Zwei Jahre zweite Liga reichen. Hertha BSC geht mit neuem Selbstvertrauen in die Saison. Die Berliner wirken konsolidiert – sportlich, wirtschaftlich und moralisch. Die Konkurrenz ist aber riesig.

„Vorfreude und Anspannung“. Mit diesen beiden Worten beschrieb Cristian Fiél seine Stimmung vor dem Auftaktspiel mit Hertha BSC in der 2. Fußball-Bundesliga am Samstag (13.00 Uhr/Sky) gegen den SC Paderborn. Der neue Trainer der Berliner weiß, dass ein Sieg zum Start vieles leichter macht. 

Mit welchen Erwartungen geht Hertha in die Saison?

Das Ziel ist klar. Die Berliner wollen wieder nach oben – in die Bundesliga. Offen aussprechen als klare Saisonvorgabe will man das aber nicht. Das birgt zu viele Gefahren. Es könne auch mal sein, dass „Spiele nicht gewonnen werden“, baute Sportdirektor Benjamin Weber vor. Man kennt sich aus in Berlin mit einer negativen Stimmungs-Spirale. Also heißt die offizielle Vorgabe von Weber: „Wir wollen zu den Mannschaften zählen, die oben dabei sind.“ Man wolle „maximal erfolgreich“ sein. 

Wie lief die Vorbereitung?

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ging es diesmal richtig ruhig zu. Keine Skandälchen, keine Querelen und keine übertriebenen Erwartungen. Einziges Ärgernis waren die Verletzungen von Kevin Sessa (Knie) und vor allem Fabian Reese (Knöchel) im Frust-Test gegen Energie Cottbus (2:2). Sportlich passte das Meiste. Nur gegen Huddersfield Town (1:2) gab es eine Niederlage. Trainer Fiél konstatierte, dass sich die Neuzugänge erstaunlich schnell integriert hätten. 

Wann kommt Fabian Reese zurück?

Beim Draft der Icon League von Toni Kroos humpelte Reese am vergangenen Wochenende schon auf Krücken wieder ins Rampenlicht. Wann der Unterschiedsspieler wieder auf dem Rasen sein kann, ist offen. 

Weber wollte auch nicht spekulieren. Aber bei der Art der Knöchelverletzung geht es um viele Wochen, Minimum. Ein Comeback im September wäre schon gut. 

Auf wen kommt es sportlich besonders an?

Jetzt sind die Neuzugänge Diego Demme und Michael Cuisance besonders gefordert. Im Mittelfeld sollen sie das Spiel organisieren nach vorne wie hinten. Die Hertha wird sich häufiger defensiv agierenden Teams gegenübersehen. Druck machen, ohne wie in der vergangenen Saison die eigene Ordnung zu verlieren, darauf wird es ankommen. Die Tore von Zweitliga-Torschützenkönig Haris Tabakovic bleiben unverzichtbar. 

Werden noch Spieler geholt oder abgegeben?

Der Verbleib von Reese ist durch die Verletzung tatsächlich viel wahrscheinlicher geworden. Doch natürlich könnte es sein, dass die Berliner noch Offerten bekommen, zum Beispiel für Tabakovic. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ist der Druck, Spieler abgeben zu müssen, aber nicht so groß. Der Kader steht prinzipiell, meinte Weber. Randfiguren wie Bilal Hussein könnten aber noch veräußert oder verliehen werden, um das Budget zu schonen. Gewissheit gibt es erst nach Ablauf der Transferfrist am 30. August. 

Wird Paderborn gleich zum Stolperstein?

Unterschätzen darf man die Ostwestfalen sicher nicht. Fiél kennt deren Trainer Lukas Kwasniok und dessen Fußball-Ideen besonders gut. Ein Vorteil, wie der Hertha-Coach meint. Eine kompakte Abwehr und einen variablen Angriff erwartet der Hertha-Trainer. In Sven Michel hat des SCP einen in der Bundesliga erprobten Stürmer hinzubekommen, der ärgerte die Hertha schon mal im Olympiastadion im Trikot von Union Berlin. 

Wer ist die Konkurrenz im Aufstiegsrennen?

Die Liste ist lang und prominent. Der 1. FC Köln will direkt zurück ins Oberhaus, Darmstadt 98 bestimmt auch. Schalke 04 peilt wie die Hertha im zweiten Anlauf den Aufstieg an und der Hamburger SV wähnt sich nach vielen Jahren an der Reihe. Fortuna Düsseldorf will nach dem Relegationsdrama gegen Bochum diesmal den Sprung schaffen und dann gibt es noch ambitionierte Clubs wie Hannover 96 oder den 1. FC Nürnberg, der mit Ex-Weltmeister Miroslav Klose als neuem Trainer angreift. „Sechs, sieben, acht“ Vereine hat Weber als Konkurrenten auf dem Zettel. 

Was wird nun eigentlich aus Pal Dardai?

Die Frage nach dem Ex-Trainer brachte Weber zum Schmunzeln. Eine Sommerloch-Geschichte sei die Spekulation um eine Kandidatur von Pal Dardai als Präsident gewesen. Doch was der Ungar künftig macht, ist offen. Ein Posten im Verein wurde ihm bei der Trennung zum Saisonende versprochen. Das könnte jetzt zum Personalpolitikum werden. In der Akademie scheint kein Platz frei. Es werde die vereinbarten Gespräche geben, wenn Dardai sich aus dem Urlaub zurückmeldet, versicherte Weber.