Roboter, die wie Menschen wirken, auch hier will China weltweit führend werden. Doch es geht weniger um Pikantes, die Menschenroboter sollen Pekings größtes Problem lösen.

China führt weltweit bei Solaranlagen, Akkutechnik und Schiffbau, nun kommen menschenähnliche Roboter hinzu. Auf der World Robot Conference 2024 in Peking wurde dieses weitere Feld chinesischer Dominanz sichtbar: menschenähnliche Roboter.

Teils sind es Modelle, die sich allein am Körperbau des Menschen orientieren. Die meiste Aufmerksamkeit erhalten aber jene Roboter, die ein menschenähnliches Gesicht inklusive Mimik mitbringen. Kritische Kommentatoren haben angemerkt, dass in einigen der Ausstellungsobjekte ein Mensch stecken könnte, bei vielen ist das gänzlich ausgeschlossen. Die Menschenähnlichkeit beschränkt sich auf Kopf und Hände und an den Armen sind die Metallscharniere gut zu erkennen.

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Realistische Nachbildungen

Die größte Überraschung ist der große Realismus der Gesichter. Die weiblichen Roboter mit übergroßen Mangaaugen erinnern an die auch im Westen bekannten Sex-Puppen. Doch es werden keineswegs nur „Sexy-Robots“ gezeigt. Einer der Messestars, so die chinesische Agentur Xinhua, ist ein Sushi-Koch mit silbernen Haaren. Er habe deutlich sichtbare Falten im Gesicht, Adern schimmern unter der Haut durch – die optische Grenze zwischen Mensch und Maschine verschwimmt.

Und das ist kein Zufall. In China geht es nicht darum, Sexpuppen oder Barmädchen-Roboter zu bauen. Robotik gehört zu den zentralen Feldern von Xi Jinpings Politik der „neuen Produktivkräfte“. Darum gab es auch einen hohen Besuch. Ministerpräsident Li Qiang sprach auf der Messe. „Die Roboterindustrie hat große Perspektiven und ein riesiges Marktpotenzial. Es ist notwendig …, die Verbreitung und Popularisierung von Robotern in verschiedenen Bereichen wie der Industrie, der Landwirtschaft und dem Dienstleistungssektor zu fördern.“

Roboter stehen im Zentrum von Pekings Politik

Mimik ist nicht nur ein zusätzliches Gimmick, sondern der Schlüssel, um eine emotionale Verbindung zu den Nutzern aufzubauen. Li Boyang, Mitbegründer und CEO von Ex-Robots, sagte der Agentur: „Bei den Kerntechnologien umfassen unsere Merkmale die intelligenten Gesichtsausdrücke des Roboters und seine geschickten Hände. Unsere Algorithmen konzentrieren sich auf Modelle, die emotionale und Wahrnehmungsfähigkeiten sowie intelligente Entscheidungsfindungs- und menschenähnliche Interaktionsfähigkeiten wie Sprache, Gesichtsausdrücke und Gesten verbessern.“ 

Um ein menschlicher Begleiter zu werden, sollen die Roboter Gefühle verstehen und darauf reagieren können. Sie müssen Gesichtsausdrücke und emotionale Signale erkennen. Typisch für die Wirtschaftsplanung in China ist, dass gezielte Forschung neben die Start-ups tritt. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Liu Xiaofeng hat einen Algorithmus zur Generierung von Gesichtsausdrücken bei humanoiden Robotern vorgestellt. Liu sagte jedoch, dass die Koordination von Sprache und angemessenen Gesichtsausdrücken weiterhin eine große Herausforderung darstelle.

Laut der Agentur waren die Reaktionen des Publikums durchwachsen, einerseits regten die humanoiden Roboter zum Staunen an. Aber die Besucher fanden die Kommunikation mit ihnen „ein bisschen unheimlich“. Von einer als mehr oder minder normal empfundenen Kommunikation sind sie noch weit entfernt. Das schränkt ihr Einsatzspektrum ein. Diese Roboter sind vielleicht in der Lage, in Museen die Ausstellung zu erklären oder in einem Restaurant zu arbeiten. Mit einem entsprechenden Kostüm in diesen besonderen Situationen erwartet niemand das Einfühlungsvermögen, welches im Gesundheitswesen erforderlich wäre.

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Acht Jahre Entwicklung

2024 wird in China das „Jahr Null“ der humanoiden Roboter genannt. Schon 2025 sollen die Roboter ein internationales Spitzenniveau erreichen und in Massenproduktion gehen, so das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie. Doch das ist nur der Anfang. Chinesische Experten gehen davon aus, dass es noch fünf bis acht Jahre dauern wird, bis dass diese Maschinen so fit sind, dass sie sich vollständig in einen Haushalt integrieren können. Eingeschränkte Anwendungen wie ein emotionaler Support-Roboter, der alte, einsame Menschen im Haushalt begleitet und mit ihnen plaudert, dürften eher möglich sein. Die Agentur Reuters weist allerdings darauf hin, dass Lieferketten und der Produktion von Zulieferteilen noch in den Anfängen stecke. Hier besteht Verbesserungsbedarf, auch müssen die Preise der Komponenten weiter sinken.

Der ehrgeizige Zeitplan der Regierung zeigt, dass Roboter mit menschlichem Gesicht keine Randerscheinung bleiben sollen, sie könnten Pekings Antwort auf eine alternde und schrumpfende Bevölkerung darstellen.

Quellen: Reuters, „Global Times“, Xinhua