Hessens Regierungschef Rhein nennt ihnen einen „Mann der leisen Töne, dessen Rat sehr viele gerne gehört haben“: Ex-FDP-Chef Gerhardt ist gestorben. Wie hat seine Karriere in Hessen einst begonnen?
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat den ehemaligen FDP-Bundeschef Wolfgang Gerhard mit Wohnsitz in Wiesbaden als einen „herausragenden Politiker“ gewürdigt. Der 80-Jährige war laut dem amtierenden FDP-Vorsitzenden Christian Lindner am Freitagmorgen in der hessischen Landeshauptstadt gestorben. Hier war Gerhardt lange Jahre politisch aktiv gewesen.
Rhein zufolge war der Freidemokrat „ein Mann der leisen Töne, dessen Rat sehr viele gerne gehört haben“. Gerhardt habe sich mit Leidenschaft und Hingabe für die Belange der Gesellschaft eingesetzt: „Er hat es verstanden, Brücken zu bauen und unterschiedliche Meinungen zusammenzuführen. Sein Einsatz für eine pluralistische Gesellschaft und ein besseres Deutschland wird uns fehlen.“
„homo politicus durch und durch“
Gerhardt war nach Worten von Rhein, dem Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz, „ein homo politicus durch und durch“. Seine hessischen Wurzeln habe Gerhardt nie verleugnet. „Bis zuletzt hat er dem Land die Treue gehalten“, ergänzte Rhein. „Er hinterlässt eine große Lücke in der Gesellschaft und in der Politik – in Hessen wie in Deutschland.“
Der hessische Wissenschafts- und Kunstminister Timon Gremmels (SPD) erinnerte daran, dass Gerhardt einst der erst zweite Ressortchef in seinem Ministerium gewesen war: „Wir verlieren mit ihm eine große Persönlichkeit, einen überzeugten Liberalen und einen großartigen Redner. Seine Stimme im Einsatz für unsere Demokratie wird fehlen.“
Karrierestart in Hessen
Gerhardt hatte von 1978 bis 1994 dem Landtag in Wiesbaden angehört. 1987 wurde er Wissenschaftsminister und Vizeministerpräsident in Hessen. 1994 zog der Liberale in den Bundestag ein. FDP-Bundeschef war Gerhardt von 1995 bis 2001, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion von 1998 bis 2006. Beide Ämter gab er schließlich an Guido Westerwelle ab. Gerhardt übernahm die Leitung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung.