Der Markt für Balkonkraftwerke und Solarmodule ist explodiert. Aber lohnt sich die teilweise kostspielige Anschaffung? Ein Erfahrungsbericht.

Sonne tanken – Kosten sparen. So lautet das Versprechen von Balkonkraftwerken. Das Angebot ist riesig, spätestens seit Einführung der erleichternden Gesetzgebung stellen sich viele Menschen die Frage, ob ein heimisches Kraftwerk Sinn macht. Ein beliebter Anbieter von Solarmodulen, Energiespeichern und smarter Haushaltstechnik ist Anker. Also Hand aufs Herz: Lohnt sich die Investition?

Vor etwas mehr als einem Jahr, als dieser Test begann, hätte die Antwort allem Idealismus zum Trotz wohl „Nein“ lauten müssen – zu teuer war damals ein Kraftwerk mit zwei Modulen, zu niedrig die erlaubte Watt-Zahl. Heute sieht das schon anders aus. Die Hardware ist wesentlich günstiger geworden, die Leistung gestiegen und Energiespeicher sei Dank wandert fast kein Strom mehr kostenfrei ins Netz.

Im vergangenen Jahr wuchs das getestete Setup immer wieder und änderte sich daher mehrfach. Den Anfang machten zwei Panele mit einem 600-Watt-Wechselrichter, später wurde dieser auf 800 Watt geschaltet. Danach wurde das getestete Set durch Zukäufe ausgebaut. Es besteht nun aus vier Anker-Panelen und zwei Anker Solix Solarbank 2 Pro-Akkus mit je 1,6 Kilowattstunden Kapazität. Dieses Set kostet laut Anbieter aktuell rund 2600 Euro. Damit lässt sich nicht nur Strom generieren, sondern auch speichern. Warum das so wichtig ist – dazu später mehr.

Anker-Aufbau: Kinderleicht und schnell erledigt

Vor dem Aufbau muss sich niemand fürchten. Die Panele und die Halterungen sind mit zwei Personen schnell zusammengebaut. Pro Kraftwerk sollte man – ohne langwieriges Kabelmanagement – etwa eine halbe Stunde rechnen. Im Test gelang das auch ohne Vorkenntnis und strikt nach Anleitung ohne größere Probleme. Das gilt allerdings für Situationen, in denen man das Balkonkraftwerk mit einer Bodenhalterung einfach nur hinstellen will. 

Für den maximalen Ertrag kann es sinnvoll sein, davon abzusehen. Denn je tiefer ein Balkonkraftwerk steht, desto schneller fällt Schatten darauf. Das kann den Ertrag im ungünstigsten Fall stark vermindern, sodass die Amortisierung kaum noch in unter zehn Jahren zu erreichen ist. 

Solar Balkonkraftwerk 7:46

Wie der Name „Balkonkraftwerk“ schon suggeriert, sollte man die Module also direkt in die Sonne hängen. Bei Einfamilienhäusern empfiehlt sich das Dach, bei Balkonen und Dachterrassen die Außenseite der Brüstung – sofern bei Wohnungen alle involvierten Parteien einverstanden sind. Halterungen gibt es auf dem Markt recht viele – von günstigen Drittanbietern bis hin zu eigenen Lösungen der Hersteller. Im Test erwies sich die Halterung von Anker der Alternative eines günstigeren Anbieters als qualitativ überlegen, vor allem, was die Montage betrifft. Einmal auf dem Dach montiert, halten jedoch beide die Module sicher und fest bei Wind und Wetter.

Übersichtliche Technik

Den Ertrag misst man bei Anker Solix mit einer eigenen App. Die Einrichtung machte zu Beginn des Tests im vergangenen Jahr zunächst Probleme, da der alte Wechselrichter nicht antworten wollte, doch sowohl bei dem Nachfolgemodell MI80 als auch der Solarbank 2 Pro mit integrierter Wechselrichter-Technik war das kein Problem mehr. Die Anker-App ist übersichtlich gestaltet, bietet einen Blick auf die Leistung der Anlage und legt automatisch Statistiken an. So hat man stets – auch aus der Ferne – volle Kontrolle über das Balkonkraftwerk und, sofern man einen Speicher hat, die Stromzufuhr in den Haushalt.

