Die Rennradschuhe sind die entscheidende Verbindung zwischen Rad und Fahrer. Umso wichtiger ist es, sie sorgfältig auszuwählen. Passform, Verschluss, Sohle. Was wichtig ist und was nicht.
Fast sechs Millionen Deutsche über 14 Jahre schwingen sich laut einer aktuellen Erhebung des IfD Allensbach (Januar 2024) in ihrer Freizeit zumindest hin und wieder auf’s Rennrad. Etwa ein Drittel pedalierte 2023 sogar häufig auf den schmalen Reifen übers Land. Dass das deutsche Profi-Radsportteam Bora-hansgrohe bei den wichtigsten Radrennen der Welt seit einigen Jahren vorn mitmischt, dürfte den Rennrad-Boom weiter befeuern.
Wer regelmäßig in Renndress und Radhose hüpft, kommt nicht umhin, sich ein Paar solide Rennradschuhe zuzulegen. Warum? Um richtig Druck (und Zug) auf’s Pedal zu bringen, muss eine feste Verbindung zwischen Mensch und Maschine her. Und weil eine Ausfahrt mit dem Rennrad gern mal ein paar Stunden dauert, sollten Rennradschuhe nicht nur stabil, sondern auch möglichst komfortabel sein. Mit anderen Worten: Die Sache ist komplex.
Damit die Rennradschuhe vom ersten Kilometer an gut sitzen, sollten sie sorgfältig ausgewählt werden. Welche Fragen dabei im Vorfeld zu klären sind und was bei der Suche nach dem perfekten Schuh am wichtigsten ist, klärt der Artikel.
1. Welche Kriterien sollte ein guter Rennradschuh erfüllen?
Es klingt vielleicht ein bisschen banal: Aber ein guter Rennradschuh sollte vor allem passen. Im Gegensatz zu einem Laufschuh müssen Bikeschuhe rundum kompakt und eng sitzen. Sonst funktioniert die Kraftübertragung nicht oder nur eingeschränkt. Deshalb ist die Passform bei Rennradschuhen das A und O. Wichtig: Tauchen Sie unvoreingenommen in die Suche ein. Schlüpfen Sie in die Modelle verschiedener Hersteller, um herauszufinden, welche Passform für Ihre Füße optimal ist. Erst wenn der Schuh perfekt sitzt, können Sie über den Verschluss und die Belüftung nachdenken.
2. Warum ist der Verschluss so wichtig?
Sind ihre Füße eins mit den Schuhen, sollten Sie sich dem Verschluss widmen. Und dabei gilt es eine Sache ganz besonders im Blick zu haben: den Mittelfuß. Ein wesentlicher Teil der Kraft, die auf’s Pedal gebracht wird, findet genau dort statt. Deshalb muss der Mittelfuß mit den fünf Mittelfußknochen optimal fixiert werden. Allerdings auch so, dass nichts drückt und klemmt, denn das ist auf die Dauer nicht nur schmerzhaft, sondern schlägt sich auch auf dem Wattmesser nieder.
Doch welche Verschlüsse und Verschluss-Systeme für Rennradschuhe gibt es überhaupt?
Klassische Schnürung: Ein Verschluss, der über Jahre in der Versenkung verschwunden war. Aktuell kehrt das Schnürsystem aber in den Rennradsport zurück. Wie bei diesem Modell von Force. Sogar im Profibereich spielt es wieder eine Rolle. Begründet wird das mit dem geringen Gewicht der Senkel. Zudem könne man per Schnürung den Druck perfekt an den jeweiligen Fuß anpassen und damit mögliche Druckstellen vermeiden. Auf der Minusseite steht, dass ein Stopp fällig ist, wenn die Schnürung doch nicht perfekt sitzt. Klettverschluss: Auch die von Kinderschuhen bekannten Klettverschlüsse sind beliebt. Vor allem bei drei Riemchen lässt sich der Druck hier ebenfalls sehr gut auf dem Fußspann verteilen. Je nachdem, wie straff man die Klettriegel festzurrt. Nachteil: Zum Nachjustieren muss der Klettverschluss komplett abgezogen, neu platziert und wieder geschlossen werden. Das ist zwar während der Fahrt möglich, aber nicht empfehlenswert. Ratschenverschluss: Im Grunde ein Upgrade des eben beschriebenen Klettverschlusses. Durch die Ratsche, die meist einen von sonst zwei oder drei Klettriegeln ersetzt, kann der Schuh präziser konfiguriert und der Druck in kleinen Schritten erhöht oder verringert werden. Und zwar ohne das Training unterbrechen zu müssen. Der kleine Gewichtsnachteil gegenüber reinen Klettverschlüssen ist für Hobbyfahrer zu vernachlässigen. Hier geht Komfort eindeutig vor.Drehverschluss: Sehr verbreitet, aber auch die mit Abstand kostspieligste Variante der vier Rennradschuh-Verschlüsse. 300 Euro und mehr sind hier nichts besonderes. Dafür lässt sich der Druck über minimal gerasterte Drehräder wie die von Boa so exakt und fein auf dem Fuß verteilen wie bei keinem anderen Verschluss. Klarer Vorteil: Selbst während des Trainings ist das Feinjustieren ein Kinderspiel.
