Das offizielle Ergebnis der Präsidentenwahl in Venezuela wird im In- und Ausland angezweifelt. Die Stimmung auf den Straßen ist aufgeheizt, es gibt heftige Auseinandersetzungen – sogar Schüsse fallen.
Im Krisenstaat Venezuela ist es nach der umstrittenen Präsidentenwahl zu Protesten mit teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Im Fernsehen war zu sehen, wie Polizisten Tränengas einsetzen und vereinzelt auf Menschen einschlagen. Außerdem wurden Schüsse auf Demonstranten abgegeben, die zum Präsidentenpalast in der Hauptstadt Caracas zogen, wie die Zeitung „El Nacional“ berichtete und in einem Video zu sehen war.
Bei den Schützen könnte es sich um sogenannte Colectivos handeln – regierungsnahe paramilitärische Gruppen, die die Agenda der Regierung mit Gewalt durchsetzen. Das Video zeigt, wie Polizisten beim Angriff auf die Demonstranten nicht eingreifen, um diesen zu verhindern.
In Caracas und anderen Städten des Landes gingen zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen das offizielle Wahlergebnis und den angeblichen Sieg des seit 2013 regierenden Präsidenten Nicolás Maduro zu protestieren. Sie schlugen Töpfe und Pfannen gegeneinander, um ihrem Unmut lautstark Luft zu machen – dieser sogenannte Cacerolazo ist eine in Lateinamerika sehr populäre Form des Protests. „Freiheit!“ und „Betrug!“ riefen viele der Demonstranten.
Der Nationale Wahlrat hatte den seit 2013 regierenden Präsidenten Maduro offiziell zum Wahlsieger erklärt. Der linke Staatschef würde im Januar 2025 seine dritte sechsjährige Amtszeit antreten. Nach offiziellen Angaben kam Maduro bei der Abstimmung am Sonntag auf 51,2 Prozent der Stimmen, der Oppositionskandidat Edmundo González Urrutia erhielt demnach 44,2 Prozent.
Die Opposition erkannte das offizielle Ergebnis nicht an und reklamierte den Sieg für ihren Kandidaten González. Sie warf der Regierung Wahlbetrug vor. Auch die US-Regierung und eine Reihe lateinamerikanischer Staaten meldeten Zweifel am offiziellen Wahlergebnis an.
Vor der Wahl am Sonntag hatten mehrere Umfragen einen Sieg der Opposition prognostiziert. Unabhängige Experten gingen allerdings schon vor der Abstimmung davon aus, dass die Wahl weder frei noch fair ablaufen würde.