Je nach System legt Anker der Bestellung einen sogenannten Smart Meter bei – oder man kauft ihn für rund 100 Euro. Dabei handelt es sich um einen intelligenten Zähler, der an den normalen Stromzähler angeschlossen wird und die Einspeisung aus dem Energiespeicher sekundengenau steuert und damit vermeidet, dass Strom verschenkt wird. Bei dem Smart Meter handelt es sich um das einzige Bauteil aus der Solix-Familie, für das man laut Hersteller die Hilfe eines Elektrikers in Anspruch nehmen sollte.

Sobald die Anlage steht, läuft sie von alleine. Im Test leistete sich das Anker Solix Balkonkraftwerk keine Ausfälle oder Störungen und lieferte zuverlässig Strom ins Haus. Der Ertrag der Anlage hängt dabei von zahlreichen Faktoren ab. Für das Haus im Test hat sich sich eine Südwest-Verteilung ohne Schattenwurf als optimal erwiesen – das war allerdings erst mit einer Montage auf dem Dach möglich. Auf der Terrasse im Garten lag die Leistung bei etwa der Hälfte.

Die Module nehmen sehr viel Platz weg. Das Aufstellen eines Balkonkraftwerks auf einem Balkon oder einer Terrasse gestaltet sich daher schwierig.
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Weitere Faktoren, insbesondere das Wetter, lassen sich natürlich nicht beeinflussen. Doch es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es bei einem Balkonkraftwerk auch Tage gibt, an denen nur sehr wenig Strom erzeugt wird, wodurch sich die Amortisierung in die Länge zieht. Bei besonders euphorischen Rechnern werden die Wintermonate gerne mal außer Acht gelassen.

Was spart ein Balkonkraftwerk?

Im Test mit anfangs zwei Modulen zeigte sich der zurückliegende September als bester Monat. Insgesamt konnten mit der kleinen Anlage 98,59 Kilowattstunden erzeugt werden. Seit Messbeginn erzeugte die Anlage im alten Setup im Zeitraum August 2023 bis einschließlich Juni 2024 581,52 Kilowattstunden. 

Mit vier Panelen lohnt sich eine Anlage schon eher – denn viel hilft viel. Im Juli 2024, nachdem die Solarbank Pro 2 und zusätzlich zwei Panele hinzukamen, lag der Ertrag aus nur einem Monat bei 170 Kilowattstunden. Dabei gilt es zu beachten, dass zusätzlich zum Ausbau auch die Umstellung auf 800 Watt pro Kraftwerk erfolgte – zuvor waren es lediglich 600 Watt. Mit vier Panelen liegt der durchschnittliche Ertrag an einem Sommertag bei etwa 6 bis 8 Kilowattstunden, mit der alten Anlage, bestehend aus zwei Modulen bei 600 Watt, waren es nur etwa 3 Kilowattstunden.

Anker selbst behauptet, dass die Ersparnis mit einer Anlage mit vier Modulen jährlich bei bis zu 736 Euro – also 61 Euro monatlich – liegt. Auf einer entsprechenden Infoseite schraubt der Hersteller diese Angabe auf bis zu 902 Euro hoch. Das ist, gemessen an den Testergebnissen, sehr ambitioniert. Denn wenn man von einem Kilowattstundenpreis von 0,34 Cent ausgeht, bringt ein relativ guter Sommermonat etwa 45 Euro. Der tägliche Maximalertrag von 8 Kilowattstunden lässt sich wohl kaum über einen kompletten Monat einfahren. Außerdem: Selbst wenn also jeder Monat des Jahres so erfolgreich verliefe, würde das noch lange nicht reichen. 

