In einem Tweet an Ricarda Lang fragt Frauke Petry nach deren Familienplanung. Hintergrund: Die geplante Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, die die Grünen befürworten.
Zum Thema Abtreibung haben die Grünen eine klare Haltung: „Wir wollen die Empfehlungen der Sachverständigenkommission zu § 218 umsetzen und Schwangerschaftsabbrüche in den ersten 3 Monaten entkriminalisieren! Das haben wir bei unserer heutigen Fraktionssitzung beschlossen“, heißt es in einem Tweet auf X (vormals Twitter).
Für die ehemalige AfD-Vorsitzende Frauke Petry offenbar ein Anlass, sich an die frisch vermählte Grünen-Chefin Ricarda Lang zu wenden. Diese hatte erst vor wenigen Wochen ihren Lebensgefährten Florian Wilsch in einer Location in der Nähe der Spree geheiratet.
In einem Tweet an die 30-Jährige, in dem sie auch die Haltung der Partei verlinkt, schreibt Petry an Lang gerichtet: „Sie haben anlässlich Ihrer kürzlichen Eheschließung bestimmt auch über die Gründung einer Familie nachgedacht. Neues Leben geschenkt zu bekommen, ist eine der wunderbarsten Erfahrungen im Leben einer Frau (und des Vaters). Dieses Leben existiert ab dem Tag seiner Entstehung im Mutterleib, ab diesem Moment sind wir Frauen dafür zu 100% verantwortlich. Das Lebensrecht gilt für beide – Mutter und ungeborenes Kind, der §218 war ein mühsamer Kompromiss, der Deutschland seit Jahrzehnten in dieser Frage befriedet hat. Warum wollen Sie einen Krieg eröffnen, bei dem Frauen und Kinder am Ende die Leidtragenden sind? #§218“
Die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen antwortet prompt: „Hallo Frau Petry, ob ich Kinder will oder nicht ist ehrlich gesagt meine private Angelegenheit. Und vor allem ist es meine Entscheidung – nicht Ihre und auch nicht die des Staates. Und dieses Recht sollte jede Frau haben.“
Doch damit will sich die sechsfache Mutter nicht zufriedengeben und schreibt erneut: „Danke @Ricarda_Lang, dass Sie mir geantwortet haben. Das nächste Mal müssen Sie auch meine Frage im Tweet finden 😃. Habe diese nochmal ausführlicher in den Kommentar geschrieben.“ Dort schiebt sie dann hinterher: „Danke für Ihren Tweet. Nur habe ich Sie nicht nach Ihrem Kinderwunsch gefragt, sondern: Warum zetteln Sie einen Krieg um den Paragrafen 218 an? Warum glauben Sie es besser zu wissen, als der Kompromiss, der die verschiedenen Sichtweisen aus Ost und West befriedet hat? Sehen Sie nicht, dass Frauen und Kinder die Leidtragenden sein werden?“.
Eine Antwort von Ricarda Lang auf die Nachfrage von Petry blieb bislang aus.
Abtreibungen durch Paragraf 218 klar geregelt
Schon seit Jahrzehnten ist die Frage nach Abtreibungen und ob sie nicht mehr strafbar sein sollen umstritten. In der kommenden Wochen startet eine zwölfwöchige Kampagne, in der ein bundesweites Bündnis feministischer und gesundheitspolitischer Initiativen, Gruppen und aktiver Einzelpersonen die ersatzlose Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch noch in dieser Legislaturperiode fordert. Am 7. Dezember finden dazu auch mehrere Demonstrationen in Berlin und Karlsruhe statt.
Schwangerschaftsabbrüche sind hierzulande bisher laut Paragraf 218 des Strafgesetzbuchs rechtswidrig. Tatsächlich bleibt ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Wochen aber straffrei, wenn die Frau sich zuvor beraten lässt. Ohne Strafe bleibt ein Abbruch zudem, wenn medizinische Gründe vorliegen oder wenn er wegen einer Vergewaltigung vorgenommen wird. Über die Abschaffung des Paragrafen wird seit Jahren gestritten.
Sehen Sie dazu oben im Video: Schwangerschaftsabbrüche müssen in Deutschland anders gesetzlich geregelt werden, sagt eine von der Ampel eingesetzte Kommission. Wird es jetzt wirklich zu einer Liberalisierung kommen? Darüber sprechen die stern-Redakteurinnen Miriam Hollstein und Lisa Becke im 5-Minuten-Talk.