Der Hitzeschutz rückt auch in NRW in den Fokus. Während bisher nur wenige Städte Hitzeaktionspläne umsetzen, wird vielerorts noch daran gearbeitet – und auf andere Maßnahmen zurückgegriffen.

In Nordrhein-Westfalen setzen laut Gesundheitsministerium bisher nur zwei Kommunen einen Hitzeaktionsplan um. Entsprechende Pläne befänden sich derzeit in Köln und im Kreis Kleve in der Umsetzung, hieß es aus dem Ministerium. In Dortmund und Bielefeld gebe es derweil fertig beschlossene Hitzeaktionspläne, die dadurch nun künftig auch umgesetzt werden können. 

In 13 weiteren Kreisen und kreisfreien Städten sind Hitzeaktionspläne laut Ministerium derzeit in Arbeit, darunter etwa in Aachen, Düsseldorf, Münster, Hagen, Leverkusen, Bochum und Wuppertal. Weitere 22 Kreise und kreisfreie Städte planen demnach künftig die Arbeit an einem Hitzeaktionsplan. Dazu gehören etwa Gelsenkirchen, Hamm, Mönchengladbach, Oberhausen und Solingen sowie der Kreis Steinfurt, der Rhein-Sieg-Kreis und der Kreis Coesfeld. 

Hitzeschutz auch ohne Plan

Das Gesundheitsministerium verweist zur Einordnung darauf, dass der Stand eines Hitzeaktionsplans in einer Kommune nur bedingt den Stand des Hitzeschutzes widerspiegelt. „So werden in vielen Kommunen ohne Vorliegen eines verabschiedeten Hitzeaktionsplans bereits einzelne Maßnahmen zum Hitzeschutz erarbeitet und umgesetzt“, heißt es. 

Zudem sei der Prozess zur Erstellung von kommunalen Hitzeaktionsplänen dynamisch und verlaufe nicht immer nach einem festen Schema. In vielen Kommunen würden auch ohne Vorliegen eines verabschiedeten Hitzeaktionsplans bereits einzelne Maßnahmen zum Hitzeschutz erarbeitet und umgesetzt.

Pläne in Dortmund und Bielefeld

Der beschlossene Hitzeaktionsplan der Stadt Dortmund benennt Schutzmaßnahmen in drei Paketen: Information und Sensibilisierung der Bevölkerung, etwa durch Kampagnen, Maßnahmen während akuter Hitzewellen, wie Warnsysteme, Sonnensegel und Trinkbrunnen sowie langfristige Anpassungen, einschließlich Monitoring der Hitzeereignisse. Die Planung sei nie abgeschlossen, sondern werde schrittweise umgesetzt, verbessert und ergänzt.

Der diesen März für Bielefeld verabschiedete Hitzeaktionsplan beinhaltet Empfehlungen zum Umgang mit Hitze für die Bevölkerung und Betreuungseinrichtungen, besonders für Menschen, die anfällig für Hitze sind. Die Umsetzung des Plans habe bereits begonnen. Im Vordergrund stehen zunächst die Öffentlichkeitsarbeit, Fort- und Weiterbildung sowie die Unterstützung der Einrichtungen, hieß es aus der Stadt. 

Brunnen, Hitzetelefon und kühle Orte

Unabhängig von Hitzeaktionsplänen sensibilisieren viele Städte online auf Portalen, über ein Hitzetelefon oder mit Flyern für den richtigen Umgang mit Hitze. In zahlreichen Städten gibt es außerdem kostenlose Trinkwasserbrunnen, darunter in Dortmund, Düsseldorf, Bonn, Köln, Bielefeld, Bochum und Krefeld. Für Obdachlose werden vielerorts aus Mitteln des Landes Sonnensegel, Sommerschlafsäcke, Trinkflaschen und Sonnenschutzmittel beschafft. 

In Münster sind neben dem Hitzeaktionsplan weitere Maßnahmen geplant, etwa Schulungsangebote für Ehrenamtliche, die sich um ältere Menschen kümmern oder die Kommunikation geeigneter Schutzmaßnahmen. Zudem sollen kühle öffentliche Räume mit dem Sticker „Münster bleibt cool“ sichtbar gemacht werden. Die Stadt Essen informiert bereits mit der digitalen Kartenanwendung „Kühlorte“ über solche Plätze.

Zerstäuber und Informationen für Einrichtungen 

Auch etwa in Düsseldorf findet sich eine Karte der kühlen Orte im Webportal der Stadt. Die Landeshauptstadt, in der nach eigenen Angaben seit Mai 2023 ein Hitzeaktionsplan erarbeitet wird, will zudem künftig den Einsatz von Zerstäuber mit kühlendem Wassernebel, die bereits bei verschiedenen Sportveranstaltungen eingesetzt werden, ausweiten. Zudem soll die Stadt etwa durch das Pflanzen neuer Bäume grüner werden.

In Krefeld informiert seit wenigen Tagen der Fachbereich Gesundheit erste Pflegeeinrichtungen im Stadtgebiet automatisiert bei Hitzeereignissen. Meldungen werden nach Angaben der Stadt versendet, wenn Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad, Tropennächte mit mindestens 20 Grad oder hohe UV-Belastungen zu erwarten sind. Mit der Fertigstellung des Hitzeaktionsplans rechnet Krefeld bis Ende 2025. 

Leitlinien für Hitzeaktionspläne 

Hitzeaktionspläne umfassen laut Landeszentrum Gesundheit NRW kommunale Instrumente, die der Prävention von gesundheitlichen Folgen dienen sollen, die durch Hitzewellen entstehen können. Die konkreten Maßnahmen im Plan variieren von Kommune zu Kommune – jeder Plan soll ortsspezifische Gegebenheiten berücksichtigen und entsprechende Lösungen finden. Etwa neue Konzepte der Stadtgestaltung, Maßnahmen für mehr Stadtgrün oder Informationskampagnen.

Eine erste Leitlinie zur Erstellung sogenannter „Heat-Health Action Plans“ wurde 2008 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Reaktion auf den Hitzesommer 2003 erarbeitet. In Anlehnung an diese Leitlinien wurden 2017 Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen in Deutschland publiziert. Diese umfassen etwa die Punkte Reduzierung von Hitze in Innenräumen, Schutz von Risikogruppen sowie die langfristige Stadtplanung. Die Gesundheitsministerkonferenz rief im Oktober 2020 Kommunen auf, auf Grundlage der Empfehlungen innerhalb von fünf Jahren Hitzeaktionspläne zu erstellen.