Um möglichst wenig Strom zu verschenken, kann sich ein Speicher wie die Anker Solix Solarbank Pro 2 lohnen – geht aber natürlich auch wieder ordentlich ins Geld
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Da in den Wintermonaten aber auch noch ein deutlicher Rückgang zu spüren ist, kann die optimistische Schätzung des Herstellers also wohl nicht erwirtschaftet werden. Die Hälfte vielleicht. Angaben von über 900 erscheinen indes sehr unrealistisch, zumal der von Anker angegebene Strompreis in Höhe von 40 Cent pro Kilowattstunde recht hoch gegriffen ist.

Mit einer jährlichen Ersparnis von etwa 350 Euro würde die Anlage also erst nach fast sieben Jahren erste Gewinne abwerfen. Das heißt, wenn sie ohne Folgekosten und Schäden durchackert und der erzeugte Strom nicht kostenfrei eingespeist, sondern vollumfänglich verbraucht und damit an anderer Stelle gespart wird. Was Schäden angeht, gibt Anker immerhin 10 Jahre Garantie auf den Speicher und 15 Jahre auf die Module. Wer genug Zeit hat, wird den Moment der Amortisierung bei dieser Anlage also tatsächlich irgendwann erleben. Aber eben nicht, wie Anker schreibt, bereits nach 4,4 Jahren.

Das Schöne an einem Balkonkraftwerk ist, dass man sich damit nach dem Einbau eigentlich nicht mehr beschäftigen muss. Im Test durchlebten die Module unterschiedlichste Extremwetterlagen – von Hagel über tagelangen Regen bis hin zu zentimeterdickem Schnee und Sturm. Nichts davon hinterließ Spuren. Weder gibt es sichtbare Schäden an den Panelen noch büßte ein Modul irgendwann deshalb an Leistung ein. Im Gegenteil: Durch die Schrägmontage und längere Regenphasen wurden die Panele für den nächsten Sonnentag schön saubergemacht. Auch darum muss man sich nämlich in der Regel nicht kümmern.

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Fazit: Anker Solix Solarbank 2 Pro und Solarmodule – es geht günstiger

Anker liefert, wofür man die Marke kennt: Alltagstechnik auf einem hohen Niveau, wodurch deren Nutzung erleichtert wird. Das Anker-Solix-Balkonkraftwerk kommt als Rundum-Sorglos-Paket und bietet alles, um schnell und einfach Solarstrom zu erzeugen. Der Aufbau ist leicht, das Material hochwertig, die Anleitungen umfassend und die App übersichtlich. Für sich genommen macht man mit dem Kauf eines Sets nichts falsch.

Aber: Eine Anker-Anlage ist auch Luxus. Und den Komfort, den die Anlage bietet, lässt sich Anker bezahlen. Man darf sich darauf verlassen, dass alles funktioniert, aber muss mitunter deutlich länger auf die Gewinnzone warten, da der Kaufpreis im Vergleich zur Konkurrenz eben recht hoch ist.

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Etwas günstiger kann es daher sein, sich das Balkonkraftwerk aus günstigeren Komponenten selbst zusammenzustellen. Zuletzt verglich Stiftung Warentest (hier erfahren Sie mehr) unterschiedliche Systeme und attestierte verschiedenen Herstellern durchaus gute Leistungen. Auf dem Markt gibt es nicht nur zahllose Anbieter von Solarmodulen, sondern auch unterschiedliche Speicherlösungen für den Strom.

Das kann mitunter einige Hundert Euro günstiger sein, greift aber dann vermutlich weniger nahtlos ineinander. Gerade bei einer Anlage, die für die kommenden 20 Jahre laufen soll, macht es vermutlich Sinn, sich einen Anbieter zu suchen, den man im Zweifel auch nach längerer Zeit noch erreicht. Was die Leistung betrifft, wäre Anker hierbei keine schlechte Wahl.

Unabhängig vom Fabrikat der Anlage sollte man sich aber von der Illusion freimachen, dass man binnen weniger Jahre aus den Kosten raus ist und jeder sonnige Tag bares Geld in die Kasse spült. Das dauert seine Zeit und ist zunächst einmal eine hochpreisige Investition in die Zukunft.

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