Zum zehnten Geburtstag der Apple Watch blieb der große Knall aus. Warum die neue Series 10 trotzdem die beste Apple-Uhr seit Jahren ist, verrät der Test.

Zehn Jahre ist es her, dass Apple den Uhrenmarkt für immer veränderte. Die Apple Watch Series 10 hat zum Jubiläum nun einen umfangreichen Neuanstrich bekommen. Dabei nähert sie sich nicht nur dem teuren Ultra-Modell an, sondern erweist sich im Test auch als deutlich bessere Armbanduhr.

Dennoch wurden die hohen Erwartungen mancher Fans nicht erfüllt. Zum zehnten Geburtstag werde eine Apple Watch X erscheinen, die wie beim iPhone die Wahrnehmung und Nutzung komplett verändert, hatten Beobachter gehofft. So groß fallen die Änderungen jedoch nicht aus.

Mit ihren Rundungen und der verbesserten Lesbarkeit aus einem Winkel wirkt die Apple Watch Series 10 deutlich mehr wie eine Armbanduhr
© Malte Mansholt

Apple Watch Series 10 im Test: mehr Uhr

Dass die Series 10 trotzdem das spannendste Basis-Modell seit Jahren ist, liegt vor allem am neuen Design. Es wirkt auf den ersten Blick wenig revolutionär, hat im Detail dann aber doch einen überraschend großen Effekt. Auch wenn die Grundform die gleiche ist, hat Apple an allerlei Stellschrauben gedreht: Das Gehäuse ist stärker abgerundet. Es ist dünner und leichter geworden. Trotzdem ist das Display dank dünnerer Ränder größer geworden. Die überraschende Wirkung: Das Tragegefühl der Apple Watch Series entspricht dadurch etwas weniger dem eines Computers am Handgelenk und etwas mehr dem einer klassischen Uhr.

Verstärkt wird dieser Effekt durch das neue Display. Das ist nicht nur größer geworden – das größere Modell mit 46mm Gehäusediagonale übertrumpft bei der Displayfläche nun sogar die Apple Watch Ultra –, es lässt sich nun auch noch besser ablesen, wenn man es aus einem schrägen Blickwinkel betrachtet. Dank der neuen LTPO3-Technologie sei es aus einer derartigen Perspektive 40 Prozent heller, erklärt Apple.

Das Titan-Modell der Apple Watch Series 10 wiegt 20 Prozent weniger als der Vorgänger aus Edelstahl
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Ein Blick aus dem Augenwinkel

Im Alltag ist das sofort spürbar. Wollte man wie bei einer klassischen Armbanduhr nur mal einen kurzen Blick auf die Zeit werfen, war das auch mit dem mit der Series 5 eingeführten Always-on-Display nicht immer möglich. Weil Oled-Bildschirme sich aus schrägem Winkel schlicht schlechter ablesen lassen, musste man eben doch oft das Handgelenk deutlich neigen. Die Series 10 aber lässt sich auch bei hellem Licht aus schrägem Winkel ablesen. 

Das ist nicht nur praktisch, wenn man in einem Meeting oder Gespräch unauffällig auf die Zeit schauen möchte. Auch bei Sportarten wie Radfahren oder Klettern hat das Ablesen, ohne den Arm anheben zu müssen, einen klaren Vorteil. Vor allem lässt es aber einen Nachteil gegenüber klassischen Uhren verschwinden.

Da passt es gut, dass das neue Display noch einen weiteren Vorteil mit sich bringt. Im Always-on-Modus frischte sich bislang die Anzeige nur einmal pro Minute auf. Das neue Display schafft es nun einmal pro Sekunde, ohne mehr Energie zu verbrauchen. Der schicke Effekt: Auch bei abgedämmtem Display wandert der Sekundenzeiger über einige ausgewählte Ziffernblätter.

Schick, aber schwer einzufangen: Die Apple Watch Series 10 gibt es nun erstmal auch als Aluminium-Variante in einem glänzenden Schwarz
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Kein Muss für Sportler

Bei den Smartwatch-Funktionen gibt es weniger Neuerungen. Die Apple Watch Series 10 unterscheidet sich beim Pulstracking nicht von ihrem Vorgänger, auch die Positionsbestimmung per GPS hat Apple nicht verändert. Braucht man hochpräzise Positionsdaten, muss man weiter zur in diesem Feld überlegenen Apple Watch Ultra greifen. 

Im Bereich Wassersport holt die Apple Watch Series 10 aber auf. Wie die Ultra kann sie nun die Wassertemperatur und die Tauchtiefe erkennen, allerdings etwas eingeschränkter. Während die Apple Watch Ultra 2 bis zu 40 Meter Tiefe präzise misst, erfasst die Series 10 nur niedrige Tauchgänge bis sechs Meter Tiefe. Das macht sie vor allem für Schnorchler interessant, die vorher nur die für Taucher konzipierte Apple Watch Ultra wählen konnten. Oder zu einem Konkurrenzprodukt greifen mussten. 

