Die Diskussion über den ältesten Titel einer Weinmonarchin in Deutschland dauert an. Finden am Ende künftig zwei konkurrierende Wahlen in der Pfalz statt?

Im Streit um die Tradition der Pfälzischen Weinkönigin hat ein Treffen von etwa 50 Vertretern aus Weinbau und Politik keine Lösung gebracht. Oberbürgermeister Marc Weigel (FWG) aus Neustadt an der Weinstraße sprach nach der rund zweistündigen Debatte von einer „eher ziellosen Diskussion ohne Ergebnis“. Man habe den Verein Pfalzwein aber so verstanden, dass dieser nun erstmals ein direktes Gespräch mit der Kommune führen möchte. „Für ein solches Gespräch ist die Stadt offen.“

Gleichwohl schloss die Stadt künftig eine eigene Veranstaltung nicht aus, sollte es zu keiner Einigung kommen. Dazu beantragte die Kommune vor wenigen Tagen beim Deutschen Patent- und Markenamt die Rechte an der Wortmarke „Pfälzische Weinkönigin“.

„Tradition erhalten“

Oberbürgermeister Weigel hole sich in den nächsten Wochen dazu ein weiteres Meinungsbild bei der Neustadter Politik und möglichen Partnern aus der Weinwirtschaft ein, hieß es. Je nach Ergebnis gehe er auf potenzielle Partner zu, um zu klären, wie es gemeinsam gelingen könnte – auch mit Unterstützung aus der Region -, die Tradition der Pfälzischen Weinkönigin zu erhalten. „Ob das gelingt, ist offen – aber aus Sicht des Oberbürgermeisters einen Versuch wert“, teilte die Kommune mit.

Neustadt ist jedes Jahr die traditionelle Krönungsstätte der Pfälzischen Weinkönigin, des mit 93 Jahren ältesten Titels einer Weinmonarchin in Deutschland. Die Stadt, in der auch die Deutsche Weinkönigin gekrönt wird, wehrt sich gegen das Abschaffen des Titels.

Längst fällige Erneuerung

Dagegen strebt der Verein Pfalzwein nach eigenen Angaben eine längst fällige Erneuerung in Deutschlands zweitgrößtem Weinanbaugebiet an. Der Titel soll künftig nicht mehr Pfälzische Weinkönigin, sondern PfalzWeinBotschafterin oder PfalzWeinBotschafter heißen. Statt Kronen gibt es Anstecknadeln. Der Wettbewerb steht auch Männern offen. Im Oktober soll das Amt vergeben werden – eigentlich in Neustadt an der Weinstraße.

Pfalzwein teilte mit, man sehe sich „nicht in der Lage, zum Amt der Pfälzer Weinhoheiten zum jetzigen Zeitpunkt näher Stellung zu beziehen“. Nach einer „kontrovers geführten Diskussion“ seien alle Beteiligten zum Schluss gekommen, dass vertiefende Gespräche zwischen Neustadt und Pfalzwein sowie weitere Gespräche innerhalb des Vorstandes der Pfalzwein notwendig seien. „Sobald eine Lösung vorliegt, wird diese mit größtmöglicher Transparenz veröffentlicht.“

13 Weinanbaugebiete in Deutschland

Pfalzwein ist die offizielle Gebietsweinwerbung der Weinbauregion Pfalz und vertritt sowohl die Weinbauregion als auch die Pfälzer Winzerschaft werblich nach außen. Zudem ist der Verein seit vielen Jahrzehnten für das Amt der Weinhoheiten in der Pfalz zuständig.

In Deutschland gibt es 13 Weinanbaugebiete. Das größte ist Rheinhessen. Den Schritt der Pfalz, die Gebietsweinkönigin abzuschaffen, hat bisher keine weitere Region unternommen.

Das Deutsche Weininstitut teilte zu zwei künftig möglicherweise konkurrierenden Wahlen in der Pfalz mit, jedes Anbaugebiet könne nur eine Kandidatin oder einen Kandidaten für die Wahl der Deutschen Weinkönigin Ende September benennen. Dies erfolge jeweils durch die Institution, die das gesamte Gebiet vertritt. Im vorliegenden Fall wäre dies Pfalzwein.