Im Sommer kann es in Städten unerträglich heiß werden. Vor allem, wenn sich Straßen und Häuser aufheizen und kühlendes Grün fehlt. Ein Klimatologe hat eine klare Empfehlung.
Der Stadtklimatologe Sascha Henninger ruft die Kommunen in Rheinland-Pfalz mit Nachdruck dazu auf, mehr in Klimaanpassungen zu investieren. Es sei wichtig, nicht nur auf Klimaschutz zu achten, sondern auch entsprechende Anpassungsmaßnahmen umzusetzen, betonte der Experte von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU). Der Klimawandel und seine Folgen seien allgegenwärtig. „Es ist Zeit, sich darauf einzustellen, dass man darauf reagieren muss.“
Mehrere Städte in Rheinland-Pfalz schützen Bewohner nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nicht gut vor Sommerhitze. In diesen Kommunen gibt es einer Untersuchung zufolge zu wenig Bäume und zu viel versiegelte Fläche. Die Städte entwickelten sich zu „Hitze-Höllen“, kritisiert die DUH mit Blick auf ihren bundesweiten Hitze-Check. Der Trend zu mehr Beton und weniger Grün sei alarmierend.
Langer Maßnahmenkatalog
Henninger betonte, selbst wenn kein weiteres CO2 in die Atmosphäre gelange, werde man die Folgen noch lange Zeit zu spüren bekommen – aufgrund der Verweildauer der bereits in der Atmosphäre enthaltenen Treibhausgase. „Es hilft nicht, einfach den Schalter umzustellen, und alles ist wieder gut. Das braucht Zeit.“ Nötig seien etwa mehr Grün und mehr Wasser in Siedlungsräumen sowie eine Entsiegelung von Flächen und mehr Schatten. „Der Katalog an Maßnahmen ist lang und sollte immer standortabhängig angepasst werden.“
Als Stadtklimatologe berät Henninger einige Kommunen und Städte in Rheinland-Pfalz, wenn es darum geht, klimaangepasst zu bauen. Im Hitze-Check der DUH waren besonders Ludwigshafen, Worms und Mainz durchgefallen. „Alle drei Städte sind geprägt durch einen hohen Versiegelungsgrad“, sagte Henninger. „Künstliche Baumaterialien wie Beton haben die physikalische Eigenschaft, dass sie über Tag Wärme aufnehmen und zeitversetzt, vor allem in den Abend- und Nachtstunden, an die bodennahe Luftschicht abgeben.“
Geprägt durch höhere Temperaturen
Ein weiteres Problem sei der fehlende Schattenwurf – etwa durch Bäume. „Wenn Sie viele versiegelte Flächen und wenig Grün haben, kann der beschriebene Effekt noch besser funktionieren, da zum Beispiel keine Baumkronen vorhanden sind, die die Oberfläche vor der direkten Sonneneinstrahlung schützen.“ Auch sei durch die Bebauung im Innenstadtbereich der Luftaustausch an vielen Orten eingeschränkt.
Bei Ludwigshafen, Worms und Mainz komme die geografische Lage hinzu. „Alle drei sind mit ihrer Lage in der Oberrheinischen Tiefebene klimatisch gesehen schon ohne Zutun des Stadtklimas geprägt durch höhere Temperaturen“, erklärte der Universitätsprofessor. „Für Menschen in den Stadträumen fühlen sich warme Temperaturen dann nochmals höher an.“