Im neuen Fall der Wiener „Tatort“-Kommissare ist Musik drin: Moritz Eisner und Bibi Fellner ermitteln in der Rap-Szene. Rasante Rückkehr aus der Sommerpause.

4 von 5 PunktenSympathische Kommissare, starke Darsteller, eingängige Musik – ein gelungener Krimi aus Wien

Worum geht’s?

Teures Motorrad, luxuriöse Wohnung, Designerkleidung: Theodor Sänftner hat es als Rapper Ted Candy (Aleksandar Simonovski) zu Ruhm und Reichtum gebracht. Die Fans lieben den smarten Mann, der es mit seiner Musik aus prekären Verhältnissen an die Spitze der Charts geschafft hat. Doch der Rausch nimmt ein abruptes Ende: Nach einem Konzert wird Ted Candy erschlagen in einer Tiefgarage aufgefunden. Die Wiener Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) nehmen zunächst das nähere Umfeld des Musikers ins Visier. Da ist seine alkoholkranke Mutter Adriane Sänftner (Edita Malovčić), die finanziell von ihrem Sohn abhängig war. Auf ihren Wunsch hin sollte er zu einem größeren Plattenlabel wechseln, um den Profit zu maximieren. Das wiederum sorgte für Ärger bei seinem früheren Mentor Akman Onur (Murat Seven), der sich als Rapper Akman 47 einen musikalischen Schlagabtausch mit seinem ehemaligen Schützling lieferte und in Disstracks Morddrohungen aussprach. Zum Kreis der Verdächtigen gehört auch Ferdinand Fuchs, genannt der schöne „Ferdl“ (Tobias Resch). Er hatte ein Verhältnis mit dem Getöteten – von der Liaison durfte in Rap-Kreisen aber niemand erfahren. Für Eisner und Fellner beginnen komplexe Ermittlungen, bei denen sie immer tiefer in die Hip-Hop-Szene einsteigen.Krassnitzer Interview

Warum lohnt sich der „Tatort: Deine Mutter?“

Die Drehbuchautoren Franziska Pflaum und Samuel Deisenberger sowie Regisseurin Mirjam Unger wollten einen glaubwürdigen „Tatort“ in der Hip-Hop-Szene inszenieren. Das ist ihnen gelungen. Gedreht wurde an Original-Schauplätzen wie etwa dem Wiener Musikclub Flex. Besonders punkten dabei die Protagonisten, allen voran Hauptdarsteller Aleksandar Simonovski, der in Österreich als Rapper Jugo Ürdens aka Yugo bekannt ist. Er hat das Team fachlich beraten und Schauspieler Murat Seven gecoacht, damit dieser den Rapper Akman 47 so authentisch wie möglich verkörpern kann. Auch die Nebenrollen sind mit der österreichischen Sängerin Keke (im Film Dalia) und dem deutschen Rapper Frayo 47 (spielt Bashir Ahmadi) perfekt besetzt. Für den Film wurden eigens Rap-Songs geschaffen, die durchaus Hit-Potenzial haben. Zu den markantesten Szenen des Krimis gehört eine Traumsequenz von Bibi Fellner, in der sie gemeinsam mit ihren Polizei-Kollegen singt und tanzt.

Was stört?

Der „Tatort“ will auch die Menschen erreichen, die sich bisher nicht für Hip Hop interessieren. Die Macher sind bemüht, mit Klischees aufzuräumen, etwa dass im Gangsterrap Gewalt und Frauenhass verherrlicht werden. „Das stimmt so nicht. Es gibt solche und solche Interpreten. Das zu verallgemeinern, ist sehr gefährlich und reines Schubladendenken! Wer die breite Masse glauben lassen will, dass Straßen-Rap rein gewalt- und drogenverherrlichend und frauenverachtend ist, hat sich nie wirklich damit beschäftigt“, sagt Hauptdarsteller Aleksandar Simonovski aka Yugo. Der Film versucht, ein differenziertes Bild zu zeichnen und macht auch auf die Schattenseiten des Ruhms aufmerksam – ganz ohne Kraftausdrücke, Drogen und Prostitution kommt er dann aber doch nicht aus.

Tatort Ausstiege 16:40

Die Kommissare?

Für Moritz Eisner und Bibi Fellner ist die Rap-Szene völliges Neuland. Begriffe wie „Beef“, „Fake“ oder „Realness“ müssen sie sich erst erklären lassen. Von der legendären Feindschaft zwischen den US-Raplegenden Tupac Shakur und The Notorious B.I.G. hören sie zum ersten Mal. Eisner untermauert während der Ermittlungen die gängigen Vorurteile. Für ihn sind Rapper „aufgeblasene Muskelkasperl“, die teure Autos fahren, sich gegenseitig „Hurensohn“ nennen und Frauen nur als „Huren oder Heilige“ sehen. Seine anfängliche Skepsis kehrt sich am Ende fast schon in Begeisterung um. „Das ist echt geiler Shit“, sagt Eisner beim Anhören der Musik im Dienstwagen. Nur auf vegane Würstl will er sich im Gegensatz zu seiner Kollegin Fellner partout nicht einlassen.

Ein- oder ausschalten?

Nach vier langen Monaten hat die „Tatort“-Sommerpause endlich ein Ende. Allein schon deshalb lohnt sich das Einschalten.

Moritz Eisner und Bibi Fellner ermittelten auch in diesen Fällen:

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