Der Bauarbeiter ist ein 3-D-Drucker, die Bauzeit beträgt maximal zwei Wochen: digital gebaute Häuser. Für den Arbeitsminister nur ein Beispiel. Er will eine Modernisierung à la USA.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ruft zu einer digitalen Runderneuerung der deutschen Industrie auf. So könnten Häuser auch in Deutschland in großem Stil mit 3-D-Druckern gebaut werden, sagte Heil auf einer USA-Reise in Austin (Texas). „Das ist genau das, was wir in Deutschland brauchen“, so Heil angesichts der hiesigen Baukrise.

Rohbau in ein bis zwei Wochen

Heil besichtigte eine teils noch im Bau befindliche Siedlung von in Serie gebauten Bungalows. „Es ist schon ganz irre, in welcher kurzen Geschwindigkeit die hier einen Rohbau hochziehen mit dem 3D-Drucker.“ Die Bauzeit für den Rohbau betrage nur ein bis zwei Wochen, wie der Leiter des Projekts, Caleb Mann, dem staunenden deutschen Minister berichtete. Kostenpunkt für einen schlüsselfertigen Bungalow: rund 500 000 Dollar (rund 462 000 Euro), wie es in Immobilienanzeigen heißt.

Grundsätzlich hätte Heil auch selbst nichts dagegen, in einem 3D-Drucker-Haus zu wohnen, wie er sagte. „Ich fand es sehr, sehr ansprechend und schön.“ Die Häuser hätten gutes Raumklima und hohe Energieeffizienz. „Lebens- und Wohnqualität kann das auch haben.“

Heil sieht Chancen für Bauarbeiter

„Wir müssen die Technologie in den Dienst des sozialen Fortschritts stellen“, sagte Heil. Das Ziel müsse sein, dass die Maschinen den Menschen harte und schwere Arbeit abnähmen und sich die Beschäftigten dann auf die Dinge konzentrierten, die Computer und Roboter nicht können. Beispiel Bau: Hier biete die Herstellungsweise mithilfe von Künstlicher Intelligenz Chancen. 

„Die Bauarbeiter in Deutschland arbeiten bei Wind und Wetter und sind auf der Baustelle Gefahren ausgesetzt“, sagte Heil. Werde die schwerste Arbeit am Rohbau komplett von Maschinen übernommen, könnten sich die Menschen weiterentwickeln und auch andere Arbeit machen. So sei für den Innenausbau immer noch viel menschliche Arbeit nötig. „Menschliche Arbeit wird am Bau immer gebraucht werden.“ Dies gelte für die Industrie insgesamt.

Heil für Runderneuerung

Heil besuchte am letzten Tag einer USA-Reise auch ein Tech-Unternehmen in Austin, das mit Künstlicher Intelligenz ganze Industriezweige modernisiert. „Wir müssen auch dafür sorgen, dass wir über den Atlantik in solchen Fragen zusammenarbeiten.“ Auch Deutschland müsse nun noch stärker auf digitalen Fortschritt setzen. „Wir müssen ihn gestalten“, sagte Heil. „Wir müssen uns jetzt auf den Weg machen.“

Heil sieht die Chancen Deutschlands im Wettrennen um neue Technologien und ihre Anwendung als gut an. „Wir haben eine starke industrielle Basis, die gilt es zu erhalten, indem wir sie digitalisieren“, mahnte er an. Anders als in den USA werde in Deutschland aber viel weniger privates Kapital in Modernisierung gesteckt. 

295 000 statt wie geplant 400 000 neue Wohnungen

Beim Thema Bau hatte zuletzt Heils für Bau zuständige Kabinettskollegin Klara Geywitz (SPD) bekräftigt, dass sie serielles Bauen als Zukunftsmodell sieht. Die großen Lücken auf dem deutschen Wohnungsmarkt sollen so schneller gefüllt werden können. Vor dem Hintergrund der deutschen Baukrise und des Wohnungsmangels insbesondere in Städten kündigte Heil an, er wolle sich dafür einsetzen, dass auch in Deutschland solche Häuser gebaut werden. 

Wegen der stark gestiegenen Zinsen und Baukosten steckt der Wohnungsbau in der Krise. Private Bauherren schrecken ebenso vor Bauprojekten zurück wie große Investoren, zudem werden viele Vorhaben storniert. Auch die Baugenehmigungen sind eingebrochen – ein schlechtes Vorzeichen für die Zukunft. 

Die Bundesregierung hatte bei ihrem Amtsantritt 400 000 neue Wohnungen pro Jahr angepeilt – eine Zahl, die Fachleute auch unter optimalen Bedingungen für ambitioniert halten. Vergangenes Jahr wurden lediglich knapp 295 000 neue Wohnungen in Deutschland fertig und damit etwas weniger als im Vorjahr.