An der Blauzungenkrankheit erkranken immer mehr Tiere auch in Mecklenburg-Vorpommern. Vor allem in Schafbeständen breite sich das Virus aus, sagt der Bauernverband.

Die Blauzungenkrankheit breitet sich nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) rasant in Deutschland aus und hat mittlerweile fast alle Bundesländer erreicht. Waren es in der letzten Augustwoche noch bundesweit 4.831 registrierte Fälle, liege die Zahl Mitte September bei 9.423 Fällen, die im Tierseucheninformationssystem (TSIS) registriert seien, davon 355 derzeit aktive Fälle.

„In Mecklenburg-Vorpommern wurden dieses Jahr insgesamt 89 Fälle festgestellt, davon 20 aktive Fälle derzeit“, erklärte das FLI auf Anfrage. Ende August waren es noch neun aktive Fälle. Hinter einem Fall könnten jeweils mehrere Tiere und Tierarten stecken. In diesem Jahr sei die Blauzungenkrankheit in Mecklenburg-Vorpommern bei 60 Rindern (darunter auch Kühe und Kälber), 28 Schafen und einem Boviden festgestellt worden.

Für Menschen ist der Erreger nicht gefährlich

Die erkrankten Tiere – vor allem die Schafe – zeigen laut Experten Symptome wie Lahmheit, Fieber, gestörtes Allgemeinbefinden mit verminderter Futter- und Wasseraufnahme, Nasenausfluss und vermehrten Speichelfluss. Für Menschen ist der Erreger nicht gefährlich. Der Name kommt daher, weil Zungen von erkrankten Schafen manchmal blau gefärbt sind. 

Nach Angaben des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern breitet sich die Krankheit im Moment vor allem in den Schafbeständen weiter aus. „Es ist zu erwarten, dass die Infektionszahlen bis zum Winter weiter steigen“, sagte Sabine Firnhaber, die Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV und Schafzüchterin.

Erhebliche Todesrate bei Schafen

Bei Schafen verursache die Blauzungenkrankheit schwere Krankheitserscheinungen und eine erhebliche Todesrate. Bei Rindern seien die Krankheitsverläufe milder, so Firnhaber. Zum Teil komme es jedoch zu langanhaltenden Klauenproblemen und Einbrüchen bei der Milchleistung. Wahrscheinlich führe die Blauzungenkrankheit sowohl bei Schafen als auch bei Rindern zu massiven Problemen in der Fruchtbarkeit.

Mit der Kälte im Winter werde das Infektionsgeschehen abebben, schätzte Firnhaber. Es sei aber zu erwarten, dass es im Frühjahr erneut aufflamme. Deshalb rate der Bauernverband den Tierhaltern bei einem entsprechenden Eintragsrisiko auf jeden Fall zur Impfung. Die Impfung müssten die Tierhalter zum größten Teil selbst zahlen – die Kosten liegen im Durchschnitt bei etwa zehn Euro pro Tier. Die Tierseuchenkasse unterstützt die Impfung mit einem Euro pro Schaf und Ziege und 50 Cent pro Rind.

Aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg hieß es, bisher hätten rund 100 Hobbytierhalter und Tierhaltungsbetriebe von der Möglichkeit der Impfung Gebrauch gemacht. Demnach wurden circa 14.000 Rinder und circa 11.500 Schafe geimpft.

Auf Sylt Deichabschnitte gesperrt 

Auf der Insel Sylt mussten aufgrund steigender Fälle einzelne Deichabschnitte gesperrt werden, um den Stress auf die ohnehin geschwächten Tiere zu verringern. Da mittlerweile auch Deichschäfereien betroffen seien, sei auf Abschnitten mit einer Länge von 15 Kilometern das Betreten verboten, teilte die Gemeinde Sylt mit.

Gemessen an den gemeldeten Infektionen seit Anfang des Jahres sind nach FLI-Angaben die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit jeweils fast 3.000 Fällen am stärksten betroffen, gefolgt von Schleswig-Holstein mit knapp 1.000 Fällen sowie Hessen und Baden-Württemberg mit jeweils knapp 700 Fällen. „Ein aktives Seuchengeschehen besteht derzeit vor allem in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein“, erklärte das FLI.