Richter müssen in Verfahren oftmals unzählige Seiten an Gerichtsakten lesen. Künstliche Intelligenz soll Ihnen künftig dabei unter die Arme greifen.

Richterinnen und Richter sollen künftig bundesweit beim Sichten von Akten Hilfe von Künstlicher Intelligenz erhalten. Das Landesjustizministerium erforscht derzeit nach eigenen Angaben, wie man Verfahrensstoff, der sich häufig über viele Ordner erstreckt, mittels KI inhaltlich zusammenfassen und vorstrukturieren kann. 

Daran sind auch Partner aus der IT-Branche beteiligt. „Durch digitale Vorarbeit sollen die Richterinnen und Richter in die Lage versetzt werden, Akteninhalte schneller korrekt und vollständig zu erfassen“, heißt es aus dem Haus von Justizministerin Marion Gentges (CDU). „Sie können sich so stärker auf die Verfahrensleitung, die rechtliche Würdigung der Akteninhalte und die persönliche Interaktion mit den Parteien konzentrieren.“ 

Richter müssen sehr viel lesen

Das Assistenzprogramm zur Aktenstrukturierung läuft unter dem Namen Akira. Hintergrund: Gerichtsakten umfassen heutzutage nicht selten mehrere hundert oder sogar tausend Seiten. Richterinnen und Richter müssen den Inhalt der Dokumente inhaltlich vollständig erfassen. Sie investierten viel Zeit in das Lesen und Aufbereiten der Verfahrensakten, teilt das Ministerium mit. Die geplante KI soll dabei auch hochkomplexe Inhalte aufbereiten können. Richterinnen und Richter aller Gerichtsbarkeiten in ganz Deutschland sollen die digitale Assistenz nutzen können. „Dies ermöglicht Justizangehörigen einen schnellen und präzisen Erstzugriff auf den Sach- und Streitstand“, teilte Ministerialdirektor Elmar Steinbacher mit.

Künstliche Intelligenz in der Justiz schreitet voran

Auch das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha ist an dem Projekt beteiligt. Zunächst soll es um die Sozialgerichtsbarkeit gehen – Richter des Sozialgerichts Ulm sollen Erfahrungen aus der Praxis einbringen. 

Die Nutzung von KI schreitet auch in der Justiz voran. Der Präsident des Oberlandesgerichts (OLG) Karlsruhe, Jörg Müller, etwa sprach zu Jahresbeginn davon, dass man „an der Schwelle zu disruptiven Veränderungen“ stehe. Fachkräftemangel und eine zunehmende Komplexität des Rechts machen aus seiner Sicht den Einsatz von KI unumgänglich.