Aus den Thüringer Hochschulen sind in den vergangenen Jahren viele erfolgreiche Unternehmen hervorgegangen. Doch nun gerät der Gründungswille ins Stocken.

Aus den Thüringer Universitäten und Fachhochschulen gehen weniger Unternehmen hervor. Die Friedrich-Schiller-Universität in Jena verzeichnete im Jahr 2023 nur vier Ausgründungen, in den Jahren zuvor hatte die Zahl einem Sprecher zufolge durchschnittlich bei neun gelegen. Auch an der Universität Erfurt gab es binnen der Jahresfrist einen Rückgang von vier auf zwei Unternehmensgründungen.

Die Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena, die Bauhaus-Universität Weimar und die Technische Universität Ilmenau verzeichneten in den vergangenen Jahren eine Stagnation. 

Corona sorgte für Einbruch

Die Gründe sind vielfältig: Von fast allen befragten Hochschulen wurden die hohen rechtlichen und bürokratischen Anforderungen als eine der Hürden genannt. Auch die Kapitalbeschaffung und die Durchsetzung gegen etablierte Mitbewerber sei teils problematisch. Vor allem aber habe Corona für einen deutlichen Einbruch gesorgt, hieß es übereinstimmend. Die aktuellen Krisen hemmten die Rückkehr auf den Stand vor der Pandemie zusätzlich. 

Dazu kommt laut Axel Burchardt, Sprecher der Schiller-Universität Jena: „Eine positive Arbeitsmarktsituation bewegt Absolventen oft dazu, sichere, gut dotierte Anstellungen zu bevorzugen, anstatt das Risiko einer Unternehmensgründung einzugehen.“

Grundsätzlich mache es die geringe Anzahl von Großunternehmen in Mitteldeutschland schwer, regionale Kooperationspartner und Pilotkunden zu finden, ergänzte Christina Nolte von der EAH Jena. Und besonders in Städten wie Jena sei es zudem schwierig, geeignete Räumlichkeiten für junge Unternehmen zu finden. 

Gründerzentren hängen in der Luft

Auch bei den Gründerzentren der Hochschulen, die Gründungswillige beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützten, gebe es Handlungsbedarf: Vor allem zeitlich befristete Förderungen erschwerten eine kontinuierliche Unterstützung in ausreichendem Umfang und ausreichender Tiefe, hieß es etwa von der EAH Jena. Grundsätzlich sei Thüringen beim Thema Förderungen aber recht gut aufgestellt, so die überwiegende Meinung. 

Um den Negativ-Trend umzukehren, laufen an den Hochschulen teils umfangreiche Projekte und Anstrengungen, um Gründungen wieder anzuschieben. So soll an der Universität Jena etwa das Projekt „Nucleus Jena“ dazu beitragen, weniger aktive Wissenschaftler zur Stärkung der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und zum Wissenstransfer zu mobilisieren. 

Im Verbundprojekt „International Startup Campus“ soll in Zusammenarbeit mit den Universitäten Halle und Leipzig unter anderem die Internationalisierung im Gründungsbereich verstärkt werden. Für Büro- und Laborflächen gebe es eine Zusammenarbeit mit dem Technologie- und Innovationspark Jena. 

Die Universität Erfurt arbeitet unter anderem mit dem Hochschulgründernetzwerk „StarTh“ zusammen, das aus Jena koordiniert wird. In Ilmenau soll unter anderem die Verankerung des Fabrikationslabors „FabLab“ einen Schwerpunkt bilden, um die Stellenkapazitäten für das Gründungszentrum zu erhöhen und zu sichern. 

Ausgründungen zählen zu Weltmarktführern

Dabei seien einige der Ausgründungen mittlerweile „Hidden Champions“, die in ihrer jeweiligen Branche oder Nische zu Weltmarktführern oder Technologieführern zählten, hieß es. Erfolgreiche Unternehmen aus Thüringen seien etwa der Hersteller für Präzisionsmesstechnik Sios und der Abnehm-App-Anbieter Yazio (TU Ilmenau), der Softwarehersteller Ubilabs und der Küchendesigner Mykilos (Bauhaus Universität) sowie der Optik-Hersteller Asphericon und der Pharmaspezialist SmartDyeLivery (Uni Jena). 

Aus der Uni Erfurt wurden neben dem Online-Coaching-Anbieter Coachingspace auch der Bildungsanbieter Spirit of Football gegründet. Aus der FH Jena stammen unter anderem der Mikrochip-Spezialist mi2-Factory oder der Optik-Spezialist Gitterwerk.