Donald Trumps Bewegung ist längst am Ziel: „Make America Great Again“ hat die US-Republikaner fest im Griff. Nun tauchen Figuren auf, die Maga von rechts überholen. Ein Überblick. 

Es ist kaum noch vorstellbar, aber die Republikaner in den USA waren einmal die liberalere der beiden großen US-Parteien. Das ist lange her, die Menschen aber, die in den 60er-Jahren damit begannen, die „Grand Old Party“ Stück für Stück nach rechts zu rücken, sind immer noch aktiv: Roger Stone etwa. Der Politikberater kannte noch Richard Nixon und hat vor 25 Jahren bei Donald Trumps erster Präsidentschaftskampagne mitgeholfen. Mittlerweile kümmert er sich um den Nachwuchs. Wie um Laura Loomer – eine zwielichtige Rechtsextreme, die immer häufiger in Trumps Umfeld auftaucht und es von ganz rechts aufmischt.

Trumps rechte Einflüsterin

Mit Donald Trump zum Rechtspopulismus

In gewisser Weise ist die Transformation der Republikaner nun abgeschlossen. Aus der weltoffenen Partei wurde erst eine wirtschaftsliberale, dann eine neokonservative und nun die rechte Make-America-Great-Again-Bewegung (Maga). Sie besetzt Richterposten am Supreme Court und sie zieht auch frühere Linke und Liberale in ihren Sog aus messianischer Erleuchtung, Massenwahn und purem Machtwillen. J.D. Vance, Vizepräsidentschaftskandidat, gehört dazu, aber auch TV-Promi Tucker Carlson und IT- und Business-Nerd Elon Musk.

Das Maga-Dutzend, Trumps rechtes Umfeld:

Laura Loomer

Die 31-Jährige ist die Neue im Tross des früheren Präsidenten – und wird von seinem Umfeld mehr als skeptisch beäugt. Kaum überraschend, denn Loomer überholt die Alt- und Längergedienten von rechts mit nationalistischen Parolen und noch kruderen Verschwörungstheorien, als sie in der Maga-Welt ohnehin schon üblich sind. Die Mär von eingewanderten Haitianern, die Haustiere essen sollen, stammt wohl auch von ihr. Wegen ihrer offen islamfeindlichen Haltung und Hetze etwa gegen Afroamerikaner ist Loomer mittlerweile bei allen großen sozialen Netzwerken gesperrt.

Steve Bannon

Von der Armee über Harvard zum Investmentbanker und zum Chef von „Breitbart“, einer der ersten erfolgreichen Rechtsausleger-Websites. Der 60-Jährige erkannte früh Donald Trumps Talent, Menschenmassen zu elektrisieren. Später zog er an dessen Seite als Chefberater ins Weiße Haus ein, auch wenn er dort nur ein kurzes Gastspiel hatte. Bannon ist weiterhin Einflüsterer und Strippenzieher in rechten Kreisen – auch in Europa. Im Oktober hat er eine viermonatige Haftstrafe wegen Missachtung des US-Kongresses abgesessen.

Marjorie Taylor-Greene

Bis zum Auftauchen von Laura Loomer galt die 50-Jährige als die erste Verschwörungsschleuder der rechten Republikaner. Ob abseitige QAnon-Erzählungen, vermeintlich inszenierte Schulmassaker oder der Vergleich der Corona-Maskenpflicht mit dem Holocaust – kein noch so bizarres Geraune war absurd genug, um es nicht öffentlich zu vertreten. Seit 2021 ist sie Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus und treibt mit ihren rechten Verbündeten ihre Kollegen der republikanischen Partei vor sich her.

Candace Owens

Sie gehört zur Riege von Trump-Unterstützern, die sich früher einmal über ihn lustig gemacht haben – etwa über die Größe seines Penisses. Damals war sie noch „Vogue“-Mitarbeiterin und Anti-Cybermobbing-Aktivistin. Irgendwann wechselte sie die Seiten und behauptete, Adolf Hitler habe Deutschland nur „groß machen“ wollen. Die 35-Jährige wird in rechtskonservativen Kreisen auch deshalb gehört, weil sie als Afroamerikanerin Black-Lives-Matter-Demonstranten „plärrende Kleinkinder“ nennt. Wie viele Rechte verbreitet Owens die Kreml-Erzählung, nach der Russland in der Ukraine ein „Nazi-Regime“ bekämpfe.

Tucker Carlson

Aufgewachsen in südkalifornischen Villen und Privatschulen, ist der 55-Jährige seit Jahren das TV-Gesicht von Maga-Amerika. Auch er hat den Weg vom liberalen Homoehen-Befürworter zum rechtsradikalen Verschwörungstheoretiker hinter sich. Irgendwann war er sogar seinem Sender Fox News zu rechts – sodass der ihn rauswarf. Seitdem sieht sich Carlson auf X (Ex-Twitter) von Feinden umzingelt. Zu Jahresbeginn interviewte er unterwürfig Wladimir Putin, zuletzt behauptete einer seiner Talkgäste, der größte Bösewicht im Zweiten Weltkrieg sei der damalige britische Premierminister Winston Churchill gewesen.

Nick Fuentes 

Holocaustleugner, Anhänger der „Weißen Vorherrschaft“, Taliban-Anhänger, unfreiwillig zölibatär: Mit gerade einmal 26 Jahren hat sich Fuentes einen Namen als beinharter Rechtsaußen gemacht. Auch beim Kapitolsturm am 6. Januar 2021 mischte er mit. Richtig bekannt aber wurde er, als er neben Kanye West bei Donald Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago saß, um für den Rapper als Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten zu trommeln. Mittlerweile wurde er von so gut wie allen größeren sozialen Netzwerken gesperrt.

Alex Jones

Der Vater aller Verschwörungserzähler. Seine 1999 von ihm gegründete Plattform „InfoWars.com“ verbreitete gezielt Falschinformationen und Lügen. Schon früh waren dort Geschichten über „den großen Reset“, 9/11 als „Inside-Job“ oder angebliche Chemtrails zu finden. Die bizarren Hirngespinste gehören mittlerweile fast zum Mainstream vieler Republikaner. InfoWars musste im Sommer dieses Jahres wegen einer Klage Konkurs anmelden. Alex Jones verbreitet sein rechtsextremes Gedankengut mittlerweile über andere Kanäle im Netz. Unter anderem kooperiert er mit Nick Fuentes.

Michael Whatley

In der krawalligen Trump-Welt ist Whatley eher der brave Arbeiter im Maga-Garten, aber einer mit Einfluss. Denn der ultraloyale Trumpist hat als Co-Chef der Republikaner die Partei hinter dem Ex-Präsidenten versammelt und weitgehend von Widerborsten und Kritikern befreit. Seine Partei werde „die Vorhut der Bewegung“ sein, kündigte Whatley an. Von Beginn an teilte er die Mär von der „gestohlenen Wahl“, nach der Donald Trump der eigentliche Gewinner der Abstimmung 2020 sei und nicht Joe Biden. 

Samuel Alito

Viel weiter weg vom Trumps Rechtsaußenwelt könnte er als Verfassungsrichter eigentlich nicht sein. Doch Alito war schon immer rechts. 2006 rückte er als bekennender Konservativer in das höchste US-Gericht auf: gegen zu viel Staat, gegen Abtreibung, für die Todesstrafe, für Waffenbesitz – in diesem Sinne fielen viele seiner richterlichen Einlassungen aus. Wie weit rechts der 74-Jährige tatsächlich steht, war zu erahnen, als in seinen Gärten zwei Flaggen mit eindeutigem Bezug gehisst waren: die auf dem Kopf stehende US-Flagge – ein Maga-Symbol für Wahlfälschung – und die „Kiefernflagge“, ein Symbol für religiöse Unterwerfung.

Clarence Thomas

Der Elitejurist galt bereits als reaktionär, als er 1991 an den Obersten Gerichtshof wechselte. Dort war er für seine Schweigsamkeit bei mündlichen Verhandlungen bekannt – in seinen Kommentaren und Einlassungen aber bezog er umso extremer Stellung. Thomas vertritt die Ansicht, dass nichts verfassungskonform sein kann, was nicht explizit in der US-Verfassung verankert ist, also etwa Abtreibungen oder der Schutz von Minderheiten. Linke Demokraten wollen den 76-Jährigen wegen Korruptionsvorwürfen des Amtes entheben. Ein texanischer Immobilienmilliardär soll Thomas unter anderem Luxusreisen geschenkt haben.

Roger Stone

Er nennt sich selbst einen „Gauner“ und „Agent Provocateur“, er trägt ein riesiges Richard-Nixon-Tatoo auf dem Rücken und kennt Donald Trump seit mehr als 40 Jahren. Stone, 72, hat in seiner langen Karriere als aggressiv-konservativer Spin-Doctor nie vor Lügen und Gerüchten zurückgeschreckt. Bei der engen Wahl 2000 organisierte er Proteste gegen eine Neuauszählung in Florida. Folge: George W. Bush gewann den Bundesstaat und wurde US-Präsident. Er ist nicht nur Trumps Wegbereiter, sondern kümmert sich in der Maga-Welt auch um den Nachwuchs wie etwa Laura Loomer.

Elon Musk

Der einstige Tausendsassa unter den Tech-Gründern hat sich in den letzten Jahren zum offenen Trumpisten gewandelt. Beinahe in Echtzeit lässt sich seine Radikalisierung verfolgen, mittlerweile postet der zweitreichste Mensch der Welt unverhohlen Fake News und Verschwörungstheorien auf seinem eigenen Netzwerk X. Zuletzt fragte er, warum es noch keinen Anschlagsversuch auf Joe Biden und Kamala Harris gegeben habe. Das sich das frühere Twitter zu einem Tummelplatz für Rechte entwickelt hat, liegt auch am 53-Jährigen und seinem ultraliberalen Verständnis von Meinungsfreiheit. Donald Trump hat angekündigt, Musk im Falle eines Wahlsieges zum Chef einer Kommission zur Überprüfung der US-Regierungsausgaben zu machen.

Quellen: Munzinger, DPA, „USA Today„, AFP, Reuters, Elon Musk auf X, „Chicago Tribune„, „Washington Post„.