Bei der Gründung der Ruhrkohle AG 1969 zählte der Bergbaukonzern mehr als 250.000 Beschäftigte. Mittlerweile ist die RAG ein Unternehmen mit 600 Beschäftigten. Jetzt wird wieder Personal gesucht.
Mehr als sechs Jahre nach dem Ende des deutschen Steinkohlebergbaus will der einstige Zechenbetreiber RAG wieder Auszubildende einstellen. Erlernt werden kann ab August 2025 unter anderem der Beruf des Umwelttechnologen oder der Umwelttechnologin für Abwasserbewirtschaftung, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. Der Nachwuchs soll dabei unter anderem lernen, wie man riesige Tauchpumpen instand hält. Sie sorgen an sechs Standorten im Ruhrgebiet dafür, dass der Grubenwasserstand bestimmte Höhen nicht überschreitet.
Letzte Zeche war 2018 geschlossen worden
Nach zahlreichen Zechenschließungen, die mit dem sozialverträglichen Abbau Zehntausender Arbeitsplätze verbunden war, war die deutsche Steinkohleförderung 2018 beendet worden. In einem Festakt hatte Ende Dezember Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Bottrop symbolisch das letzte Stück Kohle entgegengenommen. 2018 beendeten auch die bis dahin letzten Auszubildenden ihre Lehre. Die RAG AG beschäftigte 2018 noch 3000 Menschen. Ende 2020 waren es noch rund 1240. Mittlerweile sind es nur noch 600.
Weil in den nächsten Jahrzehnten viele Beschäftige altersbedingt ausscheiden würden, setze man aber schon jetzt wieder auf Recruiting-Aktivitäten, hieß es. In den vergangenen zwölf Monaten seien bereits rund 20 neue Mitarbeitende aus verschiedenen Fachrichtungen neu eingestellt worden, erklärte ein Unternehmenssprecher.
RAG will zunächst sechs Azubis einstellen
Zunächst sind im Ruhrgebiet je zwei Ausbildungsplätze geplant für die Berufe Umwelttechnologie/-technologin, Kaufmann/-frau für Digitalisierungsmanagement sowie Kaufmann/-frau für Büromanagement. Man habe den Transformationsprozess des Unternehmens sehr gut bewältigt, erklärte RAG-Chef Peter Schrimpf. „Wir haben eine gute Zukunft. Und die wollen wir auch wieder mit jungen Menschen teilen.“
Die RAG AG gehört zu 100 Prozent der RAG-Stiftung, die für die Finanzierung der andauernden Folgekosten aus dem deutschen Steinkohlenbergbau zuständig ist. Eine Hauptaufgabe der RAG ist die sogenannte Grubenwasserhaltung.
Bei Grubenwasser handelt es sich um oft mit Salzen und Chemikalien belastetes Sickerwasser aus tiefen Gesteinsschichten, das sich nach dem Ende des Steinkohlebergbaus in den nicht verfüllten Hohlräumen der Bergwerke ansammelt. Damit es nicht in die Nähe der Trinkwasserschichten gelangt, muss es dauerhaft abgepumpt werden.
Auch das Abpumpen von Oberflächenwasser in Bergbausenken und die Reinigung von Grundwasser an früheren Kokereistandorten gehört zu den andauernden Aufgaben der RAG. Für solche sogenannten Ewigkeitslasten gab die RAG-Stiftung im vergangenen Jahr 266 Millionen Euro aus.