Ein buntes Fest für Toleranz und Vielfalt – 2100 Menschen nehmen beim ersten CSD in Wismar teil. Gestört wird das Fest durch Proteste aus dem rechten Lager, und auch linke Demonstranten sind dabei.

Begleitet von lautstarken Protesten rechter Gruppen hat in Wismar der erste Christopher Street Day (CSD) stattgefunden. Die meist bunt gekleideten Menschen sammelten sich zunächst auf dem Marktplatz und zogen dann durch die Altstadt. Die Polizei sprach von 2100 Teilnehmenden. 

Rechte skandieren: „Ganz Deutschland hasst den CSD“

Die rechten Gruppen hatten sich nach Angaben der Polizei zunächst in dem nahe gelegenen Lindengarten versammelt. Die Polizei sprach von einer nicht angemeldeten Gegenversammlung. Zu dieser sei im Vorfeld in den sozialen Medien aufgerufen worden. Später erhielten die nach Polizeiangaben etwa 200 Teilnehmer die Erlaubnis, zum Bahnhof zu marschieren. Auf Videos der „Ostseezeitung“ war zu hören, wie die meist schwarz gekleideten Teilnehmer dabei „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“ riefen und „Ganz Deutschland hasst den CSD“. 

Sie sammelten sich dann auf dem Bahnhofsvorplatz, an dem der CSD-Zug vorbeiführte. Hier kam es laut Polizei zu gegenseitigen Beschimpfungen, der Zug stockte vorübergehend. Beide Seiten wurden durch zahlreiche Polizisten getrennt. Zu größeren Auseinandersetzungen sei es dabei nicht mehr gekommen, sagte eine Sprecherin. 

Auseinandersetzungen schon bei Ankunft am Bahnhof

Am Bahnhof hatte es schon zuvor vereinzelt Tumulte gegeben, als rechte und linke Demonstranten teils zeitgleich eintrafen. Aus dem linken Lager wurden in Richtung der rechten Gruppen immer wieder Rufe wie „Nazi-Schweine“ laut. Die Polizei habe dann die beiden Lager getrennt, sagte die Sprecherin. Ein 30-Jähriger habe mit einer Stange mehrfach auf einen Beamten eingeschlagen und ihn leicht verletzt, teilte die Polizei am Abend mit. Zudem entdeckten Beamte bei zwei Jugendlichen, die sich auf dem Weg zur Gegenversammlung befanden, eine Schreckschusswaffe sowie ein Butterflymesser. Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet und die Eltern der Jugendlichen informiert.

Auch Sozialministerin Drese bei CSD

An der CSD-Kundgebung nahm auch Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) teil. Sie begründete dies auch mit den Aufrufen im Netz zu Protesten. Drese sagte zu den Störaktionen rechter Bündnisse: „Als Landesregierung werden wir nicht akzeptieren, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert und bedroht werden. Wir werden uns deshalb mit Mut und Durchsetzungskraft weiterhin für eine offene Gesellschaft einsetzen.“ Sie würdigt den ersten CSD in Wismar als wichtiges Zeichen für Akzeptanz und Selbstbestimmung. 

Der Christoper Street Day erinnert an die Aufstände der sogenannten queeren Community in der Christopher Street in New York 1969. Es geht um die Gleichstellung von homosexuellen, transsexuellen, bisexuellen und intergeschlechtlichen Menschen.