Der Sohn eines südamerikanischen Diktators verschwindet in dieser „Tatort“-Wiederholung aus seinem Internat – und Thorsten Falke muss zwischen verstockten Lehrern und schnöseligen Schülern herausfinden, ob der Fall politische Hintergründe hat.

2 von 5 PunktenDas Thema ist durchaus aktuell, doch leider wirkt an diesem Fall fast alles künstlich und erfunden.

Worum geht’s?

Hamburg ist in Aufruhr: Der Präsident von Orinaca, einer fiktiven Anden-Diktatur, hat sich angekündigt. Eigentlich sollen Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) den Despoten vor aufgebrachten Demonstranten schützen. Da wird der Falke abkommandiert: Der Sohn des Botschafters von Orinaca ist aus einem nahe gelegenen Elite-Internat verschwunden. Der Kommissar soll diskret ermitteln, man will vor dem Staatsbesuch keine Misstöne.

Zudem sorgen sich Schulleiterin Marie Bergson (Katarina Gaub) und ihr Ehemann, der kumpelige Lehrer Andreas (Christian Erdmann) um den Ruf der noblen Bildungseinrichtung. Falke vermutet schon bald politische Motive hinter dem Verschwinden – zumal sich herausstellt, dass der verschwundene Juan Mendez in Wahrheit der Sohn des umstrittenen Präsidenten ist.

Warum lohnt sich der „Tatort: Tyrannenmord“?

Ist es ein Problem, wenn die Söhne von Diktatoren auf deutschen Internaten ausgebildet werden? Und inwieweit kann man sie überhaupt für die Untaten ihrer Väter in Haftung nehmen? Der „Tatort: Tyrannenmord“ stellte 2022 kurz nach Russlands Überfall auf die Ukraine interessante und relevante Fragen.PAID Was macht eigentlich Charles Brauer? 17.30

Was stört?

Der ganze Krimi ist so konstruiert und künstlich wie der Staat Orinaca. Nichts an der Geschichte wirkt glaubwürdig – schon gar nicht das tatsächliche Mordmotiv, das erst am Ende enthüllt wird.

Die Kommissare?

Thorsten Falke und seine Kollegin Julia Grosz kommunizieren in der gesamten Folge ausschließlich über Funk miteinander. Lediglich in der letzten Szene begegnen sie sich kurz auf dem Flur. Dafür bekommt Falke den ehrgeizigen Felix Wacker (Arash Marandi) zur Seite gestellt, dessen Eifer im Laufe der Ermittlungen jedoch erlahmt.

Ein- oder ausschalten?

Die „Tatort“-Sommerpause endet erst in zwei Wochen, am 15. September. Bis dahin können Sie getrost noch den Fernseher auslassen.

Der „Tatort: Tyrannenmord“ wurde erstmals am 20. März 2022 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Film am Sonntag, 1. September, um 20.15 Uhr.

Falke und Grosz ermittelten auch in diesen Fällen:

Der Tod eines Polizisten – ein Einsatz geht schiefMénage-à-trois auf Norderney: Falke zwischen zwei FrauenAuf der Reeperbahn nachts um halb eins: Falke und Grosz im Kiez-MilieuLeben gegen Leben: Der verzweifelte Kampf eines Vaters