In Bayreuth startet jetzt wieder Deutschlands größtes Opern-Spektakel. Bevor es losgeht, gibt Festspiel-Chefin Katharina Wagner schon einmal einen Ausblick auf das kommende Jahr.

Die Bayreuther Festspiele holen für die kommende Saison einen Musical-Experten auf den Grünen Hügel: Der Regisseur Matthias Davids, künstlerischer Leiter der Sparte Musical am Landestheater Linz, soll 2025 eine Neuproduktion der „Meistersinger von Nürnberg“ bei den Richard-Wagner-Festspielen inszenieren. „Meine Güte, was ist denn jetzt los?“, habe er gedacht, als Festspielleiterin Katharina Wagner ihn angerufen habe. Er suche sich aber gerne Herausforderungen. „Das ist so ein Projekt, wovor ich sicher Angst haben kann.“

Wie bereits angekündigt, kommt auch der frühere Musikdirektor Christian Thielemann nach einigen Jahren Hügel-Abstinenz zu den Festspielen zurück. Er wird 2025 den „Lohengrin“ mit dem Bühnenbild von Kunst-Star Neo Rauch dirigieren, der nach einer Pause erneut aufgeführt werden soll. 

Für das große Jubiläumsjahr 2026, wenn 150 Jahre Festspielgeschichte gefeiert werden, plant Katharina Wagner eine kleine Abweichung vom strengen Kanon: Wagners Werk „Rienzi“ soll im Festspielhaus aufgeführt werden. 

Darüber hinaus aber sei eine Erweiterung des Repertoires, wie sie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kürzlich ins Spiel gebracht habe, im Grunde undenkbar. „Das ist so nicht möglich, weil es ja vorgegeben ist, der Werkekanon“, sagte Festspielsprecher Hubertus Herrmann. „Das ist das Alleinstellungsmerkmal, das Bayreuth auszeichnet.“

Roth hatte die Überlegungen über eine Repertoire-Erweiterung auch darum ins Spiel gebracht, weil selbst in Bayreuth sich die Karten nicht mehr von selbst verkauften. In diesem Jahr zeigten die Festspiele sich aber durchaus zufrieden, sprachen von einem quasi ausverkauften Haus. Nur für eine „Parsifal“-Aufführung im August gebe es noch Karten. 

Geschäftsführer: Festspiele stehen finanziell gut da

„2024 läuft im Kartenverkauf sehr gut“, sagte Geschäftsführer Ulrich Jagels. Die Festspiele stünden derzeit – auch wegen einer umstrittenen Preiserhöhung bei den Tickets – finanziell gut da, betonte er. In den kommenden Jahren müsse man aber auf Rücklagen zurückgreifen, weil die Gesellschafter angekündigt hätten, ihre Zuwendungen nicht zu erhöhen. 

55 Prozent des Haushalts, der laut Jagels zuletzt bei 28 Millionen Euro lag, erwirtschaften die Festspiele seinen Angaben zufolge selbst, 10 Prozent kommen vom Förderverein der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, 35 Prozent aus öffentlichen Geldern – vom Bund, dem Freistaat Bayern und der Stadt Bayreuth. 

In diesem Jahr starten die Festspiele mit einer Neuinszenierung der Oper „Tristan und Isolde“ des isländischen Regisseurs Thorleifur Örn Arnarsson, der eine düstere Interpretation der Liebesoper ankündigte: „Auf dem Scherbenhaufen der Hoffnungen liegt dann Tristan im Sterben“, sagte er. Die musikalische Leitung hat Dirigent Semyon Bychkov. Die Titelrollen werden gesungen von Andreas Schager und Camilla Nylund.

Erinnerung an Wagner-Tenor Stephen Gould

Vor dem offiziellen Festspiel-Start am Donnerstag gab es noch ein Open-Air-Konzert im Park am Fuße des Festspielhauses. Dabei erinnerten die Festspiele mit einer berührenden Geste an den verstorbenen Wagner-Tenor Stephen Gould. Das Orchester unter der Leitung von Dirigentin Nathalie Stutzmann spielte nicht nur Werke von Richard Wagner, George Bizet und Giuseppe Verdi, sondern zu Ehren Goulds auch „The Music of the Night“ aus Andrew Lloyd Webbers Musical „Das Phantom der Oper“. 

Gould habe immer gesagt, er sei ein so erfolgreicher Wagner-Interpret geworden, weil er zuerst als Musical-Darsteller im „Phantom der Oper“ gelernt habe, sein Publikum zu unterhalten, sagte Moderator Axel Brüggemann. 

Gould war im vergangenen Jahr nach kurzer, schwerer Krebserkrankung in Alter von 61 Jahren gestorben. Jahrelang hatte der US-Amerikaner auf dem Grünen Hügel die großen Partien gesungen.

„Iron Man der Bayreuther Festspiele“

Auch 2023 war er für drei große Rollen eingeplant gewesen. Die musste er aus gesundheitlichen Gründen absagen. Ende August des vergangenen Jahres gab er sein Karriereende bekannt, kurz darauf teilte er die Information über seine schwere Krankheit – und am 19. September starb er. 

Open-Air-Moderator Brüggemann würdigte Gould als „Iron Man der Bayreuther Festspiele“: „Er war „Tristan“, er war „Siegfried“, er war das Herz der Bayreuther Festspiele.“

Vor zwei Jahren noch war Gould selbst bei dem Open-Air-Konzert im Festspielpark aufgetreten und vom Publikum gefeiert worden.