegen eine geplante Versetzung oder Abordnung von einer Schule an eine andere Schule juristisch gewehrt haben, gibt es im Ministerium keine Daten.