In kaum einem anderen Bundesland tragen Land- und Ernährungswirtschaft so viel zur Wirtschaftskraft bei wie in MV. Doch klagen die Bauern nicht nur über das Wetter, das sie bei der Ernte aufhält.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat die Bedeutung der Land- und der Ernährungswirtschaft für Mecklenburg-Vorpommern hervorgehoben und den Bauern Unterstützung im Kampf für bessere Rahmenbedingungen zugesichert. „Es ist gut, dass die Bundesregierung an Perspektiven für die Landwirtschaft arbeitet. Das, was bisher vorliegt, ist ein Anfang. Aber das reicht nicht aus“, erklärte die Regierungschefin anlässlich eines Treffens mit den Spitzen des Landesbauernverbandes in Zahrensdorf (Landkreis Ludwigslust-Parchim). 

21.000 Beschäftigte in Land- und Ernährungswirtschaft

Dieses Treffen gegen Ende der Getreideernte ist traditionell Bestandteil von Schwesigs Sommertour durch das Land. „Ich möchte den Beschäftigten in der Landwirtschaft meinen Dank und meinen Respekt aussprechen. Sie leisten unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit und sorgen dafür, dass wir gutes Essen auf unseren Tischen haben“, sagte die Ministerpräsidentin. Nach ihren Angaben sind landesweit etwa 21.000 Menschen in der Land- und Ernährungswirtschaft beschäftigt, weitere 14.000 in Verarbeitungsbetrieben. 

Bauernproteste 

Viele der Bauern hatten sich um den Jahreswechsel an den bundesweiten Protesten gegen die Streichung der Agrardiesel-Subventionen und zusätzliche Umweltauflagen beteiligt. Schwesig sprach sich dafür aus, die Landwirte bei der Umstellung auf ökologische Kraftstoffe zu unterstützen. Kritisch äußerte sie sich zu den Plänen der Bundesregierung zur sogenannten Stoffstrombilanz. Das schaffe mehr Bürokratie, ohne wirklich zum Gewässerschutz beizutragen. „Die Landwirtschaft in Deutschland braucht eine Perspektive. Dafür werden wir uns einsetzen“, versprach Schwesig. 

Kritik vom Bauernverband 

Landesbauernpräsident Karsten Trunk hatte im Rahmen einer ersten Erntebilanz jüngst unter anderem zunehmende Beschränkungen im Pflanzenschutz beklagt, wodurch Ertragsausfällen etwa beim Raps drohten. „Ein massiver Schädlingsbefall seit dem Herbst lässt hier schlechte Erträge befürchten“, sagte Trunk. Den Bauern würden immer weniger geeignete Spritzmittel zur Verfügung stehen. 

Landwirte brauchten wie auch Ärzte in der Humanmedizin aber eine breite Palette von Wirkstoffen. In der Europäischen Union sei dies erkannt und die geplante Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln zurückgezogen worden. „Deutschland hingegen steht auf der Bremse und bedroht mit dem „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ zunehmend den Anbau von Getreide und Ölfrüchten in Deutschland“, kritisierte Trunk. Wegen des unbeständigen Wetters erwarten die Landwirte in MV in dieses Jahr eine durchschnittliche bis gute Getreideernte. Die Ergebnisse seien regional unterschiedlich. 

„Aufgrund der bisweilen heftigen Niederschläge sind die Erträge und Qualitäten nicht ganz so gut wie erhofft“, konstatierte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). Die anfängliche Euphorie bei den Ernteerwartungen sei nun der Realität gewichen. Prognosen gingen bei der Wintergeste von 74 Dezitonnen je Hektar aus, was einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr bedeute. Beim Winterraps werde aufgrund von Spätfrösten und dem Auftreten des Rapserdflohs ein Rückgang um 2 auf 34,5 Dezitonnen je Hektar erwartet. Für Winterweizen werde zwar mit Erträgen wie 2023 gerechnet, jedoch sei der Proteingehalt vielfach zu gering, um als Qualitätsweizen eingestuft zu werden. 

Auch Backhaus übte Kritik am Agieren der Bundesregierung im Agrarbereich. „Die Branche ist systemrelevant. Ich glaube, dass die Ampelfraktionen in Berlin immer noch nicht verstanden haben. Was jetzt kommen muss, sind gut ausgestattete Budgets für die Landwirtschaft und die ländlichen Räume, ein massiver Bürokratieabbau, steuerliche Begünstigungen beim Einsatz von Biokraftstoffen sowie ein praxistaugliches Wolfsmanagement“, forderte der SPD-Politiker. Neben der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Betriebe bereite ihm die Enttäuschung und der Vertrauensverlust in die Politik große Sorge. Das kürzlich beschlossene Agrarpaket des Bundes habe nicht zur Verbesserung der Lage beigetragen.