Gina Rühl verlor 2019 bei einem Unfall ihren linken Arm und berichtet als „Einarmige Prinzessin“ auf Instagram aus ihrem Alltag. Sie findet: Bei Luke Mockridge hört der Spaß auf.

Oft werde ich mit Situationen konfrontiert, in denen ich aufgrund meiner Behinderung respektlos behandelt werde und sich Menschen über mich lustig machen. Sprüche wie „T-Rex!“ oder „Warst du schon im Secondhand-Shop?!“ bis hin zu „Warum zeigst du dich so, das sieht eklig aus!“ oder sogar „Kannst du mich mit der Prothese befriedigen? „höre ich leider immer wieder. Besonders, wenn ich Hilfe brauche, entstehen oft unangenehme Situationen. Da man nicht auf den ersten Blick sieht, dass mir ein Arm fehlt, reagieren viele Menschen erst einmal verwirrt oder ungläubig. Häufig höre ich Sätze wie: „Sie sind jung, Sie können ja nichts haben.“ Wenn ich dann erkläre, dass mir ein Arm fehlt, höre ich oft: „Du siehst ja gar nicht behindert aus.“ Diese Kommentare sind nicht nur verletzend, sondern zeigen auch, wie tief die Vorurteile im Zusammenhang mit Behinderungen sitzen und wie wenig Verständnis es oft gibt.

Die Aussage von Luke Mockridge „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“ löste in mir Unverständnis und Wut aus. Da hört Comedy für mich auf! Er hat eine riesige Reichweite und dient vielen als Vorbild. Despektierlich gegenüber Menschen mit Behinderung zu sein, setzt ein völlig falsches Zeichen. Wenn man Witze über Behinderungen macht, sollten diese gut durchdacht sein, eine klare Haltung haben und die Betroffenen respektieren.

Kritik an Luke Mockridge: „Du bist humorbehindert!“ sagte jemand auf Instagram

Als ich auf Social Media in einem Video zu Mockridge Stellung bezog, erhielt ich Kommentare wie „Du bist humorbehindert!“, „Verstehst du keinen Spaß?“ oder „Stell dich nicht so an!“ Für mich hat Humor aber Grenzen. Was für den einen lustig ist, kann für den anderen verletzend sein – das dürfen wir nie vergessen. Besonders problematisch wird es, wenn Witze auf Kosten von Menschen mit Behinderung gemacht werden und diese dabei in ihrer Existenz herabgewürdigt werden. Sie verstärken negative Stereotypen und tragen dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen weiterhin stigmatisiert werden. 

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Man sollte sich immer fragen, ob der Humor anderen schadet. Sich über Menschen mit Behinderungen lustig zu machen, zeigt meiner Meinung nach einen Mangel an Empathie und Respekt. Niemand sollte sich aufgrund eines Witzes schlecht oder minderwertiger fühlen. Es ist wichtig, sensibel zu bleiben und darauf zu achten, welche Art von Humor wir fördern, vor allem wenn es um die Würde und den Respekt anderer Menschen geht. Wir kämpfen täglich für Inklusion und gegen Vorurteile. Aussagen wie in dem Podcast machen unsere Bemühungen zunichte. 

„Worte können Schaden anrichten“

Auch ich mache oft Witze, aber nie auf Kosten anderer und immer mit Respekt. Wenn ich als Betroffene Witze über meine eigene Behinderung mache, ist es meiner Meinung nach etwas anderes. Ich kenne meine Grenzen, weiß, was ich aushalten kann und wie ich mit meiner Behinderung umgehe. Fremde Menschen, die weder mich noch meine Situation kennen, sollten sich darüber bewusst sein, dass ihre Worte Schaden anrichten können. Es ist wichtig, vorsichtig zu sein und zu verstehen, wo die Grenzen des anderen liegen. Witze sollten niemals respektlos sein oder Menschen in ihren Fähigkeiten abwerten. Das gleiche gilt für Menschen ohne Behinderung: Man macht keine respektlosen Witze über jemanden, den man nicht kennt. 

Bezüglich Luke Mockridges Aussagen zu den Paralympics möchte ich betonen, wie wichtig diese Spiele sind. Sie zeigen, dass Menschen mit Behinderungen genauso beeindruckende sportliche Leistungen erbringen können, wie Menschen ohne Behinderung. Die Paralympics helfen dabei, Vorurteile abzubauen und deutlich zu machen, dass eine Behinderung niemanden davon abhalten sollte, seine Ziele zu erreichen. Sie verändern das Bild von Behinderungen in der Gesellschaft positiv und tragen zu einem inklusiven Miteinander bei. 

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Ich habe kürzlich für die Sendung „Selbstbestimmt“ im MDR eine Folge gedreht – „Wer braucht die Paralympics?“. Dies hat mir einen tiefen Einblick in das harte Training der Teams ermöglicht und mir erneut gezeigt, wie beeindruckend und wichtig die Paralympics sind. Für die Athleten bieten die Wettkämpfe eine große Bühne, um zu zeigen, was in ihnen steckt. Das ist nicht nur inspirierend für andere Menschen mit Behinderungen, sondern für alle, die sich von diesen Leistungen motivieren lassen. Außerdem treiben die Paralympics Innovationen voran, wie etwa bei Prothesen oder anderen Hilfsmitteln, die den Alltag für viele Menschen verbessern. Insgesamt machen sie also nicht nur im Sport, sondern auch im Bereich der Inklusion einen großen Unterschied, sie sind extrem wichtig und verdienen Wertschätzung.

Mein Ziel ist es, weiter für Inklusion zu kämpfen und Stigmatisierungen aus dem Weg zu räumen. Für die Zukunft wünsche ich mir eine inklusive Gesellschaft, und dafür braucht es Respekt und Gleichberechtigung. Barrierefreiheit sollte selbstverständlich sein, und Diskriminierung sowie Vorurteile müssen konsequent abgebaut werden, damit wir alle ein gleichberechtigtes Leben führen können.