Eine Silvesterparty unter Schauspielkollegen – am Ende treibt einer tot im Pool. Die Kölner „Tatort“-Kommissare müssen einen längst erledigt geglaubten Mordfall neu aufrollen.

3 von 5 PunktenCharakterstudie um eine Truppe Schauspiel-Egomanen, in deren Reihen ein Mord passiert ist

Worum geht’s?

Moritz Seitz (Thomas Heinze) hat es als Schauspieler zu Ruhm und Reichtum gebracht. Gemeinsam mit seiner Frau Carolin (Nina Kronjäger) lädt er an Silvester 2018 zu einer rauschenden Party in seiner Villa. Zu den Gästen gehört auch Ole Stark (Martin Feifel), ein alter Freund Seitz‘ von der Schauspielschule. Ihm blieb der große Erfolg als Schauspieler verwehrt. Als dritter aus dem Freundeskreis taucht Thore Bärwald (Max Hopp) auf. Auf ihn ist Seitz nicht gut zu sprechen. Die Situation eskaliert, als er seine minderjährige Tochter und Bärwald beim Sex erwischt. Wenig später treibt der unbeliebte Gast tot im Pool. Moritz Seitz wird als sein Mörder verurteilt und muss ins Gefängnis. Vier Jahre später taucht Ole Stark bei den Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) auf und behauptet, er habe Bärwald getötet. Die Ermittler müssen den eigentlich erledigt geglaubten Fall neu aufrollen.PAID Warum ich seit 50 Jahren „Tatort“ gucke – und es auch weiter tun werde_15.30

Warum lohnt sich der „Tatort“?

Die Geschichte wird vor allem von den zwischenmenschlichen Beziehungen getragen. Da ist die alte Freundschaft zwischen den drei Schauspielern Seitz, Bärwald und Stark, die im Laufe der Jahre einige Risse bekommen hat. Auch die Ehe zwischen Seitz und seiner Frau Carolin ist nach seinem Gefängnisaufenthalt nicht mehr intakt. Sie hat inzwischen einen neuen Mann an ihrer Seite – ausgerechnet einen Polizisten, der in der Mordnacht Dienst hatte. Das alles sorgt für eine Reihe von Konflikten und erinnert an ein Theaterstück. Zudem ist der Film mit TV-Gesichtern wie Thomas Heinze, Martin Feifel, Max Hopp und Nina Kronjäger prominent besetzt.

Was stört?

Der Krimi spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen: An Silvester 2018, als der Mord passierte, und vier Jahre später, als der Fall neu aufgerollt wird. Die Ereignisse fließen zunehmend ineinander, hier hätte eine deutlichere Abgrenzung für mehr Struktur gesorgt. Und auch in Sachen Spannung ist noch Luft nach oben. Die Aufklärung plätschert lange dahin. Zumindest am Schluss gibt es noch einige überraschende Wendungen.Tatort Ausstiege 16:40

Die Kommissare?

In einem Ensemble aus Egomanen bleiben für Ballauf und Schenk nur Statistenrollen. Die beiden Kommissare sind fast nie gemeinsam zu sehen, sondern jeder ermittelt für sich. Am Ende bleibt ein ernüchterndes Fazit: „Wir hätten die Finger davon lassen sollen“, sagt Ballauf.

Ein- oder ausschalten?

Die Kölner Kommissare feierten 2022 ihr 25-jähriges Jubiläum. Zum richtigen Geburtstags-Kracher taugt dieser Fall allerdings nicht.

Die „Tatort„-Folge „Vier Jahre“ wurde erstmals am 6. Februar 2022 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Film am Freitag, 13. September 2024, um 22.20 Uhr.