Seit Langem gibt es Zank darum, was mit der Goebbels-Villa nördlich von Berlin passieren soll. Das Areal ist seit mehr als 20 Jahren ungenutzt und verfällt. Wie sieht das Gebäude von innen aus?

Nordöstlich von Berlin, idyllisch am Bogensee, liegt die ehemalige Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels – doch das Areal verfällt, und das Land Berlin als Eigentümer will es notfalls verschenken. So kündigte es Finanzsenator Stefan Evers (CDU) im Mai im Abgeordnetenhaus an. Die Gemeinde Wandlitz, auf deren Gebiet das Anwesen liegt, möchte ein Wörtchen mitreden. Ihr Bürgermeister Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) befürchtet, dass rechte Ideologen versuchen könnten, an das Gelände zu kommen.

Bürgermeister: Äußerung des Finanzsenators „äußerst unglücklich“

Und übte deutliche Kritik an Finanzsenator Evers. Zur Nachrichtenagentur DPA sagte Borchert: „Ich habe für solche Aussagen kein Verständnis.“ Sie würden der historischen Bedeutung nicht gerecht und seien schädlich für die Liegenschaft. Vor Jahren habe unter anderem bereits die Reichsbürger-Gruppierung „Königreich Deutschland“ versucht, dort Fuß zu fassen. „Was ich nicht gerne sehen würde, dass das Land Berlin das Areal an irgendeinen Privaten verschenkt, der dann ideologische Ziele mit der Liegenschaft verfolgt.“

Der Finanzsenator hatte gesagt, bisher seien weder die Kommune Wandlitz noch das Land Brandenburg oder der Bund an einem solchen „großzügigen Geschenk“ interessiert gewesen. Die Hauptstadt werde sich zielführenden konzeptionellen Überlegungen nicht verschließen, wenn sie im Interesse der Stadt lägen und der vielschichtigen historischen Bedeutung des Areals gerecht würden. „Sollte das aber einmal mehr ins Leere führen wie in den vergangenen Jahrzehnten, dann hat das Land Berlin keine andere Möglichkeit, als so den Abriss zu vollziehen, wie er jetzt vorbereitet und von uns adressiert ist.“

Das Bundesbauministerium teilte mit: „Wir sind aktuell in Gesprächen mit den beteiligten Akteuren zu einer möglichen Weiterentwicklung des Areals. Zu den aktuellen Äußerungen des Finanzsenators nehmen wir keine Stellung.“

Das rund 17 Hektar große Gelände, auf dem sich Goebbels ein Landhaus bauen ließ, ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt und verfällt. Nach dem Ende der NS-Diktatur diente das Gelände kurzzeitig den Alliierten als Lazarett. 1946 übergaben die Sowjets dann das Grundstück der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründete.

Bereits seit längerer Zeit wird wieder verstärkt über Nutzungsideen für das Areal diskutiert. Ein tragfähiges Konzept ist aber noch nicht gefunden worden. Berlin erwägt, die Gebäude abzureißen und die Flächen zu renaturieren – schon, um die Kosten für Sicherung und Unterhalt zu sparen. 

Gemeinde will Abriss von Goebbels-Villa verhindern

Der Landkreis Barnim und die Gemeinde Wandlitz wollen einen Abriss verhindern und künftige Nutzungsmöglichkeiten ausloten. Die Gemeinde hat jetzt nach eigenen Angaben einen Antrag auf Fördergeld gestellt. Der Bürgermeister nannte eine, wie er sagte, vorsichtige Bedarfsschätzung von 500.000 bis 600.000 Euro.

Die Gemeinde will nun ein Konzept für eine Weiternutzung entwickeln. Dabei nennt Borchert als einige Überlegungen etwa ein „Zentrum für Resilienzforschung für die Demokratie“, einen Hochschul-Campus, eine Reha-Klinik, eine Hotelnutzung oder eine Bundesbehörde.