Dresden war jahrzehntelang der Lebensmittelpunkt von Caspar David Friedrich, der in Greifswald geboren wurde. An seinem 250. Geburtstag kleideten sich in beiden Städten im Stil der Romantik.
Männer in Frack und Zylinder, Frauen in langen Gewändern mit Hauben: Jeweils mehr als 2000 Menschen feierten in Dresden und Greifswald den 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich, indem sie sich im Stil der Romantik kleideten. Zwischen den beiden damaligen Wohnorten des Meisters der Deutschen Romantik lief eine Wette: Wo kommen mehr Kostümierte zusammen?
Kurz nach 19 Uhr stand fest: 2241 wurden es in Greifswald, der Geburtsstadt Friedrichs, und 2033 in Dresden. Nach der Niederlage der sächsischen Landeshauptstadt dürfen sich drei Paare aus Greifswald über eine Einladung zum Opernball im kommenden Jahr in Dresden freuen. Die beiden Rathauschefs aber sind sich einig: Schon das Spektakel und die Atmosphäre auf den Marktplätzen sind ein „Riesengewinn“.
Auch Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) will seinen Wetteinsatz einlösen: Der studierte Historiker versprach, am 19. Oktober allen Dresdnern, die dann in Greifswald sind, eine Stadtführung zu geben.
„Das sieht fantastisch aus“, frohlockte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert zum Auftakt auf der Bühne vor der Frauenkirche. „Die Wette ist so charmant, die musste man einfach annehmen.“ In der Elbestadt hatte der Zeichner und Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) über vier Jahrzehnte gelebt.
Beide Oberbürgermeister in Frack und Zylinder
Greifswald hatte im Friedrich-Jahr 2024 dessen Wahlheimat herausgefordert. „Wir freuen uns seit Wochen auf diesen Tag“, bekannte Hilbert, der auch im Stil des 19. Jahrhunderts gekleidet war: in weißer Hose, güldener Weste, Wrack und Zylinder, mit Gehstock und schwarzem Seidenschal. Die erste Schalte zur Konkurrenz stimmte ihn positiv. „Das schaut hier schon klasse aus.“ Auch das Stadtoberhaupt von Greifswald trug Frack und Zylinder. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig feierte in einem roten Kleid und mit Spitzen-Sonnenschirm mit.
An den Zählstationen in Dresden bildeten sich in der Nachmittagshitze lange Warteschlangen: Frauen in langen Röcken mit Bluse und buntem Tuch über den Schultern oder knöchellangen Kleidern, in Haube oder Schute, Männer in klassischer Weste, weiter Hose, auch in Gehrock und mit Backenbart, wie Friedrich ihn trug, und auch Mädchen in Faltenrock und Bluse mit artiger Schleife im Haar.
Geburtstagskuchen und Live-Jazz
Dresdner Bäcker schnitten einen mit Sanddorn aus Friedrichs Heimat gebackenen Geburtstagskuchen an und verteilten ihn stückweise, eine Live-Band spielte Jazz. Und auch eine Caspar-David-Friedrich-Rose wurde getauft. Die ersten der gezüchteten Pflanzen mit dicker pinkfarbener Blüte sollen an Stätten gepflanzt werden, die mit Friedrich verbunden sind: in Greifswald, am Kap Arkona auf Rügen und auch an seinem Grab in Dresden.
Die damalige Residenzstadt Dresden war 1798 bis zu Friedrichs Tod 1840 Lebensmittelpunkt des Zeichners und Malers. Dort studierte er die Bilder der Altmeister in der Gemäldegalerie, mischte sich in Kunstdebatten ein, begann zu malen, entstanden seine Hauptwerke. Die Motive fand er auch in der Natur der Umgebung, auf Wanderungen etwa in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz und komponierte sie in seine Gemälde – die als Meisterwerke der deutschen Romantik gelten.