Ursula Nonnemacher gilt als Ministerin mit klarer Haltung. Kurz vor ihrem Abtritt macht sie sich Luft und beklagt eine Verrohung der politischen Sitten.
Brandenburgs scheidende Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hält die Art und Weise der Kritik an ihrer Partei für häufig überzogen. „Das Ausmaß der Kritik ist völlig indiskutabel“, sagte die Ministerin der „Märkischen Allgemeinen“-Zeitung (Mittwoch). Kritik sei sicher angebracht, da Fehler gemacht worden seien.
Die Grünen hätten das Problem, „nicht nur in Brandenburg, dass sie sehr intellektuell, kopflastig und in vielem zu kompliziert sind“, führte Nonnemacher aus. Sie könnten schwer Emotionen bedienen. „Die Grünen arbeiten immer ein rationales Programm ab und haben daher in der Vermittlung deutliche Probleme.“
Abseits des Grünen-„Bashings“ sorge sie sich um den aktuellen Diskurs. In der Vergangenheit sei häufiger klar gewesen, wogegen sich der Protest richte. „Heute gibt es nur ein unglaublich aggressives Geblubber“, sagte Nonnemacher. „Wie wollen Sie da mit Politik darauf reagieren? Wir sind doch nur noch damit beschäftigt, eine populistische Forderung nach der anderen zu bearbeiten, obwohl sie zum Teil völlig sinnfrei oder rechtlich umstritten sind.“ Das sei sehr ernüchternd.
Nonnemacher tritt bei der kommenden Landtagswahl in Brandenburg in wenigen Tagen nicht mehr an. Die 67-Jährige hat angekündigt, in den politischen Ruhestand zu gehen.