Lauter und leiser

Wer viel mit der Apple Watch telefoniert, darf sich ebenfalls freuen, denn auch die Telefon-Funktionen wurden überarbeitet. Dank verbesserter Mikrofone und Software-Tricks kann die Apple Watch Series 10 die Stimme beim Telefonieren isolieren und Hintergrundgeräusche ausblenden. Auf diese Weise wird etwa das bei den Vorgängern häufige Rauschen durch Wind unterdrückt. 

Und auch bei der Watch selbst klingen die Anrufe besser. Apple hat die Lautsprecher überarbeitet, sie klingen nun weniger knarzig. Das hat nicht nur beim Telefonieren Vorteile, erstmals lassen sich auch Musik und Podcasts direkt über die Lautsprecher der Watch anhören. Echten Hörgenuss darf man wegen des kleinen Gehäuses aber nicht erwarten. Der Lautsprecher ist zwar durchaus laut, es fehlt aber klar an tiefen Tönen. Für einen Podcast beim Kochen reicht der Klang jedoch völlig aus.

Vision Pro im Test 12.01

Schlaf-Aussetzer

Eine der spannendsten neuen Funktionen ist die klinische Anerkennung zur Erkennung von Schlafapnoe. Die nächtlichen Atemaussetzer kann aber nicht nur die Series 10 erfassen, auch die Series 9 und die Apple Watch Ultra 2 bekommen das Feature mit dem Update auf WatchOS 11.

Die Technologie dahinter ist beeindruckend: Nur durch die subtile Bewegung des Armes beim Atmen im Schlaf können die drei Modelle die Anzahl der nächtlichen Atemaussetzer erkennen. Testen ließ sich das noch nicht. Die Watch muss dazu im Zeitraum von 30 Tagen mindestens zehn Nächte lang getragen werden. Wird Schlafapnoe erkannt, warnt die Apple Watch und rät dazu, einen Arzt aufzusuchen.

Akkulaufzeit: Nicht länger aber schneller

Dass sich die Laufzeit gegenüber dem Vorgänger nicht erhöht, dürfte vor allem am Neudesign liegen. Das schlankere Gehäuse lässt natürlich weniger Raum für den Akku und das größere Display verbraucht mehr Energie. Wirklich gesunken ist die Laufzeit dennoch nicht. Im Test schaffte die Uhr trotz Sport- und Schlaftrackings sogar noch einen zweiten Tag, bevor sie am späten Abend den Geist aufgab. 

Damit das nächtliche Tragen der Uhr alltagstauglicher wird, hat Apple die Ladezeit verkürzt. Die Series 10 lässt sich in 30 Minuten auf 80 Prozent aufladen, 15 Minuten reichen für acht Stunden Alltagsnutzung. Für das Tracking von acht Stunden Schlaf sind laut Apple sogar acht Minuten Ladung ausreichend. Packt man die Watch also nur morgens zum Duschen und Fertigmachen ans Kabel, reicht die Ladung tatsächlich problemlos für den ganzen Tag – und die folgende Nacht. Wer mehr Laufzeit braucht, muss zur Ultra oder einem der Dauerläufer von Garmin greifen.

Fazit: Die Apple Watch Ultra kriegt Konkurrenz

Mit der Series 10 hat Apple seine Watch ordentlich aufgewertet – vor allem im Vergleich zur Apple Watch Ultra 2, die dieses Jahr keinen Nachfolger erhielt. Das schlankere Design, das angewachsene Display und vor allem der größere Blickwinkel lassen die Apple Watch Series 10 deutlich „uhriger“ wirken. Vor allem die edlen Modelle in Titan spielen dadurch plötzlich in einer Liga mit der Apple Watch Ultra 2, wenn man nicht auf deren Sporttracking und Langlebigkeit angewiesen ist. 

Die übrigen Verbesserungen stecken eher im Detail, bringen im Alltag aber echte Vorteile. Die medizinisch spannendste Neuerung, die Erkennung von Schlafapnoe, bekommen allerdings auch die Vorgängermodelle.

Wer eine ältere Apple Watch besitzt oder zum ersten Mal den Kauf erwägt, kann beim neuen Modell bedenkenlos zuschlagen. Die Unterschiede zu den Vorgängern sind groß genug, um den Preisunterschied zu rechtfertigen. Wer genaues GPS-Tracking, Tauchfunktionen oder eine besonders lange Laufzeit braucht, dürfte mit der Apple Watch Ultra 2 aber weiterhin besser bedient sein – vor allem, weil die mit einem Preis ab 770 Euro günstiger zu bekommen ist, als die Apple Watch Series 10 in Titan.

Die Apple Watch Serie 10 ist ab dem 20. September im Handel. Sie kostet ab 449 Euro für das Modell in 42mm. Die Titan-Variante kostet mindestens 799 Euro.