Handschuhe sind eine tolle Erfindung. Leider stoßen selbst die dicksten Modelle bei eisigen Minusgraden an ihre Grenzen. Dann helfen nur noch Taschenwärmer. Stimmt nicht. Schon mal was von beheizbaren Handschuhen gehört? Der stern hat zwei Modellen genau auf die Finger geschaut.

Auch wenn der ganz große Schneefall in vielen Skigebieten noch auf sich warten lässt: Millionen Deutsche freuen sich auf ihren Winterurlaub. Und bevor es losgeht, lohnt sich ein Blick in den Kleiderschrank. Passt. Passt nicht mehr. Passt. Gefällt nicht mehr. Eine kleine Inventur ergibt in jedem Fall Sinn, damit noch etwas Zeit bleibt, um sich für die Skiferien einzukleiden. Wer trotz langer Suche und vielen Tests noch immer nicht die ultimativen Winter-Handschuhe gegen kalte Hände gefunden hat, ist hier genau richtig. Beheizbare Handschuhe sollen die Finger beim Radfahren im Winter aber auch im Skiurlaub warm halten. Doch wie funktioniert das? Und wie schnell machen die Akkus schlapp? Ist der gute alte Taschenwärmer am Ende doch die bessere Heizung für unterwegs? Wir haben uns zwei Modelle für einen Test geschnappt.

Sealskinz Cycle Glove

Sealskinz vs. Ekoi: Der erste Eindruck

Auf den ersten Blick kommt der Sealskinz Cycle Glove etwas sportlicher und Fahrrad tauglicher daher. Der Heat Concept 5 von Ekoi würde rein optisch dagegen auch als Ski-Handschuh durchgehen. Das liegt vor allem am großzügigen Schaft, der am Unterarm sogar noch mit einer Gummikordel festgezurrt werden kann. Das hat einige Vorteile. Doch dazu später mehr. Sealskinz verzichtet auf den ausladenden Schaft, was etwas eleganter aussieht. Dafür spendierte man den Handinnenflächen und Fingern weiches Leder. Auch der Rest macht einen hochwertigen Eindruck. Der Handschuh soll 100% wasserdicht sein. Ekoi lässt das Leder weg. Hier soll ein am Handteller aufgenähtes und gummiertes Pad den Grip am Lenker (oder Skistock) verbessern. 

Das wichtigste Feature der beiden Testprodukte haben die Hersteller etwa mittig in der Nähe des Daumens auf dem Handschuhrücken platziert. Sealskinz‘ Heizbutton ist etwas dezenter designt. Ekoi punktet neben einer aufgedruckten farbigen Legende in Grün, Orange und Rot und entsprechenden LEDs auch mit einer Ladestandanzeige. Beim Mitbewerber leuchten die Lämpchen in allen Heizstufen Rot. Heißt: Die Anzahl der leuchtenden Balken lässt auf die eingestellte Heizstufe schließen. 

Hier gibt’s den Ekoi Heat Concept 5 

Beide Handschuhe werden mit je zwei separat verpackten Akkus geliefert. Die Packs von Ekoi (65x42x15 mm) sind grau, kantig und klobiger als die etwas flacheren Energiespeicher von Sealskinz (60x47x13 mm). Auch die Ladegeräte gehören zum Lieferumfang. Bei Ekoi ist das Netzteil mit Stecker inklusive. Sealskinz stellt nur das zweigeteilte Kabel mit den 2,5-Millimeter-Klinkensteckern. Der passende Adapter dürfte aber mittlerweile in jedem Haushalt zu finden sein. Schön: Beide sind mit einer LED ausgerüstet, die grün leuchtet, sobald die Akkus voll aufgeladen sind. Das dauerte bei den offenbar nur teilweise geladenen Akkus der Testmodelle einige Stunden. Erst danach waren sie einsatzbereit.

Ekoi vs. Sealskinz: Die wichtigsten Infos im Überblick

 Ekoi Heat Concept 5Sealskinz Heated Cycle GloveEinsatzbereichMTB, Rennrad, WintersportRadsportMaterial

Oberseite: 94% Polyamid, 6% Elasthan

Innen: 100% Polyester

Außen: 50% Leder, 46% Polyester, 4% Elasthan

Innen: 92% Polyester, 8% Aluminium

Gewicht/Paar

inkl. Akkus: 353 g

ohne Akkus: 187 g

inkl. Akkus: 379 g

ohne Akkus: 228 g

GrößenS, M, L, XLS, M, L, XLWasserfestjajaTouchscreen kompatibelneinneinHeizstufen3 (30 / 35 / 40 Grad Celsius)3Akkus2 (á 2200 Ah / 7,4 V)2 (á 2200 Ah / 7,4 V)Akku-Laufzeit lt. Hersteller1,5-4 Stunden (je nach Heizstufe)5-6 StundenLadezustandsanzeigejaneinLadezeit (lt. Hersteller)2-4 Stundenkeine Angabe

Praxistest: Akkus einsetzen

Eines vorweg: Beide getesteten Handschuh-Paare lassen sich bequem auch ohne Akkus tragen. Wir haben sie bei Temperaturen knapp über Null Grad auf dem Rad ausprobiert. Hier schnitt Sealskinz etwas besser ab. Hauptsächlich, weil uns das Futter beim Ekoi-Modell an den Fingern zu dick war. Bremsgriffe und Schalthebel ließen sich zwar immer noch sicher bedienen – mit den Sealskinz-Handschuhen war die Kontrolle aus unserer Sicht aber spürbar direkter. Kalte Finger bekamen wir nach einer halben Stunde im Hamburger Winter trotzdem. Womit wir bei den Akkus wären.

Beim beheizbaren Handschuh von Ekoi wird der Akku in eine Tasche auf der Oberseite gesteckt.
© stern.de / Jan Sägert

Aus praktischen Gründen verstecken beide Hersteller die Akkus im Schaft ihrer Handschuhe. In den kleinen Täschchen findet man ein kurzes Kabel mit einer 2,5-Millimeter-Klinke. Soweit so identisch. Denn das war es auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Ekoi entschied sich nämlich dafür, seine Akkus in einer Tasche auf der Oberseite des Schafts zu verstecken. Der kleine Reißverschluss verläuft für uns nachvollziehbar in Längsrichtung und wird vom Handgelenk Richtung Arm geschlossen. Sealskinz hat sein elastisches, dennoch etwas knapp bemessenes, Akku-Fach dagegen auf der Handunterseite platziert. Zudem verläuft der Reißverschluss quer zum Handgelenk. Das Anstöpseln der Akkus dauerte nur ein paar Sekunden. Nichts zu meckern, gab es auch beim Verstauen der mit soliden 2200 mAh ausgestatteten Li-Polymer-Powerpakete. Erwähnenswert: Die etwas flacheren Sealskinz-Packs passen nur quer in die Fächer. Für das Kabel samt Stecker ist nicht viel Platz. Mit etwas Fingerspitzengefühl und Routine rutschen die Akkus aber an den vorgesehenen Platz. Deutlich komfortabler lagern die klobigen Akkus für die beheizbaren Handschuhe von Ekoi. Ob längs oder quer spielt keine Rolle. Dass sie deshalb in der Tasche herum schlackern, konnten wir im Test nicht feststellen.

Sealskinz vs. Ekoi: Die Anprobe

Beim Anziehen wurde schnell klar, welche Idee praktischer ist. Während die Hände beim Ekoi-Modell trotz Akkus problemlos durch das elastische Bündchen rutschten, stellte sich der sportliche Schaft von Sealskinz eher als problematisch heraus. Und das hat aus unserer Sicht vor allem mit dem ungünstig verstauten Akku zu tun. Nur mit viel Mühe und Fummelei saß der zweite Handschuh irgendwann dort, wo er hingehört. Ob der Spielraum bei Größe L statt M üppiger ausgefallen wäre, lässt sich schwer beurteilen. An den Fingern passte der Handschuh allerdings perfekt. Auch beim Ekoi Heat Concept 5 stimmte die Passform. Der großzügig dimensionierte Schaft und der Kordelzug sind aus unserer Sicht die bessere Lösung. Zudem kann der Handschuh am Unterarm mit dem Kordelzug so geschlossen werden, dass die Wärme da bleibt, wo sie hin soll. Beim beheizbaren Handschuh von Sealskinz geht der Klettverschluss am Handgelenk nur mit Mühe zu. Auch hier kommt man sich mit dem Akku ins Gehege.  

Sealskinz versteckt den Akku in einer Tasche auf der Handinnenseite. Für besseren Grip am Lenker spendierte man dem Handschuh ein sportliches Leder-Finish.
© stern.de / Jan Sägert

Heiße Liebe oder laues Lüftchen? Der Messtest

Ekoi gibt für die drei Heizstufen des Heat Concept 5 Richtwerte von 25, 30 und 35ºC an. Sealskinz verzichtet auf Temperaturangaben und verspricht eine Laufzeit von 5-6 Stunden an. Wie warm es in dieser Zeit im Handschuh-Inneren ist und für welche Heizstufe das gilt, erfährt man nicht.

