Es ist noch nicht lange her, dass Niedersachsen ein Hotspot für Geldautomatensprengungen war. Das scheint sich zu ändern – die Zahlen sinken massiv. Aber warum?
In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres hat sich die Zahl der gesprengten Geldautomaten in Niedersachsen spürbar verringert. Bis zum Stichtag 26. Juli seien 13 Automaten gesprengt worden – das bedeute einen Rückgang um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte das Landeskriminalamt Niedersachsen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. In zwei Fällen blieb es beim Versuch, in vier Fällen gelang es den Tätern nicht, Geld zu stehlen. Ein Jahr zuvor blieb es in dem Zeitraum bei insgesamt 20 Sprengungen in drei Fällen beim Versuch, in sechs Fällen wurde nichts gestohlen.
Kürzlich war bekanntgeworden, dass die niedersächsische Landesregierung hinter Plänen der Bundesregierung steht, härtere Strafen für Geldautomatensprenger einzuführen. „Höhere Strafen könnten einen entscheidenden Beitrag zur wirksamen Abschreckung der Täter leisten“, sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Der Gesetzentwurf sieht mindestens zwei Jahre Haft für Täterinnen und Täter vor sowie unter bestimmten Voraussetzungen auch fünf bis 15 Jahre. Bei gewerbs- oder bandenmäßigen Straftaten nach dem Sprengstoffgesetz soll in bestimmten Fällen Telekommunikationsüberwachung möglich sein.
Keine Geldautomatensprengung während der Fußball-EM
Nach Angaben des Landeskriminalamts sind auch in einigen anderen Bundesländern rückläufige Zahlen zu beobachten. Auffällig indes: Die Behörde stellte fest, dass es während der Fußball-EM von Mitte Juni bis Mitte Juli zu keiner Geldautomatensprengung in Niedersachsen gekommen sei. Auch im Sommer 2023 habe ein Rückgang der Fallzahlen beobachtet werden können. Eine Rekordzahl an gesprengten Geldautomaten wurde im Gesamtjahr 2022 verzeichnet – damals waren es 68. Die Statistik wird seit 2015 geführt.
Seit 2022 gibt es laut LKA ein „ganzheitliches Bekämpfungskonzept“, um Geldautomatensprenger zu stoppen. Im ersten Quartal 2023 kam es demnach zu mehreren Festnahmen flüchtender Täter in Niedersachsen. Dank intensiver gemeinsamer Ermittlungen niedersächsischer und niederländischer Strafverfolgungsbehörden wurden auch Täter im benachbarten Ausland festgenommen, wie die Behörde betonte. Zusätzlich hätten Banken ihre Bemühungen verstärkt, die Geldautomaten besser zu sichern und zu schützen.
Noch sei unklar, ob die rückläufige Entwicklung der Fallzahlen 2023 und 2024 in dem Bundesland mit einer örtlichen Verlagerung oder den gemeinsamen Anstrengungen von Polizei und Banken zusammenhänge. Um das Phänomen nachhaltig zu bekämpfen, bleibe es aber bei der konsequenten Strafverfolgung und intensiven Kooperation zwischen Banken und Polizei, kündigte das Landeskriminalamt an.