Wichtig: Probieren Sie auch hier aus, wie Sie mit den verschiedenen Verschlusssystemen klarkommen. Möglicherweise ist auch ein kombiniertes System für Ihre Fußform das beste, welches etwa aus Schnürung oder Klettverschluss mit einem Drehverschluss bestehen kann.
Apropos Fußform. Wie bei Nasen und Ohren gleicht auch beim Fuß keiner dem anderen. Darauf haben zumindest einige Hersteller reagiert, indem sie Rennradschuhe mit Leisten für schmale und breitere Füße anbieten. Daraus folgt, dass bei den Modellen für Frauen die Leisten speziell auf deren kleinere Füße zugeschnitten werden. Die Leisten für Frauen sind im Vorfuß in der Regel etwas schmaler und haben einen niedrigeren Spann.
3. Müssen Rennradschuhe gut belüftet sein?
Um es kurz zu machen: Je mehr Luft und Fahrtwind an die schwitzenden Füße kommt, umso besser. Für Herbst und Winter legen Sie sich zusätzlich ein Paar solide Überschuhe zu, die nicht nur Regen, sondern auch Wind und Kälte abhalten. Funktionssocken, die den Schweiß zumindest teilweise aus den Schuhen transportieren, gehören zu jeder Jahreszeit dazu.
4. Knackpunkt Sohle: Worauf man beim Kauf achten sollte
Wie teuer ein Rennradschuh ist, hängt neben dem Verschluss auch von der Sohle ab. Für Schuhe mit einer aus Carbon gefertigten Sohle muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen als für solche mit Sohlen aus Kunststoff. Dafür ist der Kohlefaser-Unterbau nicht nur leichter, sondern auch maximal verwindungssteif und dünn. Warum ist das wichtig? Je dünner die Sohle, desto näher kommt der Fuß an die Pedalachse. Der Tritt wird effizienter. Für Einsteiger und Hobby-Renner tut es aber auch ein Schuh mit Kunststoffsohle. Achten Sie aber darauf, dass das Modell Ihrer Wahl im Bereich der Sohle nicht mit der bloßen Hand verwrungen werden kann. Die Steifigkeit ist essenziell, auch wenn sie zulasten des Gewichts geht. Insbesondere etwas schwerere Radsportler sollten zwingend darauf achten, dass die Sohle ihres Rennradschuhs maximal steif ist.
Nicht minder wichtig ist die Innenausstattung eines Rennradschuhs. Leider fallen die standardmäßig eingelegten Innensohlen gern gegen das Äußere ab. Dabei spielt es auch beim Radfahren eine Rolle, ob die Füße natürlich verdreht sind. Wie bei Laufschuhe auch, helfen entsprechende Einlegesohlen dabei, Überpronierer oder Supinierer stabil in den Schuh zu stellen.0 Erstere setzen den Fuß auf der Außenkante der Ferse auf, rotieren dann aber stark nach innen. Im Volksmund kennt man das als X-Bein-Stellung. Supinierer landen ebenfalls auf der Außenkannte der Ferse. Danach rotiert der Fuß aber wenig bis gar nicht nach innen. Insbesondere Fußballer kennen dieses O-Bein-Phänomen. Die passenden Einlegesohlen stützen das Fußgewölbe dann auf der entsprechenden Seite.
5. Welche Platte ist die richtige für mich?
Zum Schluss kommen wir zur Glaubensfrage unter den Radfahrern. Welche Platte schraube ich unter den Schuh? Zunächst einmal finden Sie bei Standard-Radschuhe drei Löcher, an denen sich die drei häufigsten Pedalplatten befestigen lassen. Das sind die Systeme der Hersteller Time, Look und SPD-SL von Shimano. Wer auf Speedplay schwört, braucht einen Adapter oder einen Schuh, an dem die 4-Loch-Cleats direkt montiert werden können. Die werden allerdings nur von wenigen Herstellern angeboten. Wichtig: Zu jeder Schuhplatte gehört die passende Pedale.
Quelle: Statista (IfD Allensbach)
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