Sich freiwillig und selbstbestimmt zu engagieren, gehört für viele Menschen dazu. Sie setzen sich ein für Integration, Bildung, Kultur und Sport. Was sie brauchen, sind Unterstützung und Anerkennung.

Das ehrenamtliche Engagement hat nach Einschätzung der Landesfreiwilligenagentur in Sachsen-Anhalt wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Nach der Zäsur mit der Einschränkung der Sozialkontakte sei das Engagement erstaunlich und positiv wieder aufgelebt, sagte Co-Geschäftsführer Jan Greiner. Nicht nur Sportvereine hätten einen Boom erfahren, neu seien auch Nachhaltigkeits- und Umweltschutz-Projekte. „Corona hat keine bleibenden Schäden hinterlassen.“ Defizite gebe es aber beim verbindlichen Engagement im Rettungswesen, der freiwilligen Feuerwehr im ländlichen Raum und der Bildung.

Empfang im Garten der Staatskanzlei

Die Landesregierung hat für heute 100 Engagierte samt Partnern zu einem Empfang in die Staatskanzlei eingeladen, um ihnen stellvertretend zu danken. Unter den Gästen sind Pilzsachverständige, Naturschützer, Klinikclowns, Förderinnen der Kinderfeuerwehr, Menschen aus der Integrationsarbeit, ein Mann, der eine Kinderbaustelle in einer Kita betreibt, Stolperstein-Engagierte und freiwillige Feuerwehrleute. Sie sollen untereinander und mit den Mitgliedern der Regierung ins Gespräch kommen.

Insgesamt seien 37 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt für das Gemeinwesen engagiert, sagte Greiner. Einen besonders großen Anteil machten die 14- bis 19-Jährigen aus, bei denen sich fast 60 Prozent einbringen etwa in Sport- und Jugendverbänden. „Die Jugendlichen von heute sind engagiert!“ Laut Greiner bilden die jungen Menschen die größte Gruppe. Bei den Menschen über 60 gebe es nur etwa halb so viele freiwillig Engagierte. Individualisierte Lebensentwürfe spielten da eine Rolle, gesundheitliche Fragen, aber auch, dass in Sachsen-Anhalt aufgrund der DDR-Geschichte eine lange Tradition des bürgerschaftlichen Engagements fehle.

Engagement ändert sich im Laufe des Lebens

Jan Greiner spricht von einer Engagementbiografie: Wer sich schon als Kind und Jugendlicher freiwillig einbringe, tue das meist auch als Erwachsener. Grundsätzlich gebe es aber auch im Laufe der Jahre Entwicklungen: nach der Schulzeit bleibe das Engagement meist erstmal auf der Strecke und nehme dann mit Berufstätigkeit, Familie und sozialer Einbettung wieder zu.

Befragungen zeigen Greiner zufolge, dass sich 30 Prozent der Menschen vorstellen können, sich zu engagieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Nötig sei Unterstützung für die Freiwilligen und Ehrenamtlichen. Anlaufstellen und Ansprechpartner seien nötig und weniger Bürokratie. Zudem wollten die Freiwilligen nicht den Eindruck haben, nur Defizite auszugleichen – etwa Eltern bei nicht sanierten Schulen. 

Ein wichtiger Aspekt sei die Anerkennung und Wertschätzung des Engagements – dabei spiele Geld in aller Regel keine Rolle. Es könne um Räume gehen, die genutzt werden dürfen oder auch mal um Technik vom Bauhof. Denkbar sei aber beispielsweise freier Eintritt ins Freibad, so Greiner. Es gebe viel Engagement in zahlreichen Bereichen in Sachsen-Anhalt, das oft zu wenig beachtet werde.