Um das zu herauszufinden, haben wir ein klassisches Bratenthermometer zweckentfremdet. Für den Test wurden die beiden Spitzen des Temperaturfühlers von unten in den Mittel- und Ringfinger der Handschuhe geschoben. Bei beiden Modelle etwa bis zur Fingermitte. Die Akkus waren komplett aufgeladen. Diesen Test haben wir zunächst bei einer Raumtemperatur von etwa 20ºC durchgeführt. Ekoi erreichte mühelos die auf der Verpackung angegebenen Werte. Nach einer halben Stunde zeigte das Thermometer satte 47 Grad Celsius. Die Heizelemente im Sealskinz-Handschuh brachten es in unserem Test nach 30 Minuten auf 43 Grad Celsius. Und hier sind alle weiteren Messwerte der ersten kleinen Testreihe:

Messergebnisse bei Zimmertemperatur

 Ekoi Heat Concept 5Sealskinz Heated Cycle GloveStarttemperatur21ºC21ºCHeizstufe 1

25ºC nach 4’40 min

30ºC nach 13’00 min

25ºC nach 5’50 min

30ºC nach 15’30 min

Heizstufe 235ºC nach 18’15 min 35ºC nach 22’20 minHeizstufe 340ºC nach 21’40 min40ºC nach 26’30 minTemperatur nach 30 Minuten47ºC43ºCTemperatur 10 Min. nach dem Ausschalten30ºC32ºC

Ekoi zeigt neben dem Powerbutton (in der Mitte) auf dem Bedienpanel am Handschuh per LED auch die aktuelle Heizstufe (Grün = 1) und den Ladestand der Akkus an. Dazu gibt’s eine Legende in Ampelfarben.
© stern.de / Jan Sägert

Beide Hersteller empfehlen, die Handschuhe vor dem Outdoor-Einsatz einige Minuten auf der höchsten Heizstufe vorzuwärmen. Ob das funktioniert, wie warm es in den Handschuhen wird und nach welcher Laufzeit die Akkus schlapp machen, haben wir in einem weiteren Test ausprobiert. Dieses Mal an der frischen Luft bei einer Temperatur von etwa 2 Grad Celsius. Wichtigste Erkenntnis: Beide Modelle heizen das Innere in Heizstufe 3 binnen zehn Minuten auf 35 Grad Celsius auf. Nach einer Stunde volle Power wärmen sie die Hände immer noch mit kuscheligen 38 (Sealskinz) und 35 Grad Celsius (Ekoi). Das sind die kompletten Messergebnisse:

Messergebnisse bei 2ºC Außentemperatur

 Ekoi Heat Concept 5Sealskinz Heated Cycle GloveStarttemperatur20ºC20ºC35ºCnach 10’10 Min.nach 9’25 Min.nach 15 Min.37ºC38ºCnach 30 Min.38ºC39ºCnach 60 Min.35ºC38ºCnach 90 Min.34ºC36ºCnach 120 Min.33ºC36ºCAkku leer (Heizstufe 3)nach ca. 2 Stundennach ca. 2,5 Stunden

Fazit

Zunächst kann man sagen, dass beide beheizbaren Handschuhe das machen, was sie sollen. Nämlich die Finger warm halten. Auf der höchsten Heizstufe halten die Akkus bei Sealskinz und Ekoi mindestens zwei Stunden durch, wobei die Sealskinz-Packs in unserem Test etwas mehr Ausdauer bewiesen. Beide Modelle sind optisch ansprechend und hochwertig verarbeitet. Der eine etwas eleganter, der andere ein wenig winterlicher. Im Praxistest gefiel uns der Ekoi Heat Concept 5 etwas besser. Der ließ sich komfortabler anziehen und verschließen. Beim Sealskinz Cycle Glove schien uns der Schaft insgesamt etwas zu knapp bemessen. Mit einer Sportuhr am Arm war das Anziehen ein kleiner Kraftakt. Pluspunkte sammelte Sealskinz dagegen beim Radfahrtest. Hier fühlten wir uns dank dem eingearbeiteten Leder auf der Handschuh-Innenseite an Bremsen und Schaltung sicherer. Deshalb empfehlen wir dieses Modell für den Weg zur Arbeit oder kleine Radausflüge an Winter-Wochenenden. Die Fingerheizung von Ekoi eignet sich zusätzlich Schlittentouren und besonders kalte Tage im Skiurlaub.  

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